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Die Sakramente (10): Taufe – ein Ritus im Fluss

Mai 25, 2020

Author: Andreas Rother

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Sie ist das fundamentale Sakrament: Die Taufe macht den Menschen zum Christen. Doch wie ist sie zu feiern? Dazu hat Jesus fast nichts gesagt. Es ist nicht mal klar, ob er überhaupt selbst getauft hat. Eine formgerechte Spurensuche.

Wie einfach ist es doch beim Abendmahl: Drei Evangelien und ein Apostel berichten in aller Ausführlichkeit, was Jesus tat und sagte, als er das Sakrament einsetzte. Für die Taufe gibt es hingegen keine derartige Schilderung eines Vorbildes.

Es ist sogar unwahrscheinlich, dass Christus jemals selbst getauft hat. Zwar berichtet das Johannes-Evangelium von solchen Handlungen, betont aber eiligst: Nicht Jesus selber taufte, sondern seine Jünger. Wollte er dieses Sakrament vielleicht gar nicht stiften?

Befehl ohne Ausführungsbestimmungen

Nein, die Taufe ist heilsnotwendig. Das hat Jesus selbst deutlich gemacht: Wer ins Reich Gottes will, der muss wiedergeboren werden aus Wasser und Geist. Und deshalb hat er seinen Apostel auch den klaren Auftrag gegeben, alle Völker zu taufen. Über die richtige Form hat er indes kein einziges Wort verloren.

Immerhin: Christus hat sich selbst taufen lassen – durch Johannes den Täufer. Darin sind sich alle Evangelien einig. Im Zentrum der Berichte steht jedoch, wie der Heilige Geist auf Jesu herabkommt und die Gottessohnschaft Christi bezeugt wird. Zum Ritus erfährt man nur, dass die Taufe im Fluss Jordan passierte.

Aber vielleicht ist ja die Apostelgeschichte hilfreicher. Immerhin kam der Taufbefehl ja vom Auferstandenen, also erst nach Ostern.

Ein Mosaik aus Momentaufnahmen

Tatsächlich: Die Taufe ist so alt wie die Kirche Christi. Schon in seiner Pfingstpredigt ruft Petrus die Zuhörer dazu auf, sich taufen zulassen. Und rund 3000 Menschen folgten ihm. Doch Hinweise zur Form – schon wieder Fehlanzeige.

Selbst in der sonst so anschaulichen Begebenheit mit Philippus und dem Kämmerer aus Äthiopien ist nur so viel zu erfahren: Der Getaufte steigt in ein nicht näher beschriebenes Gewässer.

Dennoch: Wer die Momentaufnahmen aus Apostelgeschichte und den Apostelbriefen sammelt, dem fügt sich das Mosaik zu einem Bild.

Was zur Taufe auf jeden Fall gehört

Demnach braucht die christliche Taufe …

  • … den Spender: Entgegen der Reinigungsriten der damaligen Zeit gibt es keine Selbsttaufe. Es ist immer ein dazu Berufener, der den Gläubigen tauft.
  • … das Wasser: Das griechische Wort für Taufe legt zwar nahe, dass der Täufling darin ein- oder gar untertaucht. Doch ausdrücklich beschrieben ist das nicht.
  • … die Formel: Konkret getauft wird im Neuen Testament immer auf den oder im „Namen Jesu“ beziehungsweise „auf Christus“.
  • … das Bekenntnis: Zwar ist das Zeugnis für Christus nirgendwo ausdrücklich gefordert, klingt aber an oder ist nachträglich dokumentiert.

Auf dem Weg zur Einheit

Ansonsten zeigt sich in urchristlichen Zeiten eine Vielfalt an unterschiedlichen Elementen in den Taufriten. Schon bald setzt der Trend zu Vereinheitlichung ein. So macht die „Didache“ aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, mutmaßlich die Mutter aller Kirchenordnungen, ganz konkrete Vorgaben.

Demnach muss der Täufling erst Lehre lernen, dann ein, zwei Tage fasten und sich schließlich in lebendiges, also fließendes Wasser untertauchen lassen. Ersatzweise tut es auch ein dreimaliges Übergießen des Kopfes – ein Tribut an eventuelle Wasserknappheit.

Die Handauflegung ist eine Handlung, die immer wieder im Zusammenhang mit der Wassertaufe auftaucht – mal direkt danach, mal deutlich später. Dabei geht es um die Gabe des Heiligen Geistes. Doch das ist ein ganz eigenes Thema. Darum kümmern sich künftige Folgen dieser Serie.

Foto: Wirestock – stock.adobe.com

Mai 25, 2020

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