Über das „Wie“ sagt das Neue Testament nur wenig, über das „Warum“ und „Wozu“ um so mehr: Wie die Bibel das Heilige Abendmahl deutet – ein Überblick entlang der Deuteworte des Stifters Jesus Christus höchstpersönlich.
„Das ist mein Leib …“
Das griechische „soma“ meint nicht nur den Körper, sondern den ganzen Menschen. Was Jesus ausmacht, skizziert der Satz zuvor. „Er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s“ – sein Lebenslauf in Kurzform: Er nimmt Leib an, der gebrochen und in den Tod gegeben wird. Das Heilige Abendmahl feiert die Menschwerdung Gottes.
Der Leib Christi, das ist auch die Gemeinde der auf ihn Getauften. Es geht um Gemeinschaft, nicht bloß ums Zusammenkommen, sondern ums Zueinanderfinden. Das macht Apostel Paulus deutlich, als er den Korinthern den Kopf wäscht, weil sie beim Mahl nicht aufeinander achten. Das Heilige Abendmahl feiert innige Gemeinschaft mit der Gemeinde und ihrem Herrn.
„… der für euch gegeben wird“
Mal heißt es „geben“, mal „überantworten“ oder sogar „verraten“: Wenn Jesus den Jünger den Ausblick auf seine Zukunft gibt, oder Judas Iskariot als Verräter gebrandmarkt wird, spricht der Grundtext von „paradidomi“. Das bezeichnet die verschärfte Form von „geben“. Das Heilige Abendmahl feiert die ultimative Hingabe Jesu Christi.
„Das ist mein Blut …“
Markus und Matthäus zitieren hier Worte von Mose, als er am Berg Sinai das Volk mit dem Blut von Opfertieren besprengte – als Zeichen für den Bundesschluss Gottes mit Israel. Paulus und Lukas sprechen hingegen von einem neuen Bund, wie er vom Propheten Jeremia angekündigt war. So oder so: Das Heilige Abendmahl feiert den Bund Gottes mit den Menschen.
„… das für euch vergossen wird …“
Und wieder das „für euch“. Jesus handelt nicht zum eigenen Nutzen, sondern im Dienst der Menschheit. Das verweist auf die Prophezeiung Jesajas vom stellvertretenden Leiden des Gottesknechtes: der sein „Leben zum Schuldopfer“ gibt. Das Heilige Abendmahl feiert die Opfertat Jesu Christi.
„… zur Vergebung der Sünden“
So deutlich findet sich das nur bei Matthäus. Aber das Blut des Sühneopfers und das Leiden des Gottesknechtes lassen keinen Zweifel daran, dass es darum auch bei den drei anderen biblischen Zeugen geht: Das Heilige Abendmahl feiert die Erlösungstat Jesu Christi.
„Das tut zu meinem Gedächtnis“
Den sogenannten Wiederholungsbefehl überliefern nur Paulus und Lukas. Aber beständig im Brotbrechen, der frühen Form der Abendmahlfeier, war laut Apostelgeschichte schon die Urgemeinde in Jerusalem. Das Heilige Abendmahl feiert die Vergangenheit mit Jesus Christus.
„Denn sooft … verkündigt ihr den Tod des Herrn …“
Verkündigen („katangello“) ist kein stilles, in sich gekehrtes Erinnern, sondern ein lautes, Bekanntmachen. Und es passiert nicht in der Vergangenheit, sondern bei jeder einzelnen Wiedererholung immer wieder im Hier und Jetzt. Das Heilige Abendmahl feiert das Bekenntnis zu Jesus Christus und seine Gegenwart.
„… bis er kommt“
Den Verweis auf die Wiederkunft Christi kennt zwar nur Paulus. Doch die drei Evangelisten gehen noch ein Stückchen weiter und nehmen mit der sogenannten Verzichtserklärung (auf das „Gewächs des Weinstocks“) sogar das künftige Reich Gottes ins Visier. Das Heilige Abendmahl feiert die Zukunft mit Jesus Christus.
„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt …“
Das Johannes-Evangelium berichtet zwar nicht vom letzten Abendmahl als solches. Doch nirgendwo sonst wird so drastisch deutlich, wie unerlässlich das Heilige Abendmahl ist: Nur wer sein Fleisch „kaut“, so die wörtliche Übersetzung, „der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.“ Das Heilige Abendmahl feiert das ewige Heil in Jesus Christus.
Hier deutet sich bereits ein Begriff von „Sakrament“ an, den die Kirchenväter erst später formulierten. Zuvor ging aus der Abendmahlfeier der christliche Gottesdienst hervor. Damit befassen sich die kommenden Folgen dieser Serie.
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