Ein persönlicher Rückblick auf Pfingsten in Sambia

Jeder zehnte Einwohner in Sambia ist neuapostolisch. Das ist etwas, was die Hamburgerin Nicole Ide von zuhause nicht kennt. Die Glaubensschwester aus Norddeutschland war an Pfingsten das erste Mal in Afrika und dokumentierte gemeinsam mit einem Kameramann das Pfingstfest vor Ort; auch für nac.today.

„Der Fernsehsener ZNBC (Zambian National Broadcasting Corporation) hatte den Stammapostel am Donnerstagabend besucht und Ruth Kanyanga durfte mit ihm ein kurzes Interview im Hotel Radisson Blue in Lusaka führen. Sie wollte unter anderem wissen, warum er sich für Pfingsten in Sambia entschieden hat“ mailt Nicole Ide am Freitagmittag an die Redaktion von nac.today. Die Videodatei mit dem Stammapostelinterview zur Veröffentlichung in nac.today wurde zeitgleich auf den Server geladen.

Gemeinsam mit Ingo Fucking ist sie bereits seit Wochenbeginn in Lusaka und begleitet die Vorbereitungen für das Pfingstfest 2015. Montags zuvor landen die beiden auf dem Flughafen in Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. „Wir laufen zu Fuß vom Flugzeug direkt zum Terminal. Dort wird bei jedem ankommenden Passagier Fieber gemessen. Die Angst vor eingeschleppten Krankheiten wie Ebola ist groß“ schreibt Nicole Ide, die als Fernsehreporterin in Deutschland schon manches erlebt hat.

Antilopen, Elefanten und schwarze Mambas

Am Dienstag gehen sie auf Safari nach Chaminuka, in der Nähe von Lusaka. Begleitet werden sie von dem Hirten Maxwell Masempela. Der 47-jährige arbeitet in der Tourismusbranche und kennt sich in Chaminuka gut aus, da er zwei Jahre im Park gearbeitet hat. „Wir sehen vom Wagen aus viele frei laufende Tiere: Antilopen, Giraffen, Zebras und sogar einen Elefanten. Aussteigen dürfen wir nicht: Im Busch könnten schwarze Mambas lauern, eine der gefährlichsten Schlangenarten.“

Alles kommt vor die Kamera. Denn Nicole und Ingo produzieren einen Film, der das Pfingstfest sowie Land und Leute erlebbar macht. Und zu Sambia gehören nicht nur Gottesdienst und Konzert, sondern auch wilde Tiere, Natur und ganz viel Freude.

Stippvisite in der Kirchenverwaltung

Am nächsten Tag besuchen die beiden deutschen Glaubensgeschwister die Verwaltung der Gebietskirche Sambia. „Auf dem Weg dorthin bin ich überrascht: In Lusaka wird Werbung für unser großes Kirchenereignis gemacht. Plakate mit dem Bild des Stammapostels am Straßenrand weisen auf den Pfingstgottesdienst mit ihm hin“, erinnert sich Nicole Ide.

In der Verwaltung werden sie von dem 32-jährigen Diakon und Öffentlichkeitsverantwortlichen Nimon Muyela herumgeführt. Er stellt die beiden dem Bezirksapostel Charles S. Ndandula vor und danach auch den anderen 38 Verwaltungsmitarbeitern. „Alle freuen sich über uns filmende Bleichgesichter“, schmunzelt Nicole Ide.

Abendgottesdienst im Dunkeln

„In unserem ersten sambesischen Gottesdienst erleben wir gleich eine Widrigkeit, die die Geschwister hier sehr gelassen nehmen. Während der Predigt des Vorstehers fällt der Strom aus. Da auch die Sonne bereits untergegangen ist, ist es stockfinster im Raum. Schnell wird eine kleine Leuchte geholt, keiner stöhnt, beklagt oder erschreckt sich. Während des Gottesdienstes helfen sich die Sänger und Gemeindemitglieder mit ihren Handyleuchten beim Noten- und Textlesen. Solche Stromausfälle passieren hier mindestens zweimal im Monat. Allerdings meist nur für 15 Minuten. Diesmal dauert der Stromausfall schon eine Stunde. Trotzdem bleiben die Geschwister nach dem Gottesdienst noch lange zusammen, essen, trinken und tauschen sich aus – alles im Halbdunkeln: Ein Auto vor der Tür lässt etwas Scheinwerferlicht in den Raum hineinleuchten. Draußen zirpen die Grillen“, beschreibt die Hamburgerin den Abendgottesdienst.

Ankunft des Stammapostels

Mit einem Reisebus geht es für Stammapostel Jean-Luc Schneider und seine Begleiter zum Hotel – im Konvoi und von der Polizei eskortiert. Am Straßenrand haben sich viele Glaubensgeschwister versammelt. Sie winken, tanzen und jubeln vor Freude über die Ankunft des Stammapostels. Ein weiterer Kinderchor empfängt den Stammapostel. Die Kleinste aus dem Chor singt das Solo. Da holt sogar der Stammapostel sein Handy aus der Tasche und macht Fotos. Begeistert bedankt er sich bei allen Kindern und nimmt die Kleine auf den Arm.

Der Herr kommt bald!

Vom Bildermachen weiß Nicole Ide noch mehr zu berichten: „Am Pfingstsamstag treffen sich alle Apostel Afrikas, die Bezirksapostel aus vielen Teilen der Welt und der Stammapostel zur großen Apostelversammlung. Anschließend gibt es ein gemeinsames Gruppenbild. Das organisiert der uns bereits bekannte Hirte Maxwell Masempela. Als sich alle aufgestellt haben, ruft er fröhlich: „The Lord is coming soon!“ („Der Herr kommt bald!“) – und alle Apostel strahlen."

Der Pfingstgottesdienst

„Als Kamerateam dürfen Ingo und ich während des Gottesdienstes im National Heroes Stadium links neben der Bühne sitzen, hinter den Frauen der Amtsträger. Wie Bezirksapostel Michael Ehrich (Süddeutschland) in seiner Predigt erwähnt, ist die Akustik vorn am Altar nicht optimal und ich verstehe kaum etwas, aber ich genieße diese einmalige Atmosphäre.“ 70.000 Brüdern und Schwestern genießen den Gottesdienst im Stadion.

„In den Geschwistern in Sambia steckt so viel Begeisterung für den Glauben. Dazu kommen ihre friedliche Art, die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die Ingo und mich jeden Tag, zu jeder Zeit überwältigt haben“, fasst Nicole Ide ihre besondere Reise nach Sambia zusammen. Viele Eindrücke von Nicole und Ingo konnten nac.today-Besucher bereits als Bilder online sehen. Demnächst wird ihr Film veröffentlicht.

Ein ausführlicher Bericht von Nicole Ide über ihre Reise nach Sambia erschien in der Zeitschrift "Unsere Familie" vom 5. August 2015.

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Oliver Rütten
27.08.2015
Afrika, Sambia, Gottesdienst, International