Afrika-Süd schlägt neue Notenseiten auf

Das Fernsehen berichtet. Gemeinden proben. Und nächstes Wochenende gibt es reihenweise Konzerte: Im südlichen Afrika kommt dieser Tage ein neues Gesangbuch raus – in einer der meistbenutzten Sprachen der Neuapostolischen Kirche.

Unter der Dusche trällert so mancher vor sich hin. Doch nicht jedes dieser „Werke“ schafft es als ein großes Halleluja in das Gesangbuch der eigenen Kirchen. Ganz anders bei Apostel Jacques Eugene Cronjé. Er gehört zur Komponisten-Arbeitsgruppe der Gebietskirche Afrika-Süd.

Regionale Musikkultur im Blick

Das Gremium entstand im November 2003 – damals noch im Arbeitsbereich Cape – mit dem klaren Auftrag, möglichst viel regionale Kultur in die kirchliche Musikliteratur einzubringen. Erstes Ergebnis war das Kinderchorbuch „Bright and Beautiful“ (2006), jüngstes Werk eine neue Männerchorsammlung (2011).

Mittendrin entstanden Beiträge zum offiziellen Gemeinde-Gesangbuch in englischer Sprache, das 2008 veröffentlicht wurde. Diese Sammlung umfasste nicht nur ein Repertoire unterschiedlicher Stilrichtungen. Auf großen Anklang stießen auch die regionalen Eigenkompositionen, berichtete Kirchensprecher Kenny Kotze.

Allerdings: Englisch ist längst nicht die einzige Sprache und erst recht nicht die Muttersprache, die im südlichen Afrika von weiten Teilen der Kirchenmitglieder gesprochen wird. Deshalb erhielt die Komponisten-Arbeitsgruppe 2012 den Auftrag, ein weiteres Gemeinde-Gesangbuch zu erarbeiten.

Weltweit wichtiger als Spanisch

Satte elf Amtssprachen kennt Südafrika, das Kernland der Gebietskirche. Zwar hat sich Englisch als allgemeine Verkehrssprache durchgesetzt. Doch auch das zuvor dominierende Afrikaans bleibt in breitem Gebrauch. Rund 22 Millionen Menschen beherrschen die aus dem Niederländischen hervorgegangene Sprache, deutlich mehr als die Hälfte davon auf muttersprachlichem Niveau.

In der Neuapostolischen Kirche ist Afrikaans seit den frühen 1930-er Jahren als Gottesdienst-Sprache im Gebrauch. Das hatte Apostel Heinrich Franz Schlaphoff eingeführt, kurz nachdem er die Verantwortung für den Arbeitsbereich im gesamten Süden Afrikas übernommen hatte.

Heute zählt Afrikaans zu den Top Ten der meistverbreiteten Sprachen in der Neuapostolischen Kirche. Unter den Amtsträgern rangiert sie mit Platz acht noch vor der Weltsprache Spanisch. Der Schwerpunkt liegt in westlichen Südafrika, wo etwa 50 Prozent der Mitglieder Afrikaans sprechen. Im östlichen Südafrika sind es hingegen nur etwa zehn Prozent.

Volles Programm zum Auftakt

Insgesamt 285 Lieder enthält das neue Afrikaans-Gesangbuch. Im Gegensatz zu seinem Vorläufer ist es keine Eins-zu-Eins-Übersetzung des englischen Gesangbuchs. Denn 86 Stücke hat die Arbeitsgruppe eigens dafür komponiert.

Eins davon heißt „Sing Hom 'n loflied“ und trägt die Nummer 56. Komponist Apostel Cronjé hatte festgestellt, dass in der entstehenden Sammlung noch zweierlei fehte: Loblieder und Bibeltexte. Der Gedanke an den Psalm 150 und die musikalische Idee dazu seien ihm morgens beim Duschen gekommen, erzählt er.

„Sing Hom 'n loflied“ gehört zu den Liedern, mit denen das neue Gesangbuch vorab eingeführt wurde: Dazu gehörten eine Video-Übertragung aus der Konzertkirche Silvertown im Mai 2017, ein Übungsprogramm samt Downloads von Noten und Hörbespielen seit Juni oder auch die laufenden Sendungen in NAC TV samt „Sing-alongs“ zum heimischen Mitüben.

Geplant sind zudem Konzerte überall in der Gebietskirche am Einführungswochende, 2./3. September. Für die Komponisten ist die Arbeit damit längst nicht getan. Denn mit Lozi und Xhosa gibt es noch weitere vielbenutzte Sprachen im südlichen Afrika. Ob dafür auch Inspirationen aus dem Duschkopf sprudeln?

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Andreas Rother
26.08.2017
Südafrika, Lieder, Gesang, Musik, Gemeindeleben