Ein Novum: Zwei Bezirksapostel in einem Bezirk

Heute vor fünfzig Jahren traten zwei Bezirksapostel in den Ruhestand. Beide waren über elf Jahre gemeinsam in einem Bezirk tätig. nac.today blickt zurück auf ein Novum in der Neuapostolischen Kirche.

Gleichmäßig dröhnt das Rattern des D-Zuges Dortmund – Basel an einem heißen Sommertag des Jahres 1965. Scheinbar gedankenverloren, aber mit seiner Seele ringend, sitzt Bezirksapostel Ernst Streckeisen allein in einem Abteil. Er ist auf der Rückfahrt von Dortmund, wo ihn Stammapostel Walter Schmidt gebeten hat, zusätzlich die Betreuung der Glaubensgeschwister im Bereich Württemberg zu übernehmen. Er hatte dem Stammapostel sein „Ja!“ gegeben, wenn auch der Gedanke an seine schwerkranke Frau daheim wie eine schwere Bürde auf ihm lag. Der Gedanke „Wie wird alles gehen?“, ließ ihn nicht los.

In Schaffhausen wird Bezirksapostel Streckeisen plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Die Abteiltür öffnet sich, und vor ihm stehen Frau und Tochter und fallen ihm in die Arme: „Wir sind dir entgegengekommen, um dir zu sagen: Richte dein Amt aus, und lass dich nie aufhalten wegen uns!" Damit fällt eine große Last von dem Bezirksapostel ab.

Ruhesetzung in Württemberg/Süddeutschland

Schnell kam Mittwoch, der 18. August 1965, heran. An diesem Tag reiste Stammapostel Schmidt nach Stuttgart, um die beiden Bezirksapostel Georg Schall und Gotthilf Volz in den Ruhestand zu versetzen und den Bezirksapostel Streckeisen im zusätzlichen Arbeitsbereich einzuführen. Im Abendgottesdienst würdigte der Stammapostel die aufopfernde und jahrelange Tätigkeit der beiden Apostel. Er widmete ihnen das Bibelwort aus Lukas 12,42: „Wie ein großes Ding ist’s um einen treuen und klugen Haushalter, welchen der Herr setzt über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit ihre Gebühr gebe!“ Zum Schluss stellte er den Geschwistern den künftigen Bezirksapostel Ernst Streckeisen vor.

Georg Schall – eine gütige Vaterfigur

Georg Schall erblickte am 8. Februar 1886 in Steinenkirch, Kreis Göppingen, das Licht der Welt. Als junger Mensch lernte er das Erlösungswerk Gottes kennen und wurde 17-jährig aufgenommen und versiegelt. 1907 empfing er seinen ersten Amtsauftrag. Als Bezirksevangelist rief ihn Stammapostel Niehaus im Jahre 1920 nach Frankfurt, um dort den neu gesetzten Stammapostelhelfer Johann Gottfried Bischoff zu entlasten. In Frankfurt empfing er 1923 das Apostelamt. 1927 hieß es für ihn, von Frankfurt Abschied zu nehmen und nach Württemberg zurückzukehren. Der dortige Bezirksapostel Karl Gutbrod bedurfte dringend einer tatkräftigen Unterstützung. Georg Schall zeichnete sich in allen Amtsstufen und Aufträgen durch seine väterliche Güte und Milde aus – unter den Glaubensgeschwistern wurde er liebevoll „Onkel Schall“ genannt.

Gotthilf Volz – ein schwäbischer Patriarch

Gotthilf Volz wurde am 13. Februar 1893 in Sindelfingen geboren. Über seine Kindheit und Jugendzeit ist wenig bekannt; wie es überhaupt nur spärliche Aufzeichnungen über ihn gibt. Obwohl er mit einem starken Willen ausgestattet war und seine Ziele beharrlich verfolgte, bestimmte sein stets mildes und gewinnendes Wesen seine Persönlichkeit. Dies machte ihn im irdischen Leben zu einem erfolgreichen und beliebten Geschäftsmann und im Erlösungswerk Gottes zu einem segensbringenden und geachteten Amtsträger. Dabei standen für ihn die Geschwister im Bezirk und das Wohlergehen der Mitarbeiter in dem von ihm gegründeten Elektrogerätewerk stets im Vordergrund.

Mit der Ruhesetzung der Apostel Schall und Volz ging eine besondere Ära in Württemberg zu Ende. Bezirksapostel Schall, der seit dem Jahre 1938 den Bezirk Württemberg leitete, hatte 1954 Bezirksapostel Gotthilf Volz zur Unterstützung an die Seite gestellt bekommen. Grund für die außergewöhnliche Regelung waren Unstimmigkeiten in den Ämterkreisen einiger württembergischer Bezirke, die mit der Verkündigung der Botschaft des Stammapostels zusammenhingen.

Was zunächst als Interimslösung gedacht war, hatte sich zu einer 10-jährigen segensreichen Zusammenarbeit der beiden Bezirksapostel entwickelt.

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