Ein sicherer Hafen für die Gemeinschaft

Es ist eines der ungewöhnlichsten neuapostolischen Gotteshäuser überhaupt. Gerade haben die Glaubensgeschwister in dem Vorort Leiden bei Kapstadt ihre erste eigene Kirche bekommen. Und das Gebäude hat es gleich doppelt und dreifach in sich.

Es ist eine Kirche – daran gibt es keinen Zweifel: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“ – Diese Worte aus 1. Mose 28,17 stehen auf der Tafel, die Bezirksapostel Noel Barnes am 21. Juni 2015 enthüllte: an dem Gebäude im Osten von Kapstadt, dem neuen Heim der neuapostolischen Gemeinde „Leiden Central“.

Delft – ein sozialer Brennpunkt

Und es soll ein sicherer Hafen sein, vor allem für Jugendliche – in der Kriminalitätshochburg Delft. Rund 150.000 Menschen leben in diesem Township, das allgemein berüchtigt ist für schlecht ausgestattete Schulen, hohe Arbeitslosigkeit, Drogenmissbrauch und Bandenkriminalität. Ein geschützter Bereich als Treffpunkt ist das Ziel, um die jungen Leute von der Straße zu holen.

„Die Kirche dient der Gemeinschaft“, so lautet der Ansatz von Bezirksapostel Barnes. Und mit Gemeinschaft ist nicht nur die Kirchengemeinde gemeint, sondern auch die Stadtgemeinde. Denn die Aktivitäten sind offen für jeden, unabhängig von der Kirchenzugehörigkeit. Das erklärt die wohl einzigartige Bauweise von „Leiden Central“.

Kirchenschiff als Mehrzweckraum

Sicher, Mehrzweckgebäude kennt die Neuapostolische Kirche weltweit nicht wenige – aufgeteilt in ein Kirchenschiff, Gemeinschaftsräume sowie hier und da sogar eine mehr oder weniger große Sporthalle, wie etwa in Brampton oder Lindsay in Kanada. Doch, dass Gottesdienst, Geselligkeit und Sportaktivitäten sich ein und denselben Raum teilen, das ist ungewöhnlich.

Wo sonntags die Empore ist, da ist wochentags eine Tribüne. Auf dem Parkett, auf dem zum Gottesdienst die Stuhlreihen stehen, flitzen ansonsten Fußballer oder Volleyballer umher, je nachdem, wie die abnehmbaren weißen Markierungen platziert sind. Allerdings: Der Altarraum ist heilig, bleibt unangetastet, abgesondert durch eine bewegliche Trennwand.

Fußballturnier und Weihegottesdienst

So waren es die jungen Sportler, die als erstes das neue Gebäude in Besitz nahmen. Vier Mannschaften trafen zur Final-Runde eines Fußballturniers von neuapostolischen Jugendlichen aus der ganzen Region aufeinander. Die „Drum Majorettes“, uniformierte Formationstänzerinnen, der „Leiden Avenue Primary School“ machten den Auftakt. Die Partie um Platz drei gewann das Gemeinde-Team „Leiden Central“ gegen „Leiden 2“. Und den Titel holten sich „Erica North“ gegen „Erica West“. Zum Abschluss sangen alle Akteure und Zuschauer „We shall remain united“.

Mit der gleichen Hymne klang am Sonntag darauf auch der Weihegottesdienst für die neue Kirche aus. Zuvor hatte Bezirksapostel Barnes in seiner Predigt deutlich gemacht, dass der Altar der Mittelpunkt im Hause des Herrn ist und bleibt. Doch auch wenn die Kirche zuallererst ein Ort der Anbetung und des Gottesdienstes sei, solle sie auch als ein sicherer Hafen dienen – für viele in der Gemeinschaft und rund um die Gemeinschaft. Schließlich übergab er den Schlüssel zum Neubau an den Gemeindevorsteher, Evangelist Louw.

Geschichte eines rapiden Wachstums

Die Geschichte von „Leiden Central“ ist eng verknüpft mit dem rapiden Wachstum von Delft. Das Township entstand 1989 und besteht zu weiten Teilen aus staatlichen Siedlungen. Zu den Zugezogenen zählten viele Glaubensgeschwister, die zunächst den weiten und gefährlichen Weg zur Gemeinde Voorbrug auf sich nehmen mussten. Ab dem Jahr 2000 kamen sie im Haus eines Priester zusammen, bald entstanden weitere „Wohnzimmer-Gemeinden“: Leiden 1A, 1B und 1C. Verhandlungen mit der Schulverwaltung ermöglichten die Gründung von Leiden 2A und 2B, die in einem provisorischen Schulgebäude unterkamen.

Den Neubau einer Schule konnten die Glaubensgeschwister – neu gruppiert zu den Gemeinden Leiden 1, 2 und 3 – mitnutzen, als sich diese Kontakte vertieften: Bischof Adonis war gebeten worden, bei der Grundsteinlegung eine Bibellesung abzuhalten. Und auch der Chor und das Orchester beteiligten sich an der Zeremonie. 2004 fand sich ein Bauplatz für die eigene Kirche, 2006 war das Grundstück gekauft und am 6. April 2014 war der Grundstein gelegt. Heute zählt die Neuapostolische Kirche im Delfter Stadtbezirk Leiden mehr als 2000 Mitglieder.

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