Am Puls der Zeit: die Apostelversammlung

Ein Herz und eine Seele: Unter dieser Devise steht an Pfingsten neben dem Zentralgottesdienst auch die Apostelversammlung. Doch während das eine in aller Öffentlichkeit mitzuerleben ist, läuft das andere hinter verschlossenen Türen. Was passiert da?

Von der allerersten Apostelversammlung berichtet die Apostelgeschichte im Kapitel 15. Darauf bezog sich Stammapostel Wilhelm Leber beim Pfingsttreffen 2013: Das urchristliche Apostelkonzil in Jerusalem zeige, wie sich die Einheit der Kirche pflegen lässt. Dabei sei Petrus zwar Wortführer gewesen, habe aber die Dinge nicht allein entschieden, sondern in der Beratung mit den Aposteln.

Einheit in der Lehre

Die Einheit unter den Aposteln zu pflegen, das gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Stammapostels. Das beschreiben die Statuten der Neuapostolischen Kirche International (NAKI). Ein Mittel dazu sind die Apostelversammlungen. Solche Treffen – zu den unterschiedlichsten Anlässen – sind Tradition mindestens seit 1905. Doch ein besonderes Gewicht haben sie, wenn sie zu Pfingsten stattfinden – dann, wenn das Einssein der weltweiten Gemeinde ohnehin im Fokus steht.

Im ganz großen Rahmen – als weltweite Konzile – fanden die Pfingstversammlungen von 1990 bis 2010 im Drei-Jahres-Rhythmus statt, zuletzt in Kapstadt: 342 der damals insgesamt 351 Apostel nahmen an dem Treffen teil. Auf der Tagesordnung standen die Neufassung der Glaubensartikel, die neue Gestaltung des Gottesdienstablaufes und eine Abstimmung über die Revision der NAKI-Statuten.

Programmatische Aussagen

Seit die internationalen Apostelversammlungen durch Delegiertentreffen ersetzt worden sind, umfassen die Pfingsttreffen durchweg die Vertreter einzelner Kontinente. Sie sind geprägt von einer geistlichen Ansprache des Stammapostels, die auch deutliche programmatische Akzente enthält. Wie etwa an Pfingsten 2011 in Dresden (Deutschland): „Wir nehmen kritische Stimmen grundsätzlich ernst“, sagte Stammapostel Leber damals vor dem Hintergrund von Diskussionen um das neue Kirchenverständnis. „Und wir setzen uns inhaltlich mit kritischen Stimmen auseinander – so lange es geht“, benannte er die Grenzen: „Es muss schon sachlich bleiben.“

Mit dem Wechsel in der Kirchenführung rückten solche programmatischen Aussagen noch stärker ins Rampenlicht. Etwa an Pfingsten 2012 in Köln: „Ich möchte neuapostolisch sein ohne Komplexe und ohne Hochmut“, sagte der designierte Stammapostelhelfer Jean-Luc Schneider am Vortag seiner Beauftragung. Und erst recht an Pfingsten 2013 in Hamburg vor der Ordination zum Stammapostel: „Als Apostel und Botschafter an Christi Statt kämpfen wir nicht für das Überleben der Neuapostolischen Kirche, sondern für den Herrn Jesus Christus“, sagte er mit Blick auf den Rückgang der Mitgliederzahlen in Europa.

Konkrete Zielvorgaben

„Das ist mein Programm für Afrika“, lautete schließlich die Ansage von Stammapostel Schneider an Pfingsten 2015 in Lusaka (Sambia). Auf dem Kontinent, auf dem gut 80 Prozent der neuapostolischen Kirchenmitglieder leben, gebe es viele Herausforderungen. Unter anderem ging er auf die wirtschaftliche Entwicklung und auf den Wunderglauben ein.

Einen Großteil des Vormittags verwandte der Stammapostel allerdings auf das Bildungssystem in Afrika. „Die Bildung unserer Mitglieder steigt stetig. Das hat Auswirkungen auf unser innerkirchliches Ausbildungssystem.“ Die religiöse Bildung müsse Schritt halten. „Ich bitte euch, meine lieben Apostel, diese beiden Aufgaben zu priorisieren: Lehrt die Amtsträger und richtet in allen Gemeinden eine Sonntagsschule für Kinder ein.“ Solch konkrete Zielvorgaben gab es bislang selten bei den Pfingstversammlungen.

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