Mit dem Stammapostel zum ersten Mal nach Afrika

In Archiven stöbern, das hat einen Hauch von Abenteuer. Tagebücher durchblättern oder Fotos entdecken, das geht auch online – zum Beispiel im digitalen Lesesaal beim Zentralarchiv der Neuapostolischen Kirchen Nordrhein-Westfalen (Deutschland). Da gibt’s Einblicke in ein Ereignis, das in diesen Tagen Jubiläum feiert: der erste Besuch eines Stammapostels in Afrika.

Neu ist die Internet-Filiale des Zentralarchivs zwar nicht, wohl aber neu gemacht – und das im Doppelsinn: Aufgeräumt, klar gegliedert und einladend präsentiert sich das Online-Angebot in einer neuen Gestaltung. Richtig neu ist aber die Aufbereitung der Informationen: Hier wird weniger aufbereitetes Material präsentiert als ein Zugang zu Originaldokumenten.

Aus dem Tagebuch des Stammapostel

Es fühlt sich fast wie „dabei sein" an, wenn man im digitalen Lesesaal stöbert: ein handgeschriebener Reiseplan, die Route auf einer Karte aus alten Tagen, jede Menge Fotos und dann das Tagesbuch von Stammapostel Walter Schmidt. Nur Stichworte hat er notiert, doch die geben einiges darüber preis, wie er seine Afrika-Reise erlebte.

Noch nie hatte ein neuapostolischer Kirchenleiter afrikanischen Boden betreten – bis Stammapostel Schmidt am Morgen des 9. April 1965 in Johannesburg (Südafrika) aus dem Flugzeug stieg: „9.30 Uhr deutsche Zeit, afrikanische Zeit 10.30 Uhr“, wie er akribisch in seinem Notizbuch festhielt.

Prächtiger Gesang und weite Anreise

„Besondere Merkmale: Prächtiger Gesang“, heißt es im Eintrag vom 11. April, verfasst nach dem ersten Gottesdienst des Stammapostels in Afrika.7200 Geschwister waren in einer Eishalle in Johannisburg zusammengekommen, weitere 2700 in Nebenräumen. Häufig saßen Besucher auch bei späteren Gottesdiensten auf dem Fußboden, weil gar nicht genügend Stühle herbeigeschafft werden konnten.

„In Port Elizabeth gibt es 5 Gemeinden mit 3188 Geschwistern!“, notiert Stammapostel Schmidt begeistert bei seiner Ankunft dort am 13. April. Und einen Tag später nach dem Gottesdienst: „Sehr viele Geschwister hatten eine Anreise von 250 Meilen hinter sich.“ Während seiner Rundreise durch Südafrika sowie Sambia und Simbabwe (ehemals Nord- und Südrhodesien) bedient er mehr als 43.000 Gottesdienst-Besucher und legt 25.000 Flugkilometer zurück.

Reise hinterlässt tiefe Eindrücke

Viele Einträge lesen sich sachlich-nüchtern, fast schon technisch-kühl: etwa „Besondere Vorkommnisse: nachts im Hotel Zimmerbrand“ vom 14. Juni in Port Elizabeth oder tags darauf „Begrüßung durch 3000 – 4000 Geschwistern am Flughafen“ in Kapstadt. Ähnlich beim Rahmenprogramm: „Fahrt zum Tafelberg, Höhe 833 m, Kabellänge 1.350 m“.

Doch die Reise hinterlässt tiefe Eindrücke beim Stammapostel: „In Südafrika, Rhodesien bis hinauf nach Sambia boten sich meinem Auge Landschaften, die mit europäischen Verhältnissen unvergleichbar sind“, schreibt er für Kalender „Unsere Familie“ in der Ausgabe von 1966. Und über die Menschen berichtet er: Sie „lieben ihre Heimat, ihre Sitten und Gebräuche, pflegen ihren eigenen Lebensstil und achten trotz aller Armut und Bescheidenheit auf ihre Stammeswürde.“

Ein Glaubensgrund, ein Liebesbund

Seine Afrika-Reise hatte der 75-Jährige angetreten aus dem Wunsch, „auch seinen afrikanischen Geschwistern einmal persönlich zu dienen und ihre Gemeinden, ihren Glaubesstand und ihre Lebensverhältnisse aus eigener Anschauung kennenzulernen“, heißt es in seiner Biografie. Das Fazit von Stammapostel Schmidt: „Mir war es zeitweise so, als sei ich in die Zeit der Urkirche versetzt gewesen. – Man fühlte, sie waren Brüder und Schwestern in Christo. – Bei meinem Dienen habe ich an allen Plätzen bestätigt gefunden: Ein Glaubensgrund, ein Liebesbund, ein Herz und eine Seele.“

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