Heute mangelhaft, morgen herrlich

Ein Trostbrief für die leidende Gemeinde damals, ein Trostgottesdienst für Leidtragende heute: Wo Menschen Mangel erleben, da schafft Gott Abhilfe. Aber manchmal ganz anders, als erwartet.

„Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.“ – So lautete das Bibelwort aus Philipper 4,19, um das sich der Gottesdienst am 30. Juni 2019 in Oberhausen (Deutschland) drehte.

„Der Philipperbrief ist ein ganz besonderer Brief“, erläuterte Stammapostel Jean-Luc Schneider. „Paulus hat ihn geschrieben, als er im Gefängnis war.“ Darin bedankt er sich für die Unterstützung aus der der Gemeinde, die er gegründet hatte. „Paulus‘ Dankbarkeit war noch größer, weil er wusste, dass gerade diese Gemeinde, Philippi, auch in großen Schwierigkeiten war.“

„Das ist heute genauso“, betonte der Stammapostel: „in den Gemeinden gibt es viele Trübsale, viele Anfechtungen, viel Leid; aber die Geschwister sind da, unterstützen uns durch ihr Opfer, durch ihre Gebete, durch ihre tatkräftige Hilfe. Dafür sind die Apostel heute dankbar, wie Paulus damals dankbar war.“

Vorsicht: Gefahren!

„In seiner Liebe zu der Gemeinde lag es Paulus auch daran, die Gemeinde zu warnen“, sagte der Kirchenleiter und nannte drei Mahnungen:

  • „Zweifelt nicht! Es ist normal, dass ihr durch Anfechtung gehen müsst. Es ist normal, dass ihr geprüft werdet. Das gehört zum Christsein. Das war damals schon eine nicht angenehme Botschaft. Das gilt auch heute noch. Nachfolge Jesu Christi ist niemals ein Spaziergang.“
  • „Achtung: Nicht murren! Es geht ja auch heute nicht alles, wie wir es uns wünschen, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir sollten wachsam sein. Es darf nicht so weit kommen, dass es im Volk Gottes zu einer mürrischen Stimmung kommt.“
  • „Wenn es in der Gemeinde schwierig wird, besteht die Gefahr, dass jeder sich auf seine Position zurückzieht, nur an sein Interesse denkt und auch meint, er hätte die Lösung für alles. Und schon ist die Einheit in der Gemeinde gefährdet.“

Alles, was zum Heil nötig ist

Dann sei Paulus in dem Brief mit seiner liebevollen Fürsorge gekommen und tröste die Gemeinde, verwies Stammapostel Schneider auf das Bibelwort des Gottesdienstes. „Er sagte, einfach ausgedrückt: Mein Gott, den ich kenne, wird euch alles geben, was ihr nötig habt: aus seinem Reichtum.“ Und dazu gehört:

  • „Wir haben wunderbare Chöre, tolle Orchester, wir haben eine tolle Jugend, und meistens müssen wir gar nicht so weit fahren, um in die nächste Gemeinde zu kommen. Es kann aber vorkommen, dass wir das nicht mehr so ganz in diesem vollen Ausmaß haben. Lasst uns nicht vergessen, dass der liebe Gott uns immer noch alles gibt, was wir brauchen – zu unserem Heil: sein Wort und die Sakramente.“
  • „Wir als Amtsträger geben uns alle Mühe, so wenig schlecht wie möglich zu predigen, wir geben uns Mühe, unseren Dienst gut zu verrichten, wir sind auch besorgt, dass unser Benehmen für niemanden Anlass zum Anstoß gibt. Aber okay: Es gelingt uns nicht immer. Wir sind eben nicht perfekt. Gott sagt trotzdem: ,Durch die irdenen Gefäße kann ich euch alles geben und durch sie gebe ich euch alles, was zum Heil notwendig ist.‘“
  • „Wir können allerdings nicht sagen: Wenn du schön brav neuapostolisch bist, dein Opfer gibst, dem Herrn dienst, dann wird Gott allen Mängeln im Irdischen abhelfen. Denkt an die Geschwister, die einen Kinderwunsch haben, die Single sind, an die Dauerkranken, an die, Schwerkranken, die in großer finanzieller Not leben. Gott gibt ihnen die Garantie, dass dieser Mangel ihre Beziehung zu Gott nicht beeinträchtigt, dass sie trotzdem eine ganz innige Gemeinschaft mit Gott haben können.“
  • „Paulus hatte da noch etwas anderes im Sinn: Gott wird nicht zu jedem kommen und bei jedem alle Mängel beheben, sondern er gibt in der Summe; der eine hat Überfluss, und dann ist es dessen Aufgabe und Arbeit, dem anderen abzuhelfen und den Mangel auszugleichen. So sah Paulus die Gemeinde.“
  • „Gott will uns in die Herrlichkeit, in das Himmelreich führen. Dort, das ist uns klar, werden alle Mängel behoben. Dort gibt es kein Leid, keine Tränen, keinen Mangel mehr: Dort ist alles vollkommen, und wir werden gar nicht mehr zurückdenken an die Mängel, die wir auf Erden hatten. Was wir dann bekommen, ist so groß, dass alles geregelt ist. Das ist die Zukunft.“

„Das ist die Botschaft des Heiligen Geistes für uns heute“, zog der Stammapostel sein Fazit: „Ja, wir haben Mangel, aber Gott wird ihn beheben: durch sein Wort heute, durch die Sakramente und bald in seiner Herrlichkeit.“

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Andreas Rother
21.08.2019
Stammapostel, Gottesdienst