Jona – der mit dem Fisch ringt

Würde diese Geschichte gesungen, könnte man sie als Moritat bezeichnen, als eine lehrreiche, moralische Lehre. Es kommt darin Vieles von dem zum Ausdruck, was auch Menschen in heutiger Zeit umtreibt: Wie stehst du zu deinen Mitmenschen, wie verantwortungsbewusst lebst du?

Von Berufs wegen ist Jona Prophet im alten Israel. Gott selbst macht ihn zu seinem Sprachrohr. Sein Auftrag: Nach Ninive gehen und die Menschen dort zur Umkehr und zur Buße bewegen. Doch Jona will nicht. Er weiß genau, was passiert: Die Menschen werden irgendwann einsichtig sein und er hat damit mächtig viel Arbeit. Also was soll’s – am besten erst gar nichts tun, das ist einfacher.

Er sträubt sich gegen seine Verantwortung und flieht. Nicht nach Osten geht es, gen Ninive, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Als könnte man vor Gott fliehen. Seine Flucht führt ihn ausgerechnet übers Meer. Dort verliert er buchstäblich den Boden unter seinen Füßen. Es kommt, wie es kommen muss: Ein gewaltiger Sturm zieht auf. Die Schiffsmannschaft braucht einen Sündenbock. Nur einer kann es sein: Jona! In ihrer Not schmeißen sie ihn über die Reling.

Sein Tod in stürmischer See ist besiegelt. Doch halt: Ein großer Fisch verschlingt ihn. Drei Tage und Nächte bleibt er gefangen. Schließlich spuckt ihn der Fisch wieder aus. Jona lebt, wenn auch mit Schrammen.

Nur eine nette Geschichte? Oder lehrreich?

Diese Geschichte kennt so oder so ähnlich wohl jedes Kind. Sie klingt eigentlich total unrealistisch, jedoch in heutiger Zeit mit den vielen bunten Computerspielen auch irgendwie gewohnt. Aber warum gleich alles als „nette Geschichte“ abtun, wenn sich trotzdem und offenkundig Lehren daraus ziehen lassen?

Was also ist die Lehre aus dieser Geschichte? Was sollen wir heute im 21. Jahrhundert damit tun? Hier ein paar Fakten zur Einordnung:

  • Ninive ist ein Synonym für Gottverlassenheit. Eine verruchte, von allen guten Geistern verlassene Stadt.
  • Jona hat keine Lust, sich diese lange Reise anzutun, wo er doch genau weiß, dass zuletzt ohnehin alles gut ausgehen wird. Er verweigert sich seinem Ruf.
  • Schließlich muss er doch gehen, wenn auch widerwillig. Er spürt, dass Gott stärker ist als er.
  • Es kommt wie es kommen muss: Die Menschen in Ninive tun tatsächlich Buße und ändern ihr Leben. Jona ist darüber so verärgert, dass er sich schmollend auf die Erde wirft und nur noch sterben will.

Typisch Mensch. Bloß nicht zu viel tun, nur nichts wagen. Und ohne Selbstbestimmung sowieso nicht!

Christen ziehen noch weitere Lehren:

  • Jona ist ein Platzhalter für Jesus Christus. Der kommt auch von Gott. Der lebt auch drei Tage und drei Nächte zwischen Leben und Tod. Der kommt auch wieder ans Licht, nachdem man ihn tot geglaubt hatte. Der predigt auch von Buße und Umkehr und Reue. Der gewinnt auch die Menschen um sich herum für Gott, jedenfalls die Willigen.
  • Und zuletzt – vielleicht die wichtigste Erkenntnis: So groß die Sünde auch ist: Gott ist da! Er lässt Menschen nicht allein, nur weil sie gesündigt haben. Das tun nur Menschen mit anderen Menschen. Gott schickt Rettung. Und selbst, wenn diese in schwachen und ungeschickten Menschen kommt, ist sie doch Rettung zum Heil der Seele. Du denkst, du könntest dich als Mensch vor Gott verstecken, doch das musst du gar nicht. Er liebt dich!



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Peter Johanning
17.07.2017
Gottesdienst, Lehrvermittlung