„Nein, ich habe keine Angst. Ich vertraue auf Gott“

Am Sonntag, 19. April 2015, feierte Stammapostel Jean-Luc Schneider den Gottesdienst in Dodoma, der Hauptstadt von Tansania. Darin verabschiedete er den langjährigen Bezirksapostel Shadreck Lubasi altersbedingt in den Ruhestand. Seinem Nachfolger, Joseph Opemba Ekhuya (45) übertrug er Amt und Auftrag, dem Bezirksapostelbereich Ostafrika als Bezirksapostel voranzugehen. Wenige Wochen zuvor führte nac.today ein Interview mit beiden Aposteln:

nac.today: Bezirksapostel Lubasi, Sie arbeiten nun schon zwei Jahre mit Ihrem designierten Nachfolger Joseph Ekhuya zusammen. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm, wie eng sind Sie miteinander verbunden?

Bezirksapostel Lubasi: Wir sind eigentlich fast wie eine Person. In vielen Punkten vertreten wir dieselbe Ansicht. Falls er etwas nicht weiß, versuche ich auf jeden Fall ihn zu informieren. Und er ist auch sehr kooperativ.

nac.today: Wie erreichen Sie das? Teilen Sie ein Büro?

Bezirksapostel Lubasi: Nein, jeder hat sein eigenes Büro. Aber wir bereden alle Dinge, die anfallen, zuerst. Wir telefonieren viel miteinander, fast jeden Tag. Wir diskutieren zum Beispiel die anstehenden Ordinationen. Und wir sprechen auch über Verbesserungsmöglichkeiten innerhalb der Kirche hier in Ostafrika.

nac.today: Und Sie, Apostel Joseph Ekhuya, haben Sie in den letzten Monaten die Arbeit des Bezirksapostels genauer untersucht? Welche Eindrücke haben Sie davon? Freuen Sie sich schon?

Bezirksapostelhelfer Ekhuya: Nun, es ist keine leichte Aufgabe, nach dem, was ich gesehen habe. Aber ich werde auf den Herrn vertrauen. Er kann mir die benötigte Weisheit und Hilfe geben.

nac.today: Sie haben also keine Angst davor?

Bezirksapostelhelfer Ekhuya: Nein, ich habe keine Angst. Ich vertraue auf Gott.

nac.today: Gibt es Dinge, an die Sie sich gewöhnen müssen, die Sie überraschen oder von denen Sie dachten, sie wären anders?

Bezirksapostelhelfer Ekhuya: Ja, es gibt natürlich einige Herausforderungen und Punkte, die mich überrascht haben, besonders wenn es um die Beziehungen zu den Gemeinden und den Amtsträgern geht. Mein Horizont hat sich diesbezüglich sehr stark erweitert.

nac.today: Es gibt in Ihrem Bezirksapostelbereich sehr viele unterschiedliche Sprachen. Wie sieht es damit aus?

Bezirksapostelhelfer Ekhuya: Die Sprachenvielfalt ist keine allzu große Herausforderung, denn wir sprechen alle Kiswahili und Englisch, und das ist ausreichend. Und darüber hinaus gibt immer wieder auch gute Übersetzer.

»Die Menschen stehen miteinander im Wettbewerb«

nac.today: Und Sie, Bezirksapostel Lubasi, hatten Sie größere Herausforderungen in der Koordination zwischen den drei Ländern Kenia, Tansania und Uganda, die ja zu Ihrem Verantwortungsbereich gehören? Wo liegen denn die Unterschiede zwischen den Ländern, soweit es die Menschen betrifft?

Bezirksapostel Lubasi: Nun, sehen Sie, in der freien Wirtschaft gibt es hier in Ostafrika einen harten Wettbewerb. Jedes Land will besser sein als das andere. Die Menschen stehen sozusagen miteinander im Wettbewerb. Das gilt auch in gewisser Weise bei uns, es gibt Vorurteile. Viele Menschen wollen lieber unabhängig sein. Und wenn man dann aus ihrer Mitte einen herausnimmt, der alle führen soll, wird es problematisch.

nac.today: Werden Sie denn als Bezirksapostel überall anerkannt?

Bezirksapostel Lubasi: Ja, aber ich komme auch nicht aus Ostafrika. Ich kam aus dem Ausland, bin also ein Ausländer.

nac.today: Und Sie, Apostel Joseph? Wie werden Sie das anfangen? Werden Sie akzeptiert werden?

Bezirksapostelhelfer Ekhuya: Ja! Die letzten 2 Jahre als Bezirksapostelhelfer haben mir sehr geholfen. Ich war in allen drei Ländern Ostafrikas unterwegs, habe die Apostel getroffen, mit ihnen geredet. Das hat sehr zur Reduzierung der Beziehungsschwierigkeiten beigetragen.

»Zuerst die Kompetenz«

nac.today: In den Ländern in Ostafrika gibt es viele Ethnien, viele Sprachen. Was heißt das für Ihre Arbeit?

Bezirksapostelhelfer Ekhuya: Das stimmt. In Kenia sind es 42 unterschiedliche Völker, in Tansania sogar 120 und in Uganda 19 mit jeweils eigenen Sprachen und Kulturen.

Bezirksapostel Lubasi: Wenn es um die Arbeit in unserer Kirche geht, schaue ich nicht, wer von wo kommt. Zuerst schaue ich auf die Kompetenz: Ist er in der Lage, die zugedachte Aufgabe zu leisten? Wenn dem so ist, bin ich glücklich, wenn er aus derselben Gegend kommt, in der er arbeiten soll.

Bezirksapostelhelfer Ekhuya: Im Moment gelingt uns das ganz gut. Bei der Beauftragung von Vorstehern haben wir darauf geachtet, dass die meisten Stämme auch vertreten sind.

nac.today: Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger für die Zukunft?

Bezirksapostel Lubasi: Ich wünsche ihm Erfolg und ausreichend Stärke. Ich weiß, dass es Leute geben wird, die sagen, dass er ihr Sohn sei, der von hier kommt – und dass er sie bevorzugen solle! So wie Aaron damals gezwungen war, weil Moses nicht da war: „Du kommst aus unserer Gegend und deswegen schaue nach uns.“ Ich bete dafür, dass er stark genug sein wird, dem zu widerstehen. Er ist ein Bezirksapostel für gesamt Ostafrika, und er kann nicht einen Stamm begünstigen. Zufällig kommt er aus einem Stamm oder einem bestimmten Bezirk, aber er ist der Bezirksapostel Ostafrikas, und seine Arbeit muss dies widerspiegeln. Das bedeutet ja nicht, dass er seine Leute vernachlässigt, aber sie dürfen keine besonderen Gefälligkeiten erwarten, weil sie von diesem Stamm sind.

Hintergrund

Joseph Opemba Ekhuya (45) übernahm am 19. April 2015 die Amtsgeschäfte als neuer Bezirksapostel für den Bezirksapostelbereich Ostafrika. Nach seiner Universitätsausbildung ging er nach Ruanda und anschließend für drei Jahre auf die Seychellen. In Mosambik arbeitete er vier Jahre lang. Anschließend kehrte er nach Kenia zurück. 2010 übernahm er die Geschäftsführung der neuapostolischen Hilfsorganisation KUMEA (Kujenga Maisha East Africa). Er wohnt in Nairobi, Kenia, ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er spricht Luhya, Kiswahili und Englisch. Der Bezirksapostelbereich Ostafrika umfasst die Länder Kenia, Tansania und Uganda. Dort arbeiten 38 Apostel und 17.500 weitere Amtsträger.

nak.org: Ruhesetzungen und Ordinationen in Ostafrika

nac.today: Generationswechsel in Ostafrika

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Peter Johanning
05.09.2015
Afrika, Struktur, Personalien