Mit dem Dreirad zum Gottesdienst

Wenn Froilan Caderao zur Kirche fährt, sind maximal drei Räder auf der Straße – nicht, weil er so schnell ist, sondern weil sein Fahrzeug nicht mehr Reifen hat. Seinen Mitfahrern gefällt’s.

Bohol ist landmäßig die zehntgrößte Insel der Philippinen, wenngleich hier nur etwa 1 Million der 100 Millionen Philippinern leben. 90 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum christlichen Glauben; einige sind Mitglieder der Neuapostolischen Kirche Südost-Asien. Sie sprechen Boholano, ein Dialekt des Cebuano und vereinzelt auch Englisch und Tagalog.

In der Hauptstadt der Inselprovinz, Tagbilaran City, lebt Froilan Caderao mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. Er ist Evangelist und Vorsteher der gleichnamigen Gemeinde. Vor und nach dem Gottesdienst ist der 48-Jährige unterwegs wie kein anderer: mit einem knallgelben Tricycle.

Kirchgang auf drei Rädern

Es ist das beliebteste Transportmittel in indonesischen Städten, vor allem in ländlichen Gebieten: das motorisierte Dreirad, eine Art Auto-Rikscha. Das auch einfach nur „Tricycle“ genannte Gefährt gehört zum philippinischen Straßenverkehr wie andernorts Autos, Linienbusse oder die Straßenbahn.

Viele Varianten des Tricycles sind unterwegs: ohne oder mit einem Sidecar, also einem Beiwagen für weitere Mitfahrer, ohne Dach oder mit Regenverdeck. Als Transportmittel bietet das Fahrzeug je nach Ausführung bis zu neun Mitfahrern Platz: Abhängig von der Bauart sitzen oder stehen die Passagiere während der Fahrt.

Kein Taxi, und doch viele Mitfahrer

Und ein solches Tricycle nutzt Evangelist Caderao zum Kirchgang. Ursprünglich hatte er es nur für sich und seine Familie angeschafft. Recht schnell nahm er dann aber auch regelmäßig andere Gemeindemitglieder auf den gemeinsamen Kirchgang mit. Exklusiv für den Weg zur Kirche hat Froilan Caderao das Dreirad gekauft: für seine Frau Aurea (45), seine Tochter Gwyneth (13), seinen Sohn Gwylhem (8) und für sich selbst. Ein Einsatz im öffentlichen Personennahverkehr oder zum Geldverdienen ist nicht angedacht; und so hält er es bis heute.

Beschleunigte Öffentlichkeitsarbeit

Das Tricycle ist von weitem erkennbar: Es ist knallgelb lackiert und auf der Vorderseite des Beiwagens erstrahlt in größtmöglichen Maßen das Emblem der Neuapostolischen Kirche. „Joy in Christ“ – „Freude in Christus“, das Jahresmotto 2015, steht in rotem Schriftzug über dem schwarz gemalten Emblem. Und direkt über der Windschutzscheibe, auf der Vorderseite des Daches, steht in Großbuchstaben „The God Servant“ – „Der Diener Gottes“.

Fahret hin und lehret sie

Das Design der Lackierung gab der Gemeindevorsteher bei einem Maler in Auftrag. Mit ein wenig Stolz erklärt er: „Ich bin der einzige, der eine solche Lackierung auf seinem Tricycle hat.“ Und das bemerken auch Nachbarn und Bekannte. Viele sprechen ihn auf sein knallgelbes Tricycle an. Für den Evangelisten ist es eine großartige Möglichkeit, von seinem Glauben und seiner Kirche zu berichten. Und das tut er fortwährend: mit Freude in Christus. Ob er deswegen auch schon mal zu spät zum Gottesdienst kam, ist nicht bekannt.

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Oliver Rütten
08.04.2017
Asien, Philippinen, Gemeindeleben