Dem Himmel ganz nah

Mehr als 4000 Meter über dem Meeresspiegel werden hier Gottesdienste gefeiert: Kaum ein Land ist so nah am Himmel. Doch Bolivien hat auch ganz andere Landschaften zu bieten. So vielfältig wie das Land sind auch die Mitglieder der Kirche.

In Bolivien sind die höchstgelegenen neuapostolischen Gemeinden weltweit zu finden. Auf der Gebirgskette der Anden, die im Westen Boliviens verläuft, gibt es rund um die höchstgelegene Verwaltungshauptstadt der Welt, La Paz, vier Gemeinden, die 4000 Meter über dem Meeresspiegel Gottesdienste feiern: Del Alto, Villa Bolívar, Quiswaras und 1º de Mayo.

Die Anfänge der Kirche

La Paz ist auch die Wiege der Neuapostolischen Kirche in Bolivien. Im März 1972 gründete der kanadische Bezirksapostel Michael Kraus offiziell die Neuapostolische Kirche in Bolivien. In einem Hotel in La Paz hielten die Apostel Gottfried Schwarzer aus Kanada, Lorenz Muth aus Venezuela und Juan Carlos Fernández aus Uruguay erste Versammlungen ab. Die erste Gemeinde in La Paz, Alto Miraflores, hatte 25 Mitglieder. Priester Raúl Limachi betreute sie zusammen mit Priester Luís Mosqueira Rosi aus Venezuela seelsorgerisch. Die Gemeinde besteht bis heute.

Von dort oben kam die Neuapostolische Kirche ins heiße und feuchte Flachland im Osten, wo nördlich der Amazonas Regenwald beginnt und südlich die trockenen Savannen des Gran Chaco zu finden sind.

Ab 2004 war Bezirksapostel Guillermo Vilor für Bolivien und das Nachbarland Brasilien zuständig. 2010 übernahm Bezirksapostel Raúl Montes de Oca die Verantwortung für diese beiden Länder. Seit 2019 gibt es den Bezirksapostelbereich Südamerika, geleitet von Bezirksapostel Enrique Eduardo Minio. Mit der Ruhesetzung von Bezirksapostel Montes de Oca übernahm sein Amtskollege zusätzlich zu den Ländern Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay – fast alles direkte Nachbarländer von Bolivien – die Verantwortung für Bolivien und Brasilien.

Vielfältige Gemeinden in vielfältigen Landschaften

Heute gibt es 13 Gemeinden in Bolivien. Die meisten sind in Santa Cruz de la Sierra. Mit fast zwei Millionen Einwohnern ist sie die größte und eine der wichtigsten Städte Boliviens. Dank des tropischen Klimas siedeln sich hier viele Industrien an. Santa Cruz de la Sierra ist deshalb die industriell am meisten fortgeschrittene Stadt Boliviens. Sie bietet aber auch viele Unterhaltungsmöglichkeiten, Restaurants, Museen und Kulturzentren. Die Einwohner sind die sogenannten Chambas und diejenigen unter ihnen, die neuapostolisch sind, freuen sich auf den Besuch von Stammapostel Jean-Luc Schneider am 27. September 2024. Der internationale Kirchenpräsident wird in der Gemeinde Alto San Pedro den Gottesdienst feiern, zu dem alle Gläubigen der Stadt eingeladen sind.

Auch rund um La Paz gibt es einige Gemeinden. Die Stadt ist zwar nicht die Hauptstadt Boliviens, aber hier tagt die Regierung. Sie ist die zweitgrößte Stadt des Landes und liegt in den Anden, nicht weit vom malerischen Titicacasee entfernt. Das ist der weltweit höchstgelegene kommerziell schiffbare See. Er liegt zur Hälfte im Nachbarland Peru.

Auch um Cochabamba herum gibt es Gemeinden. Das ist die drittgrößte Stadt Boliviens, die aufgrund ihrer geringen Höhe von rund 2570 Metern über dem Meeresspiegel „Hauptstadt der Täler“ und wegen ihres angenehmen Klimas „Stadt des ewigen Frühlings“ genannt wird. Weitere Gemeinden sind in Potosí, das nicht weit entfernt vom schillernden Salar de Uyuni (Uyuni-Salzsee) auf den Anden liegt, Trinidad, mitten im Amazonas, und Tarija ganz im Süden von Bolivien.

Ein Mosaik aus Farben und Kulturen

So vielfältig wie die Städte und klimatischen Zonen sind auch die Bewohner Boliviens. Auf dem Gebiet des Landes waren vor der Kolonialisierung durch Spanien viele verschiedene Kulturen mit eigenen Sprachen zu Hause. Davon gibt es heute nur noch etwa 40 Gruppen. Im Laufe der Geschichte wanderten viele Menschen nach Bolivien ein.

Die Verschmelzung der einheimischen und europäischen Tradition zeigt sich in farbenfrohen Festen, der vielfältigen Küche und dem abwechslungsreichen Kunsthandwerk.

Diese kulturelle Vielfalt zeigt sich auch in der Verfassung des Landes. Neben den Landessprachen Spanisch, Quechua, Aymara und Guarani sind 33 weitere Sprachen und ihre zugehörigen Ethnien anerkannt. Seit Inkrafttreten der neuen Verfassung 2009 trägt der Staat den Namen Estado Plurinacional de Bolivia (Plurinationaler Staat Bolivien), um die multi-ethnische Zusammensetzung und Geschichte des Landes zu betonen.

Auch wenn der Unterschied heute nicht mehr so ausgeprägt ist wie noch vor einigen Jahren, hängen die einzelnen Gemeinden noch sehr mit der Kultur des Ortes zusammen, an dem sie sich befinden.

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