Die zweigeteilte Kirche: Neuapostolisch in Südafrika

Der Apostel rettet der Neuapostolischen Kirche den Namen. Doch erst unter seinem Sohn erlebte sie in Afrika ihren Aufschwung: Heute vor 150 Jahren wurde Georg Heinrich Wilhelm Schlaphoff geboren.

Ein Name, zwei Glaubensgemeinschaften: Ein gutes Jahrzehnt lang gab es die „Neuapostolische Kirche“ im südlichen Afrika gleich zwei Mal. Zwischen 1913 und 1926 standen sich der dienstältere Apostel Carl Georg Klibbe und der gerade ordinierte Apostel Schlaphoff gegenüber. Erst als es vor Gericht ging, klärte sich die Sache.

Die Anfänge

Georg Heinrich Wilhelm Schlaphoff wurde am 14. Februar 1867 in Norddeutschland geboren. Als Siebenjähriger verlor er seinen Vater; die Familie geriet in wirtschaftliche Not. Er machte seinen Schuhmacher-Meister, konnte sich aber keine Existenz aufbauen. In den Jahren des südafrikanischen Goldrausches wanderte er 1890 aus.

In East London am Ostkap fand er eine neue Heimat und lernte dort die erste neuapostolische Gemeinde Südafrikas kennen. Pfingsten 1902 wurde Wilhelm Schlaphoff mitsamt seiner Familie versiegelt – von Apostel Klibbe. Der frühere lutherische Pfarrer stammte ebenfalls aus Deutschland und war über die Zwischenstationen Schottland und Australien nach Südafrika eingewandert.

Der Aufbau

Gemeinsam bauten sie die Neuapostolische Kirche in Südafrika auf. 1903 sandte der Apostel den frisch ordinierten „Evangelist-Diakon“ nach Kapstadt. Wilhelm Schlaphoff hielt Gottesdienste zunächst in seiner eigenen Wohnung, später in einem Mietlokal und ab 1906 im ersten eigenen Kirchengebäude Südafrikas, Claremont. Weil vom Altar Deutsch gesprochen wurde, spracht die Nachbarschaft von der „deutsch-apostolischen Kirche“.

Das Muster wiederholte sich: Immer wenn eine Gemeinde gut lief, wurden neue Amtsträger ordiniert und zur Mission in neue Städte geschickt. So entstanden schon bald Gemeinden in Port Elizabeth, Durban und Johannesburg. 1910 wurde die Kirche offiziell registriert als „The New Apostolic Church (Africa)“.

Der Konflikt

Im gleichen Jahr beruft der Apostel seinen Mitstreiter zum Bischof, stuft ihn aber 1912 zum Bezirksältesten herab. Wilhelm Schlaphoff will die Sache klären und nimmt Kontakt mit Stammapostel Herrmann Niehaus auf. Mit dem Amt des Kirchenleiters hat jedoch Klibbe so seine Probleme – ähnlich wie sein Ziehvater Apostel Heinrich Friedrich Niemeyer in Australien: Er lehnt die herausragende Stellung des Stammapostels ab.

Das bleibt auch in Deutschland nicht verborgen. Am 28. Juli 1913 berät die Apostelversammlung in Quelle die „Frage, in welcher Weise nun, nachdem Apostel Klibbe seinen Weg für sich selbst gegangen ist, den afrikanischen Gemeinden helfend entgegenzukommen ist“. Die Antwort folgt am 21. September 1913: Wilhelm Schlaphoff wird zum Apostel für Afrika ausgesondert.

Ein neuer Anfang

Zurück in Südafrika konnte der neue Apostel nicht lange ungehindert wirken: Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der gebürtige Deutsch 1914 interniert. Er kam zwar nach einigen Jahren frei, unterlag aber bis Kriegsende strikten Reisebeschränkungen.

Vor dem Obersten Gerichtshof sehen sich die Apostel Schlaphoff und Klibbe wieder. Im Verfahren 432 des Jahres 1926 geht es um den Namen, den beide für sich beanspruchen. Nach Anhörungen erzielen sie einen Vergleich: Carl Georg Klibbe benennt seine Gemeinschaft in „Old Apostolic Church“ um.

Knapp 40 Gemeinden und etwa 7000 Mitglieder zählte die „New Apostolic Church (Africa)“, als Apostel Schlaphoff im Juli 1928 zu einer Rundreise durch sein Arbeitsgebiet antrat. In Johannesburg erkrankte er im August 1928 plötzlich und starb. Sein Nachfolger Heinrich Franz Schlaphoff führte das Werk seines Vaters nicht nur fort, sondern baute es immer weiter aus.

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Andreas Rother
14.02.2017
Afrika, Südafrika, Apostel, Persönlichkeiten