Liturgie: Ritus, Zeremonie und noch viel mehr

Wie läuft eigentlich ein neuapostolischer Gottesdienst ab? Diese Frage wird häufig gestellt, vor allem, wenn Gäste etwa zu einer Taufe oder zur Konfirmation im Gottesdienst sitzen. Die Liturgieordnung der Neuapostolischen Kirche gilt weltweit und ist für alle Gottesdienste gleich.

Liturgie ist wie die Wände in einem Haus, wie das Rückgrat für den Körper: Immer wiederkehrende feste Formeln schaffen Sicherheit und Ordnung im gottesdienstlichen Geschehen. Die einzelnen Elemente des Gottesdienstes – beispielsweise Wortverkündigung, Sakramentsspendung, Segen – sind nicht willkürlich irgendwo platziert, sondern beziehen sich aufeinander, haben eine klare Reihenfolge. Und: Durch die fest vorgegebene Liturgieordnung wird dem Menschen klar, dass sich Gott ihm stetig zuwendet. Alle Gottesdienstbesucher erkennen die Verlässlichkeit Gottes und fühlen sich in seiner unwandelbaren Treue geborgen. Immer gleich, wie ein Kanon, ziehen die einzelnen liturgischen Stücke durch das vom Glauben erfüllte Leben mit.

Trinitarisch ist der Gottesdienst von Anfang an

Nach dem Eingangslied der Gemeinde folgt die trinitarische Eingangsformel: „In dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das sind keine zufälligen Worte. Vielmehr ist die Anrufung und Anbetung des dreieinigen Gottes die Eintrittskarte in einen würdigen Gottesdienst: Gott ist anwesend! Er wacht über sein Volk, er wacht über sein Wort.

Nach Gebet, Vorlesen des Bibeltextes und Gesang folgt die Predigt. In den neuapostolischen Gottesdiensten heißt das: Freies Sprechen des Wortes Gottes, 20 bis 25 Minuten lang in der Hauptpredigt plus weitere Predigtzugaben. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, sowohl für den, der predigt als auch für die Zuhörer. Im Katechismus heißt es dazu: „Die Auslegung dieses Bibelworts in freier Rede bildet den Kern der Predigt; sie wird vom Heiligen Geist erweckt. Das erlebt die Gemeinde bei den Worten dessen, der den Gottesdienst leitet, und ebenso bei den ergänzenden Predigtbeiträgen weiterer Amtsträger („mitdienen“). Die Verkündigung des Wortes Gottes durch mehrere Amtsträger mit unterschiedlichen Charakteren und entsprechenden Gaben trägt dazu bei, Aspekte der Predigt aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und dient somit der Vertiefung des Verständnisses für Gottes Willen“ (KNK 12.1.6.3).

Höhepunkt ist das Heilige Abendmahl

Es folgt ein Teil der Buße – die Gemeinde, jeder einzelne Glaubende verbeugt sich vor dem Herrn und sucht Frieden und Vergebung. Die Fußwaschung Jesu kommt in Erinnerung, die eigene Sündhaftigkeit auch. Bußlied, das gemeinsam gebetete Vaterunser, die Freisprache von Sünde und Schuld, die Aussonderung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi leiten die Feier des Heiligen Abendmahls ein. Jetzt kommt der Höhepunkt des Gottesdienstes. Christus selbst tritt in seine Gemeinde. „Inhalt und Bedeutung des Heiligen Abendmahls lassen sich lehrmäßig und rational nicht erschöpfend erschließen. Es steht in engem Zusammenhang mit dem Geheimnis der Person Jesu Christi. Im Heiligen Abendmahl werden die Wirklichkeit Gottes und seine Hinwendung zum Menschen unmittelbar erfahrbar. Das Heilige Abendmahl ist das zentrale Geschehen im Gottesdienst. Es nimmt auch im Bewusstsein und Leben des Gläubigen eine wesentliche Stellung ein“, sagt der Katechismus (KNK 8.2).

Zuletzt folgen Schlussgebet, Schlusssegen und Schlusslied. Der trinitarische Schlusssegen entlässt die Gemeinde in der Sicherheit, dass alles auf den dreieinigen Gott bezogen ist. Seine Gnade, Liebe und Gemeinschaft werden mitgehen.

Alle Lieder, alle Gebete, alle Handlungen, alle Gebete, alle Predigten, alle Segnungen und alle Sakramente im Gottesdienst unterliegen der Liturgieordnung der Neuapostolischen Kirche. Daran müssen sich alle Amtsträger der Kirche halten.

In einer kleinen Serie wird nac.today die einzelnen liturgischen Stücke beleuchten.

Foto: Frank Schuldt

Artikel-Infos

Autor:
Datum:
Schlagworte:

Peter Johanning
29.02.2016
Gottesdienst, Gemeindeleben