Gott interessiert sich für mich – über das Beten

Beten muss man lernen. Das gilt nicht nur für Kinder. Dabei ist Glaube ohne Gebet kaum vorstellbar. Beides gehört zusammen: Der Glaube will sprechen, stummer Glaube tut weh. Eine Betrachtung in drei Teilen.

„Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen“, antwortete Jesus seinen Jüngern, als sie ihn auf das Gebet ansprachen. „Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet“ (aus Matthäus 6,7.8). Ein Gebet muss also nicht Stunden dauern oder aus vielen schönen Sätzen bestehen – es soll vom Herzen kommen und ehrlich sein. Dabei hilft die Gewissheit, dass Gott bereits weiß, warum ich zu ihm bete.

Für viele Menschen bleibt das ein frommer Wunsch. Sie beten, weil man das so macht oder weil es Teil der Erziehung war. Das ist ja immerhin schon etwas und nicht zu bemängeln. Jedes Gebet ist willkommen, auch wenn es auswendig gelernter Text ist und immer wiederholt wird. „Gebet ist das Atemholen der Seele“, sagte John Henry Newman (1801–1890), englischer Kardinal und bedeutender Publizist seiner Zeit. Doch der Umkehrschluss daraus lautet: Atemholen muss jeder Mensch, das gehört zum Leben. Also muss jeder Christ beten, weil es zum Glauben gehört.

Öffentliche und private Gebete

Ganz so selbstverständlich scheint das nicht zu sein. Wenn der Mensch vom Beten spricht, denkt er unwillkürlich an den Gottesdienst. Dort wird gebetet, das ist klar und wird erwartet. Gottesdienst ohne Gebet geht nicht. Sei es singend oder sprechend, spontan oder vorgesagt – Gebete gehören in den Gottesdienst. Andererseits sind die öffentlichen Gebete im Gottesdienst nur die eine Hälfte. Es gibt auch private Gebete. Beten ist nicht einzig auf den Gottesdienst beschränkt, im Gegenteil: Das Gebet im Gottesdienst soll den Menschen dazu ermuntern, selbst auch zu beten. Und das nicht nur in schwierigen Situationen, aus denen es keinen Ausweg mehr zu geben scheint – aus tiefer Not schrei ich zu dir –, sondern in allen Lebenslagen.

Warum ist das wichtig zu betonen? Weil das Gebet einen wesentlichen Ausdruck für die Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen darstellt. Im Katechismus heißt es: „Im Gebet erfährt der Glaubende: Gott ist gegenwärtig, Gott hört, Gott antwortet“ (KNK 13.1). Eigentlich kann sich der Gottgläubige nichts Schöneres wünschen: Wenn er doch weiß, dass Gott die Gebete hört, kann er zufrieden sein. Und doch stellen sich viele Menschen die Frage, ob das wirklich so sei. Sie suchen Beweise dafür, dass dies gar nicht möglich sei: „Gott hat bestimmt anderes zu tun, als alle Gebete zu hören.“ Oder: „Es ändert sich nichts in meinem Leben, ob ich nun bete oder nicht.“

Glaube und Gebet gehören zusammen

Zum Beten gehört also mehr als Traditionsbewusstsein oder öffentliches Gehabe. Das Gebet soll ehrlich sein und vom Herzen kommen. Nur dann können die gewünschten Wirkungen entstehen: Das Gefühl des Verstandenwerdens, die Ruhe, die einkehrt, die Sicherheit, nicht allein zu sein in dieser Welt. Das Gebet ist Ausdruck des Glaubens. Ohne den Glauben an seine Allmacht, sind die Ansprache an ihn und das Verlangen nach einer Antwort sinnlos. Warum sonst sollte man ihn anbeten, wenn man ihm nicht glaubt? Der Glaubende weiß, dass Gott alles kann, dass er ansprechbar ist und antwortet. Wer so betet, macht die Erfahrung, dass Gott ein Gegenüber ist, der hört und antwortet. Er interessiert sich für die Belange des Menschen und begleitet ihn auf seinem Weg.

Gott interessiert sich für uns! Deshalb: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet“ (Römer 12,12).

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Peter Johanning
29.01.2018
Lehraussagen, Gemeindeleben