Alles, was man braucht, ist Vertrauen

„Mein Leben war ziemlich einfach: Alles war aufregend“, sagt Priester i.R. André Miku Mpeti. Der gebürtige Kongolese ging als junger Mann nach Belgien und lebt seit vielen Jahren auf Island – Stationen eines Glaubenslebens.

Mehrmals im Leben hat er neu angefangen: Als junger Mann verließ André Miku Mpeti seine Heimat Kongo, um in Belgien zu studieren. Als er dort seine Frau, eine Isländerin, kennenlernte, willigte André Miku Mpeti in einen weiteren Neustart ein.

Anfangs lief es auch gut – bis die Beziehung in die Brüche ging. Es ist eine Zeit, von der er nicht viel erzählen möchte. Nur, dass er sich isoliert fühlte und dass ihm der Glaube an Gott und die Gemeinschaft im Gottesdienst eine große Stütze waren. Eigentlich sogar die einzige.

Erst im zweiten Anlauf funkt es

„Schon in meiner Heimat Kongo spielte die Religion für mich eine große Rolle; ich wurde katholisch erzogen.“ Mit der Neuapostolischen Kirche kam er erst in Belgien in Kontakt: Sein Cousin beherbergte durch Zufall einen Bezirksältesten. Nach einem längeren Gespräch waren die beiden Cousins bereit, einen Gottesdienst zu besuchen. Allerdings: „Berührt hat mich das nicht.“

Erst als der Vorsteher der Gemeinde den Afrikaner mehrmals im Wohnheim besuchen wollte, ihn nie antraf und immer wieder seine Karte hinterließ, spürte André einen Ruf: „Ich habe mich gefragt, warum ein Mann immer wieder seine Zeit opfert, um mich zu besuchen. Ich dachte mir, es müsse einen tieferen Sinn geben. Also ging ich noch mal zum Gottesdienst.“ Und von da an immer wieder.

Was die belgischen Priester und Diakone am Altar predigten, lebten sie auch im Alltag: „Sie haben mir so viel Liebe und Geduld entgegengebracht, ohne mich je zu etwas zu zwingen.“ Die Glaubensgeschwister wurden zu einer „zweiten Familie“ für den Studenten. „Irgendwann spürte ich: Es sind nicht die Amtsbrüder, die mich brauchen. Ich bin es, der Gott braucht.“ 1988 empfing André Miku Mpeti selbst ein Amt: Er wurde erst Unterdiakon, später – auf Island – Priester.

Gottesdienst auf Anfrage

In Island spielt der neuapostolische Glaube keine große Rolle. Wer einen Gottesdienst der Neuapostolischen Kirche besuchen möchte, hat nur in der Hauptstadt Reykjavik die Möglichkeit – und auch dort gibt es keine eigene Kirche: Eine kleine Kapelle wird für Gottesdienste gemietet.

Ein Priester aus England lebte in Reykjavik und diente der Gemeinde als Vorsteher. Inzwischen hat er die Insel wieder verlassen. Priester Mpeti hat dann jeden Sonntag die neuapostolischen Gottesdienste in Reykjavik gehalten. Eine Weile nach seiner Ruhesetzung hat Priester Torsten Hilke aus Hamburg die Betreuung der Gemeinde übernommen.

Für die Gottesdienste gibt es keinen festen Rhythmus. Mehr als vier oder fünf im Jahr sind es derzeit selten. Wer sich im Internet nach den Zeiten erkundigen möchte, findet dort nur eine kurze Auskunft: „Gottesdienst auf Anfrage.“

Erfahrung stärkt vertrauen

Der zuständige Priester versucht, per E-Mail oder Telefon mit den Geschwistern in Kontakt zu bleiben. Außerdem bekommen die Glaubensgeschwister auf Island regelmäßig Seelsorgebriefe vom zuständigen Apostel. Den Austausch mit anderen neuapostolischen Christen suchen sie in sozialen Netzwerken. Das Internet gibt auch die Möglichkeit, Gottesdienstübertragungen mitzuverfolgen.

Wenn sich alle paar Monate an einem Sonntag in einer kleinen Kapelle in Islands Hauptstadt die neuapostolischen Geschwister treffen, sind es also nur selten mehr als zwei oder drei. Manchmal, im Sommer, kommen noch ein paar Urlauber dazu.

André Miku Mpeti besucht jeden Gottesdienst. Wie kam man ohne regelmäßige Stärkung durch Gottes Wort den Glauben bewahren? Priester i.R. André Miku Mpeti lächelt: „Ich habe Gott vielfach erfahren dürfen. Ich vertraue einfach weiterhin auf ihn.“


Eine ausführlichere Version des Artikels findet sich in der Zeitschrift "Unsere Familie", Ausgabe 24/2016.

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