Zweiundsiebzig zu zweit: glaubwürdig und unerschrocken
Das zehnte Kapitel aus dem Lukasevangelium beginnt wie eine Reiseerzählung: 72 Jünger sollen durch die Dörfer ziehen, jeweils zu Zweit. Warum? Was predigen sie? Und wie? Dazu hatten sie einen klaren Auftrag, der auch heute noch gilt.
„Danach setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte.“ – Über dieses Bibelwort aus Lukas 10,1 predigte Stammapostel Jean-Luc Schneider am 5. August 2017 beim Gottesdienst für Amtsträger in Natal (Brasilien).
Den Vers erschloss der Kirchenleiter aus dem biblischen Kontext. Demnach sprach Jesus zu den Jüngern: „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte. Geht hin; siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe. Tragt keinen Geldbeutel bei euch, keine Tasche und keine Schuhe, und grüßt niemanden unterwegs. Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause! Und wenn dort ein Kind des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. In demselben Haus aber bleibt, esst und trinkt, was man euch gibt; denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ihr sollt nicht von einem Haus zum andern gehen“ (Lukas 10,2–7).
Eine klare Definition von Dienst
Jesus habe so den Dienst der Jünger klar strukturiert, führte der Stammapostel aus: Sie sollten das Evangelium verkündigen und seinen Weg als Gottessohn vorbereiten, damit die Menschen ihn erwarten, wenn er kommt. „Genau das ist unser Auftrag“, übertrug der Kirchenleiter den Bibeltext Satz für Satz ins Hier und Heute:
- Jesus sandte seine Jünger dorthin, wo er hingehen wollte: „Das heißt für uns: zu allen gehen. Habt keine Angst, habt keine Vorurteile, habt keine Berührungsängste, geht einfach hin, zu allen. Jesus will allen durch uns das Evangelium bringen! Wir sind wie die Briefträger, die einen Brief übermitteln sollen.“
- Der Herr sandte je zwei und zwei: „Nach der jüdischen Tradition wurde ein Zeugnis nur angenommen, wenn es von zwei Zeugen kam. Damals mussten sie zwei sein, um glaubwürdig zu erscheinen. Heute ist es das Benehmen, das dafür zeugt, dass wir die Wahrheit sagen. Unser eigenes Leben muss mit dem übereinstimmen, was wir predigen.“
- Jesus sandte seine Jünger wie Lämmer unter Wölfe: „Wir müssen auch mit Widerstand rechnen. Unser Zeugnis von der Botschaft Christi wird angefochten. Entscheidend aber ist die Sendung durch den Herrn. Wir wollen nicht an die Wölfe denken, sondern daran, wer uns gesandt hat! Und der ist stärker als alle anderen.“
- Die Jünger sollten kein Geld und keine Schuhe mitnehmen: „Wir alle haben unsere Vorstellungen von dem, was wir eigentlich brauchen, um dem Herrn richtig zu dienen. Stattdessen wollen wir glauben, dass Gott uns geben wird, was wir brauchen. Niemand kann zum Herrn kommen mit der Ausrede: Ich konnte das nicht machen, was du von mir verlangt hast, weil ich keine Mittel dazu hatte. Wenn Gott etwas von uns verlangt, sorgt er auch dafür, dass wir es machen können. Es ist nicht immer leicht, aber es ist möglich.“
- Die Jünger sollten den Friedensgruß weitertragen: „Sagen wir den Menschen: Jesus liebt dich, auch wenn du Schlimmes getan hast. Jesus liebt dich, er will dich in die Gemeinschaft mit ihm führen. Mach dir keine Sorgen, mach dir keine Vorwürfe, du hast immer noch die Möglichkeit, in das Reich des Herrn zu kommen. Das ist der Friede Jesu Christi.“
- Seine Jünger sollten essen und trinken, was man ihnen gab: „Wir müssen uns anpassen. Wir können von den anderen nicht verlangen, dass sie so sind wie wir. Wir müssen uns an das Anderssein des Nächsten anpassen und klar trennen zwischen Evangelium und Kultur und Tradition. Das sind ganz verschiedene Sachen. Wenn der Andere ganz anders ist, eine andere Musik, eine andere Gesinnung hat, dann lassen wir ihn doch sein, wie er ist. Hauptsache, er folgt Jesus Christus.“
„Wenn wir das machen, erleben wir, was die Jünger erlebt haben“, sagte Stammapostel Schneider abschließend: „Sie haben erlebt, dass die Macht Gottes mit ihnen war.“