Die Grundausrüstung fürs Gemeindeleben

Was braucht eine Gemeinde, um den Glauben zu leben? So unterschiedlich wie die Lebensverhältnisse, so verschieden sind weltweit die Wünsche. Doch was ist wirklich grundlegend? Einblicke in ein laufendes Projekt mit überraschenden Antworten.

Ein Baum statt ein Kirchenraum, ein Tisch als Altar und bestenfalls ein paar Gesangbücher: So sieht es in nicht wenigen neuapostolischen Gemeinden aus – zum Beispiel in den Flüchtlingscamps Ostafrikas. Und dennoch führen die Glaubensgeschwister dort ein inniges und freudiges Gemeindeleben.

„Eine Kirche, in der sich Menschen wohlfühlen und — vom Heiligen Geist und der Liebe zu Gott erfüllt — ihr Leben nach dem Evangelium Jesu Christi ausrichten und sich so auf sein Wiederkommen und das ewige Leben vorbereiten.“ – Das ist seit 2007 die offizielle Vision der Neuapostolischen Kirche. Und diesen ersten Satz im Katechismus hat Jean-Luc Schneider an Pfingsten 2013 unmittelbar nach seiner Ordination zum Programm erhoben.

Auf der Suche nach der Minimalausstattung

Dass diese Aussage mehr ist als schöne Worte, zeigte sich bereits wenige Wochen später in einem Interview mit der Zeitschrift „UF spezial“. Dort erläuterte der Stammapostel, dass für ihn zur Verwirklichung der Vision auch die strukturelle Ausrüstung der Gemeinde gehört: „Wir müssen uns darüber Gedanken machen: Was braucht eine neuapostolische Gemeinde als Minimalausstattung, um den neuapostolischen Glauben leben und erleben zu können?“, sagte er.

Dazu gehört für ihn nicht einmal ein Versammlungsraum. „Wir haben viele Gemeinden, die sich unter einem Baum versammeln. Es wird uns kaum gelingen, weltweit eine Kirche für jede Gemeinde zu bauen.“ Zum Grundbedarf zählt er: eine Bibel, Amtsträger, Hostien, den Katechismus, die Monatsschrift „Leitgedanken zum Gottesdienst“ und Lehrmaterial für Kinder.

Datenerhebung und Handlungsansätze

Genau in dieser Frage macht die Neuapostolische Kirche bereits Nägel mit Köpfen. Im Herbst 2013 beauftragte die Bezirksapostelversammlung eine Arbeitsgruppe, eine Strategie zur Förderung der Gemeindearbeit zu erstellen. Dazu wurde ein Kriterienkatalog erarbeitet und eine Bestandsaufnahme gestartet. Erste Analysen liegen vor, die aber noch vertieft werden müssen.

Wichtig ist der Kirchenleitung, dass sich aus der Untersuchung handfeste Handlungsansätze ableiten lassen. Schließlich sollen die Erkenntnisse in konkrete Förderprogramme münden. „Meines Erachtens ist das machbar, ohne das Leben unserer Gemeinden in Europa zu beeinträchtigen“, hatte Stammapostel Schneider schon seinerzeit in dem Interview mit „UF spezial“ gesagt.

Soziale und organisatorische Aspekte

Damit übernimmt Stammapostel Schneider auch bei diesem zentralen Thema einen Staffelstab aus den Händen seines Amtsvorgängers Wilhelm Leber. Der hatte das Stichwort „Wohlfühlgemeinden“ bereits 2008 auf die Tagesordnung gesetzt – allerdings mehr aus einem zwischenmenschlichen denn aus einem organisatorischen Blickwinkel: "Was zeichnet eine Wohlfühlgemeinde aus?", fragte Stammapostel Leber damals im „Kalender Unsere Familie“.

Seine Antworten: ein liebevoller Umgang miteinander, eine herzliche Gemeinschaftspflege, ein engagierter Kreis von Amtsträgern, ein „Jeder ist für den Anderen da“ und ein tolerantes Verhalten gegenüber unterschiedlichen Vorlieben und Interesse. Und schon da rückte der Stammapostel ein Pauluswort (aus Philipper 2,4) ins Blickfeld, dass auch heute noch mit Blick auf die internationale Gemeinschaft seine Gültigkeit hat: „Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient.“


Foto: NAC South East Africa

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Andreas Rother
24.08.2015
Gottesdienst, International, Gemeindeleben