Als Seelsorger im Senegal

Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. So lautet ein afrikanisches Sprichwort, das auch im Senegal zuhause ist. Erlebnisse aus dem westafrikanischen Land, das der Stammapostel am kommenden Sonntag besucht.

Manchmal sind es kleine Augenblicke, die besonders berühren und viel zu sagen haben. So hat es Bischof Pascal Strobel erlebt. Als Seelsorger kennt er den Senegal seit dem Jahr 2001. Zu seinen Aufgaben dort gehört auch die Schulung von Amtsträgern.

Leben mit der Trauer ums Kind

In dieser Mission war er kürzlich unterwegs, als er einen Schlüsselmoment erlebte. Es ging um die Gestaltung von Trauerfeiern. Und die Teilnehmer konnten Fragen stellen: Ob man zum Beispiel die Namen aller Kinder des Verstorbenen nenne? So weit, so üblich. Doch dann: Nur die lebenden oder auch die toten Kinder?

„Das hat mich tief berührt“, berichtet der Bischof. Denn: Im Senegal ist die Kindersterblichkeit hoch. In Zahlen ausgedrückt: 5 von 100 Kindern sterben, bevor sie fünf Jahre alt geworden sind. Das ist etwa 15 Mal mehr als in Europa oder 10 Mal mehr als in Nordamerika.

„Es gibt kaum eine Familie, die noch nicht den Verlustes eines ihrer Kinder beweinen musste“, sagt Pascal Strobel: „Dieser Schmerz gehört hier leider viel zu häufig zum Leben der Menschen. Die Eltern berührt es sichtbar, wenn in den Gottesdiensten gepredigt wird von der Verbundenheit mit den Lieben, die schon in jener Welt sind, und von unserer Zukunftshoffnung, sie wiederzusehen.“

Singend aus der Kirche

Als freudig und entspannt erlebte der Bischof die Glaubensgeschwister in dem Land. „Man geht hier singend aus der Kirche“, erzählt er. Es ist erst der zweite Besuch eines neuapostolischen Kirchenleiters: Im Dezember 2007 war Stammapostel Wilhelm Leber in der Stadt Ziguinchor zu Gast.

Der Gottesdienst mit Stammapostel Jean-Luc Schneider findet indes in der deutlich kleineren Stadt Sédhiou statt. Das hat drei Gründe, erläutert Pascal Strobel: Zum einen liegt sie zentral und ist für viele Besucher einfach zu erreichen. Zum anderen hat die Kirche hier gute Unterstützung durch die Behörden. Und schließlich gibt es hier ein eingespieltes Organisationsteam, das 2015 schon den ersten Jugendtag im Senegal auf die Beine gestellt hat.

Buschfeuer im Anmarsch

Wie sehr Kinder im Mittelpunkt stehen, davon weiß auch Apostel Gert Opdenplatz zu berichten: Schauplatz war ein Dorf mitten im Busch, als Kirche diente eine aus Holzstäben und Blättern errichtete Umrandung eines Platzes unter einem hohen Mangobaum. Die Gemeinde umfasst beinahe die ganze Bevölkerung des Ortes.

„Wir feierten Heilige Versiegelung und Heiliges Abendmahl – und dann hörte man ein Prasseln und Zischen. Plötzlich wurde der Himmel dunkel“, erzählt der Apostel, der seit 1999 im Senegal aktiv ist. „Eine große Rauchwolke zog herauf, und Apostel Gomis bat mich, rasch Schlussgebet und Schlusssegen zu sprechen. Ein Buschfeuer war im Anmarsch. Die Geschwister müssten nun sofort zu ihren Häusern, um diese bestmöglich gegen die Flammen zu verteidigen.“

„Wir beteten, und ich sagte den Geschwistern, dass wir uns diesmal nicht per Handschlag verabschieden würden, sondern jeder zu seinem Haus gehen möge“, berichtet Gert Opdenplatz. „Aber die Mütter drängten sich mit ihren Kindern ganz eng um mich, hielten mir die kleinen Händchen entgegen, und es war jeder Mutter ein Bedürfnis, dass auch ihr Kleines mir die Hand geben konnte. Es waren sehr bewegende Augenblicke.“

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Andreas Rother
16.02.2017
Senegal, Stammapostelreisen, Gemeindeleben