Gemeinsam zum Gotteshaus: Kirchenbau in Kinshasa

Süd, West, Nord-Ost – fast alle acht Himmelsrichtungen sind dabei. Und „Mitte“ gibt's doppelt. Benannt sind damit aber nicht die Gemeinden sondern die Apostelbezirke – einer einzigen Stadt. Ein Blick in die Metropole, die der Stammapostel dieses Wochenende besucht.

Mehr als 16 Jahre würde Bezirksapostel Michael Deppner brauchen, um in jeder einzelnen Gemeinde in Kinshasa einen Gottesdienst zu halten. Die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo zählt an die 1700 Gemeinden mit rund 130.000 aktiven Kirchenmitgliedern, um die sich etwa 8700 Seelsorger kümmern.

Tatsächlich macht der Bezirksapostel jeden Monat ein bis zwei Mal spontane Besuche in einer der Kinshasa-Gemeinden. „Ich fahre durch das Stadtgebiet, bis ich jemanden im schwarzen Anzug sehe“, berichtete er 2013 in einem Interview mit der Zeitschrift Unsere Familie. „Ich frage ihn, wo er hingeht, und dann fahren wir gemeinsam in die Gemeinde dieses Bruders.“

Kirchenmodelle zum Selber-Nachbauen

Das heißt aber nicht, dass der Bezirksapostel auch wirklich in einem offiziellen Kirchengebäude ankommt. Denn nicht einmal jede zehnte Gemeinde besitzt eine derartige Versammlungsstätte. Oft finden die Gottesdienste in den Häusern oder Höfen von Glaubensgeschwistern statt. Und manchmal bauen Gemeindemitglieder selbst eine Kirche, in den Anfängen aus Palmenblättern und Gras, heute eher in massiver Bauweise.

„Etwas anderes ist finanziell schlicht nicht möglich“, verweist Michael Deppner auf die begrenzten Ressourcen seiner Gebietskirche „DR Kongo West“. Unterstützung gibt es dennoch im Rahmen der Möglichkeiten. „Wir haben einige Kirchen als Modelle gebaut, die nicht teuer sind und von den Geschwistern nachgebaut werden können.“

Standortplanung mit Luftbildern

Die Gemeindemitglieder stellen dann die Backsteine selbst her, kaufen Zement oder brennen Ziegel. Wenn die Gebietskirche Material beisteuert, dann in Form von Wellblechplatten und Metalltüren. Holz kommt nicht in Frage. Denn das zerfressen die Termiten.

Wenn Gebäude unter der Regie der Kirchenverwaltung entstehen, dann sind es Zentralkirchen. Diese fassen zwischen 700 und 1000 Personen und haben ihren Standort nicht selten mit den Luftbildern von Google Earth gefunden. „Um jede Kirche im Stadtgebiet von Kinshasa ist ein Kreis von rund einem Kilometer gezogen. Es ist unser Ziel, dass Geschwister nicht mehr als einen Kilometer zur Zentralkirche laufen müssen.“

Wochengottesdienst am Morgen

Die Gottesdienste finden sowohl am Sonntag als auch am Mittwoch statt. Am Wochentag beginnt der Abendgottesdienst um 17 Uhr und dauert selten länger als eine Stunde – wegen der hereinbrechenden Dunkelheit. Denn die wenigsten Gemeinden haben Strom.

Allerdings: Rund 80 Prozent der Gemeinden feiern ihren Mittwochsgottesdienst morgens um 6 oder 7 Uhr. Für die Geschwister ist es so einfacher, am gleichen Tag ihrer Arbeit nachzugehen. Denn am Abend ist es schwierig, rechtzeitig zum Gottesdienst zurück zu sein.

„Diese Menschen müssen sehen, wie sie ihren Lebensunterhalt sichern“, macht Bezirksapostel Deppner deutlich. „Sie nehmen sich wirklich die Zeit, in den Gottesdienst zu gehen.“


Drei Tage, drei Gottesdienste – so sieht der Terminplan für Stammapostel Jean-Luc Schneider am kommenden Wochenende aus. Den Auftakt macht am Freitag, 8. Dezember 2017, ein Gottesdienst für Amtsträger. Im rund 1000 Kilometer entfernten Nordwesten folgt samstags ein Gottesdienst für die Geschwister in Gemena. Höhe- und Schlusspunkt ist, wieder zurück in Kinshasa, der Kinder-Gottesdienst samt Live-Übertragung im staatlichen Fernsehen.

Artikel-Infos

Autor:
Datum:
Schlagworte:

Andreas Rother, Sabine Astheimer
05.12.2017
Kirchen, Gottesdienstgebäude, Demokratische Republik Kongo, Gemeindeleben