Früh gestorben – der Pionier aus Angola

„Er war ein junger, tiefgläubiger und visionärer Gottesmann“ beschreibt Bezirksapostel i.R. Armin Brinkmann seinen Weggefährten Apostel Sukami Landu Ronsard, den ersten Apostel aus Angola. Er starb am 27. August 1989 im Alter von 31 Jahren bei einer Fahrt durch das afrikanische Bürgerkriegsgebiet. Heute jährt sich zum 30. Mal seine Ordination zum Apostel.

Am 25. August 1985, vor 30 Jahren, hielt Stammapostel Hans Urwyler einen Gottesdienst in der Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld. An diesem Tag wurden für drei von Nordrhein-Westfalen aus betreute Länder je ein Apostel ordiniert: Nicoló Augello für Brasilien-Nord, Manuel Luiz für Portugal und Sukami Landu Ronsard für Angola. Apostel Ronsard war damals 27 Jahre alt und einer der jüngsten Apostel in der Geschichte der Kirche. Durch seine Ordination wurde die Arbeit in Angola erleichtert, weil der Apostel ständig im Land lebte. Heute gilt Apostel Ronsard als Wegbereiter der Neuapostolischen Kirche in Angola.

Einer der ersten Amtsträger

Das erste Mal Kontakt mit der Neuapostolischen Kirche hatte Sukami Landu Ronsard in Zaire, wohin seine Eltern ausgewandert waren. Er hat dort mit einem Freund die Gottesdienste besucht. Er ist dann 1979 nach Angola zurück. Einige Jahre später, in 1983, hörte er dann von der Neuapostolischen Kirche erneut. Damals reisten erstmals neuapostolische Seelsorger aus Nordrhein-Westfalen nach Angola in Südwestafrika. Die ursprünglich geplante Weiterreise ins Landesinnere war aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen nicht möglich, so dass die Gruppe in der Hauptstadt Luanda blieb. Seit der Unabhängigkeit 1975 tobte in einigen Provinzen Angolas ein heftiger Bürgerkrieg zwischen früheren Unabhängigkeitsbewegungen. Dieser dauerte mit kurzen Unterbrechungen bis 2002.

Über einen Freund bekam Sukami Landu Ronsard den Hinweis, dass Apostel der Neuapostolischen Kirche aus Deutschland in Luanda weilten. Ronsard war zu der Zeit verheiratet und hatte 1981 für kurze Zeit in Deutschland gelebt, wo er nach der rechten Kirche suchte. Zurück in Angola gründete er eine christliche Gruppe junger Männer, die sich regelmäßig zu Glaubensgesprächen trafen und aus tiefstem Herzen Gott und lebende Apostel suchte. Sie nannten sich „Aspiranten“.

Nach der Begegnung mit der Reisegruppe um die Apostel Alfred Kusserow und Brinkmann, lud Sukami Landu Ronsard die Seelsorger aus Deutschland zu sich nach Hause ein. Nach vielen Gesprächen mit den Aspiranten empfingen aus dieser Gruppe am 6. August 1983 dreißig Gläubige das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Sukami Landu Ronsard empfing im gleichen Gottesdienst das Diakonenamt. „Wie gläubig diese Gruppe der Aspiranten war, ist auch daran zu erkennen, dass nahezu alle versiegelten Brüder später als Amtsträger tätig waren“, berichtet Bezirksapostel i.R. Armin Brinkmann.

Wegbegleiter auf allen Reisen

Einen Monat später reiste Apostel Brinkmann erneut nach Angola und fuhr mit Diakon Ronsard nach Uíge, das etwa 300 Kilometer von der Hauptstadt Luanda entfernt liegt. Es war die erste von vielen gemeinsamen Reisen der beiden Pioniere der Neuapostolischen Kirche in Angola. „Ohne ihn hätte ich die zahlreichen Reisen durch das vom Bürgerkrieg geprägte Land nicht überstanden. Er konnte aus dem Nichts einen Kanister Benzin besorgen“, erinnert sich Bezirksapostel Brinkmann.

Zurück in Luanda wurde Diakon Ronsard zum Priester ordiniert. Beim nächsten Besuch von Apostel Brinkmann empfing er das Evangelistenamt. „So schnelle Ordinationen waren damals an der Tagesordnung“, sagt Bezirksapostel Brinkmann heute. Sukami Landu Ronsard war ihm früh aufgefallen: Er war tiefgläubig, visionär, charismatisch und sprach gut portugiesisch. Zudem hatte er gute Bibelkenntnisse. „Damals waren wir stundenlang im Auto unterwegs, haben jeden Tag mehrere Gottesdienste gehalten. Da es keine administrativen Besprechungen gab, haben wir den ganzen Tag über den Glauben und die Lehre der Kirche sprechen können“, berichtet der Bezirksapostel im Ruhestand.

Ende 1983, im ersten Jahr der Tätigkeit der Kirche in Angola, waren drei Gemeinden entstanden: Luanda, Uíge und Malanje. Die Kirche zählte rund 300 Mitglieder. Heute, 32 Jahre später, sind es etwa 249.000 neuapostolische Christen, die sich in mehr als 2.000 Gemeinden versammeln.

Anschlag auf die Reisegruppe

Im Jahr 1989 kam es dann zu einem Ereignis, dass die ganze neuapostolische Welt erschütterte und vielen bis heute in Erinnerung ist. Anfang des Jahres deutete in Angola alles auf eine baldige Beruhigung der Bürgerkriegssituation hin; eine gemeinsame Erklärung zwischen der Regierungspartei und den Rebellen wurde unterschrieben. So fuhr Apostel Armin Brinkmann im August gemeinsam mit den Aposteln Ronsard und José António Livamba in den Norden. Am Sonntag, 27. August 1989, feierten sie einen Gottesdienst in Uíge. Danach sollte es zurück nach Luanda gehen. Apostel Brinkmann drängte zum Aufbruch, da er vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel sein wollte.

Apostel Livamba blieb vor Ort, die Apostel Brinkmann und Ronsard sowie weitere Amtsträger machten sich in dem weißen Jeep auf den Rückweg. Gegen Mittag, nach etwa einer Stunde Fahrt, eröffneten am Ortsausgang von Uíge drei Männer ohne Vorwarnung von rechts das Feuer auf den Jeep der Gruppe. „Apostel Ronsard wurde getroffen und kippte sofort zur Seite, mit dem Kopf auf meine Schulter“, erinnert sich Bezirksapostel Brinkmann. Ihn selbst traf ein Projektil am rechten Bein. Da das Geschoss durch die Polsterung des Beifahrersitzes an Kraft verloren hatte, drang es nicht in den Körper ein, aber lähmte durch den Aufprall das Bein. Ein Splitter verletzte die Vene im linken Arm, was zu hohem Blutverlust führte. Ein weiterer Splitter traf Apostel Brinkmann in die Lippe. Die weiteren Mitfahrer im hinteren Teil des Wagens blieben unverletzt.

Sofort nach den ersten Schüssen gab Apostel Brinkmann Gas und brachte den Wagen, der wie durch ein Wunder fahrtauglich geblieben war, aus dem Gefahrenbereich. „Apostel Ronsard atmete schwer. Er sagte noch: Apostel, ich werde jetzt sterben“, berichtet Bezirksapostel Brinkmann, der dann noch eine halbe Stunde bis zu einer katholischen Einrichtung weiterfuhr, wo er ärztlich versorgt werden konnte.

Die Beerdigung von Apostel Ronsard führte Apostel Brinkmann wenige Tage später in Luanda durch. Apostel Ronsard hinterließ seine Frau Jacky und drei Kinder. Sein ältester Sohn Didier ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und dient heute als Evangelist und Vorsteher einer Gemeinde in Luanda.

Gedenkstein erinnert an Apostel Ronsard

Apostel Ronsard hat in den vier Jahren seiner Tätigkeit den Grundstein für die bis heute segensreiche Entwicklung der Kirche in Angola gelegt, würdigt Bezirksapostel i.R. Brinkmann seinen Weggefährten und Freund heute. Apostel Ronsard gründete in vielen Provinzen des Landes die ersten Gemeinden, versiegelte Hunderte Gläubige und ordinierte viele Amtsträger.

Heute erinnert ein Gedenkstein 25 Kilometer vor Uíge an Sukami Landu Ronsard, den ersten angolanischen Apostel der Neuapostolischen Kirche. Bezirksapostel Brinkmann konnte die Gedenkstätte 2009 bei einer Reise einweihen.

Lesen Sie hierzu auch den Bericht auf der Website der Gebietskirche Nordrhein-Westfalen.

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