Dem dreifachen Amen auf der Spur

„Amen“, das heißt so viel wie „wahrlich, so sei es“. Doch es gibt noch eine Steigerung dieser Bekräftigungsformel: das dreifache Amen, in der Neuapostolische Kirche am Ende des Gottesdienstes. Woher kommt es? Was bedeutet es? Eine Spurensuche.

In dem einzelnen Wort „Amen“ steckt viel mehr als eine einfache Bestätigung. Das hebräische Original wird auch übersetzt als „sich festmachen, sich verankern“. Denn es geht zurück auf ein Verb mit der Bedeutung „fest, zuverlässig, sicher sein“. Die gleiche Wurzel hat auch das hebräische Wort für „Glaube“.

Einfach und zweifach in der Bibel

„Amen“ ist eine Antwort: Im Alten Testament dient es nie der Bekräftigung eigener Worte, sondern der Bestätigung von Aussagen, Gebet und Segen anderer. Zwar taucht es in den Spätschriften, auch Apokryphen genannt, als Abschluss eines eigenen Gebetes im Buch Tobias auf, allerdings nur in der Tradition der ersten griechischen Übersetzung, der so genannten Septuaginta. Aber auch im Neuen Testament drückt das Amen eine Zustimmung oder Aneignung von Gehörtem aus, vor allem in der Offenbarung.

Ein zweifaches Amen ist aus der Bibel ebenfalls gut bekannt. Es findet sich unter anderem in den Psalmen (41,14; 72,19) und ausdrücklich als Antwort der Gemeinden unter anderem im Buch Nehemia (8,6): „Und Esra lobte den Herrn, den großen Gott. Und alles Volk antwortete: Amen! Amen!“

Etwas besonderes ist das doppelte Amen, mit dem Jesus viele seiner Aussagen einleitet und das häufig mit „wahrlich, ich sage euch“ übersetzt wird (zum Beispiel Mt 10,23; 19,28). Darin ist, wie bei der alttestamentlichen Prophetenformel „So spricht der Herr“, der Ausdruck göttlicher Vollmacht für das Gesagte zu sehen. Offenbarung 3,14 nennt das Amen als einen der Namen Jesu.

Dreifach im Gottesdienst

Allerdings – ein dreimaliges Amen ist in den gängigen Bibelübersetzungen nicht zu finden. Das scheint erst in den Gottesdiensten des früheren Christentums in Gebrauch gekommen zu sein: So beendete die Koptische Kirche ihr Benedictus-Gebet, das auf den Lobgesang des Zacharias in Lukas 1,68-79 zurückgeht. Und vom Tauf-Ritus der Ost-Kirche ist etwas Ähnliches überliefert: „Im Namen des Vaters, Amen – und des Sohnes, Amen – und des Heiligen Geistes – Amen.“

Die dreifache Wiederholung anderer Formeln ist ebenfalls bekannt: In Jesaja 6,3 findet sich ein „heilig, heilig, heilig“. Und die gleiche Formel wurde – nach einem Brief des Bischofs Clemens aus dem ersten Jahrhundert – wohl auch in der Gemeinde zu Korinth gesprochen. Ein dreifaches „Kyrie eleison“ („Herr, erbarme dich!“) stand am Schluss ägyptischer und äthiopischer Liturgien.

Mittlerweile findet sich das dreifache Amen an unterschiedlichen Stellen im Gottesdienst in vielen Kirchen – seien sie römisch-katholisch, orthodox oder protestantisch. Die Neuapostolische Kirche kennt es als Gottesdienst-Abschluss ähnlich wie seinerzeit die Katholisch-apostolische Gemeinde.

Bedeutung als Bekenntnis

Und worauf bezieht sich das dreifache Amen? Auch dazu gibt es unterschiedliche Erklärungen. Denkbar wären die Bekräftigung der drei Gottesdienstelemente Wort, Sakrament und Segen. Oder es ist eine Antwort auf den unmittelbar vorangehenden Schlusssegen. Der stammte für den Sonntagsgottesdienst zunächst aus 4. Mose 6:24 („Der Herr segne dich und behüte dich…“) und wurde Anfang der 1940er Jahre durch 2. Korinther 13,13 („Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus…“) ersetzt. Am wahrscheinlichsten ist mit Blick auf die Geschichte aber, dass sich das dreifache Amen auf die Dreieinigkeit Gottes bezieht.

Dass die Bekräftigungsformel durchaus mit Nachdruck gesungen werden darf, das machte schon in den 1950er Jahren ein Musikbeauftragter aus Süddeutschland in seinem Rundschreiben an die Gemeinden deutlich: „Das freudige und gläubige Bekenntnis zu dem vorausgegangenen Gottesdienst kann nicht bestimmt, geschlossen und freudig genug geäußert werden.“

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Andreas Rother
04.07.2015
Gottesdienst