Seine Epoche: Aufbau und Stabilität

Fast 30 Jahre lang leitete er die Geschicke der Neuapostolischen Kirche in Australien: Bezirksapostel Otto Gerke, der vor 110 Jahren geboren wurde. Ein Rundgang durch die bewegte Kirchengeschichte auf dem Kontinent.

Wer in den „Australia District News “ blättert, der stößt immer wieder auf den Name Otto Gerke. Meist geht es dabei um das Jubiläum einer Gemeinde. Tatsächlich war er der Bezirksapostel, dem die Neuapostolische Kirche in Australien eine rege Aufbautätigkeit zu verdanken hat. Doch dem waren schwierige Zeiten vorausgegangen.

Otto Wilhelm Waldemar Gerke wurde am 31. Januar 1908 in Braunschweig (Deutschland) geboren und im Mai des selben Jahres versiegelt. Zwei Jahre später wanderte seine Familie nach Australien aus - zusammen mit dem späteren Apostel Jakob Dietz in einer Gruppe von 237 zumeist neuapostolischen Weggefährten. Organisiert hatte diese Übersiedlung der damalige Apostel Heinrich Friedrich Niemeyer.

Das australische Schisma

Während Otto Gerke aufwuchs, kam es zum Bruch innerhalb der australischen Kirche. Als elfter Apostel der neuen apostolischen Bewegung zählte H. F. Niemeyer zu jener frühen Generation, die in ihren Gebieten unabhängig arbeiteten. Das kollidierte mit der Führungsrolle des entstehenden Stammapostelamtes.

Apostel Niemeyer trennte sich von der Einheit der Apostel, wie es Stammapostel Hermann Niehaus in einem Rundschreiben vom August 1912 formulierte. Daraus ging die „Apostolic Church of Queensland“ hervor. Heute pflegen die beiden Kirchen einen respektvollen Umgang miteinander. Dazu gehören Einladungen und Besuche der Kirchenleiter zu offiziellen Anlässen wie etwa Jubiläen.

Vom Diakon zum Apostel

Nach dem Schisma kümmerte sich Priester Jakob Dietz – ab 1926 als Apostel – um die wenigen verbliebenen Familien. Er setzte Otto Gerke 1928 zum Diakon – mit dem Auftrag, in Brisbane eine Gemeinde zu gründen. Der junge Mann begleitete den Apostel über viele Jahre hinweg, um seine Gottesdienste zu übersetzen – vom Deutschen ins Englische.

Weitere Unterstützung erhielt der kränkelnde Apostel Dietz ab 1937 durch seinen späteren Nachfolger Arno Abicht. Dieser betreute als Bezirksapostel nicht nur Australien (ab 1947), sondern auch Südafrika (ab 1954) und ab 1957 sogar noch Südamerika. Ihm stand ab 1953 in Australien ein neuer Apostel zur Seite: Otto Wilhelm Waldemar Gerke.

Wiederaufbau und Ausbau

Als Bezirksapostel Abicht im Herbst 1957 an den Folgen eines Verkehrsunfalls starb, hinterließ er seinem Nachfolger ein Fundament, auf dem es im wahrsten Sinne des Wortes aufzubauen galt. Er hatte die zahlreichen aus Europa, Südafrika und Südamerika eingewanderten Kirchenmitglieder dazu animiert, sich nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten niederzulassen.

So waren im Süden Australiens viele neue Gemeinden entstanden. Seit dem Tod von Apostel Dietz im Jahr 1941 waren allerdings keine neuen Kirchen gebaut worden. Eine Aufgabe, die der neue Bezirksapostel Gerke den beschränkten Mitteln zum Trotz anging. „Wir wollen zupacken und damit beginnen, Kirchen zu bauen. Und die Kosten wollen wir niedrig halten, indem wir so viel möglich selbst machen“, lautete sein Appell an die Glaubensgeschwister.

Nicht nur im Inneren, sondern auch im Äußeren leistete Bezirksapostel Gerke seine Aufbauarbeit: In den späteren Jahren seiner langen Amtszeit dehnte sich sein Arbeitsbereich auf die Länder und Inselstaaten rund um Australien aus. Nach seiner Ruhesetzung im Juni 1985 konnte Otto Gerke gemeinsam mit seiner Ehefrau fast 20 Jahre lang einen beschaulichen Lebensabend verbringen, bevor er im Mai 2005 verstarb. Die Trauerfeier führte der heutige Bezirksapostel Andrew Andersen durch.

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