Dankbar sein – das ist demjenigen gut möglich, der gesund und glücklich ist. Und wenn Sorgen, Krankheiten und Leid den Alltag bestimmen? Auch dann kann Dankbarkeit vorhanden sein, sagt Stammapostel Schneider.
Den diesjährigen Gottesdienst an Erntedank feierte Stammapostel Jean-Luc Schneider am 7. Oktober 2018 mit knapp 450 Gottesdienstteilnehmer in Caracvelos-Sassoeiros, in der Nähe von Lissabon (Portugal). Seiner Predigt legte der Kirchenleiter das Wort aus 1. Thessalonicher 5,18 zu Grunde: „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.“
Unrealistisch, unsinnig?
„Wie kann man sich vorstellen, dass Gott erwartet, dass ein Mensch, der eine dramatische Situation erlebt hat, dankbar ist?“, fragte der Stammapostel einleitend. „Man hat das Gefühl: Das ist doch Unsinn, das geht ja gar nicht!“ Aber es gebe einen Weg zum Verstehen, so der oberste Geistliche: „Wir müssen zurückkommen auf den Willen Gottes!“ Denn: „Gott will dein Heil! Er will dich vom Bösen erlösen. Er will dich in die Gemeinschaft mit ihm führen.“ Und dazu sei die Nachfolge Jesu notwendig: „Nur der, der dem Herrn nachfolgt, der also nach seinem Beispiel lebt, seinem Vorbild folgt, kann in das Reich Gottes hineinkommen.“
Jesus hat Dankbarkeit gelebt
Und Jesus sei dankbar gewesen. Das stellte der Stammapostel an verschiedenen Beispielen klar: „Sein Freund Lazarus war gestorben, alle haben geweint. Jesus kam, stand vor dem Grab und dankte seinem Vater: Ich danke dir, dass du mein Gebet erhörst.“ Es sei noch gar nichts geschehen, Lazarus war immer noch tot und Jesus dankte (vgl. Johannes 11,41). Zum anderen: „In der Passionszeit wusste Jesus: Jetzt muss ich sterben, ich werde verlassen, ich werde leiden.“ Und dennoch: „Er feierte Abendmahl mit seinen Jüngern und dankte für das Brot und den Wein“ (vgl. Matthäus 26,26).
Heiliger Geist lässt erkennen
Gott wolle nicht nur das Heil der Menschen, er will auch ihre Heiligung, sagte Paulus (vgl. 1. Thessalonicher 4,3). „Wer sich vom Heiligen Geist belehren lässt, kann die Gegenwart Gottes und sein Wirken erkennen. Wo der Mensch nur Zufall, Schicksal oder Ungerechtigkeit sehen kann, sieht der Heilige Geist etwas ganz Anderes: Er zeigt uns: Sieh, Gott ist gegenwärtig, er ist da!“, so der Kirchenleiter. Der Mensch, der sich vom Heiligen Geist erfüllen lässt, sei ganz auf Gott konzentriert, Und weil er in jeder Situation auf Gott konzentriert sei, kann er die Gegenwart Gottes sehen, und er kann das Wirken Gottes erkennen.
Viele Gründe für Dankbarkeit
- „Wenn wir die Schöpfung ansehen, dann merken wir: Das ist das Werk Gottes! Dann erkennen wir, trotz des Übels, das die Menschen anrichten: Gott bewahrt seine Schöpfung, er passt auf sie auf, dass sie nicht geschädigt wird. Er sorgt dafür, dass der Mensch auf Erden leben kann, bis die neue Welt geschaffen ist.“
- „Wer sich vom Heiligen Geist führen und leiten lässt, ist sich bewusst, dass alles Gute, was er hat, von Gott kommt. Es gibt so viele Leute, die sind mindestens so gut oder sogar viel besser als du, und sie haben nicht, was du hast. Wer sich vom Heiligen Geist leiten lässt, erkennt: Das ist die Gnade Gottes!
- „Das Wichtigste, was in der Geschichte bisher geschehen ist, ist die Menschwerdung des Sohnes Gottes und das Opfer Jesu Christi. Ein Gotteskind sollte auf die Menschwerdung und das Opfer Jesu Christi konzentriert sein. Das hilft uns, in allen Situationen dankbar zu sein.“
- „Der Herr Jesus will uns nicht nur vom Bösen erlösen und in ein Gebiet führen, wo wir dann nicht mehr leiden. Er hat viel mehr vor: Er will seine Herrlichkeit mit uns teilen!“
- „Gott ist ständig anwesend und hilft uns, stärkt und tröstet uns. Er will uns also nicht nur vom Bösen erlösen, er will uns nicht nur sein Erbe geben, er hilft uns sogar, dieses Erbe zu erlangen!“
- „Wir sind dem lieben Gott dankbar, dass wir den Weg nicht allein gehen müssen, sondern Teil einer Gemeinde, der Gemeinschaft der Gotteskinder sein dürfen. Ich weiß: Manchmal hat man so viele Gründe, über den Bruder, die Schwester zu „meckern“ …“ Aber: „Gott gibt uns die Kraft, mit unseren Verschiedenheiten umzugehen.“
- „Wir sind dem lieben Gott so dankbar für seine Geduld mit den Menschen. Wir danken ihm, dass er allen Menschen die Möglichkeit, die Chance geben will, in seine neue Schöpfung einzugehen. Wir wären doch sehr unglücklich, wenn wir damit leben müssten: Wir werden errettet, wir werden befreit vom Bösen; aber alle die, die nicht unseren Glauben haben, werden verdammt in Ewigkeit.“
Stammapostel Schneider stellte klar, dass Paulus nicht sagte: „Du sollst für alles dankbar sein!, sondern: Du sollst in allen Situationen dankbar sein!“ Es werde also nicht gefordert, dass Dankbarkeit für das erlebte Leid entstehe, sondern dass der Mensch im Leid dankbar sei. Denn: „Wenn wir im Leid an das Opfer Jesu Christi denken, weil wir auf ihn konzentriert sind, können wir nur dankbar sein: Herr, ich danke dir, dass du das Böse überwunden hast und dass wir befreit sein können. Ich danke dir, dass du für mich gelitten hast, um mich zu erlösen.“