Brotbrechen, Danksagung, Altarsakrament: Das sind nicht allein drei Bezeichnungen fürs Heilige Abendmahl. Das skizziert auch den Weg, den die Feier in ihrer Frühzeit genommen hat: weg vom familiären Abendessen, hin zum kirchlichen Gottesdienst.
Einen Gottesdienst kennt nur ein Teil der frühen Christen – nämlich die mit jüdischem Hintergrund: die Synagogen-Gottesdienste, die sie zum Teil weiter besuchen. Ihre Glaubensgenossen im griechisch-kulturell dominierten Rest der Welt kennen zwar die sogenannten Mysterienspiele, doch da bleiben Christen fern.
Ein Mahl, das Gemeinschaft stiftet
Dennoch hat der versprengte Haufen kleiner Hausgemeinden etwas ganz eigenes, Identität stiftendes: Im Rahmen der abendlichen Hauptmahlzeit hält die Tischgemeinschaft inne, teilt und verteilt feierlich Brot, lässt mancherorts einen Weinkelch herumgehen und gedenkt überall ihres Herrn Jesus Christus. Das ist das „Brotbrechen“.
Wie diese feierlichen Augenblicke aussehen sollen, dazu machen die Evangelien und die Apostelbriefe kaum Vorgaben. So bleibt es den Vorsteherinnen und Vorstehern der Hausgemeinden überlassen, den würdigen Rahmen zu gestalten. Dazu finden sie in ihren Ländern ganz unterschiedliche kulturelle Mittel, Redeweisen, Gesänge, Handlungen. Und so gibt es zunächst eine Vielzahl von Formen dessen, was wir heute „Heiliges Abendmahl“ nennen.
Neuer Ort, neue Zeit, neuer Schwerpunkt
Die Zeiten ändern sich, die Gemeinden wachsen. Man sieht sich nicht mehr täglich zuhause, sondern eher sonntäglich in Versammlungsstätten: nicht am siebten, sondern am ersten Tag der jüdischen Woche, zum Gedanken an die Auferstehung Jesu Christi an einem solchem Tag und deshalb auch als „Herrentag“ bezeichnet.
Gesellige Gemeinschaft wird noch immer gepflegt. Aber der Gedächtnisteil trennt sich langsam vom gemeinschaftlichen Abendessen. Gesang, Lesungen oder Ansprachen nehmen dabei mehr Raum ein. Am wichtigsten wird das Dankgebet. Der in dieser Phase gebräuchlichste Namen für die gesamte Feier kommt aus dem Griechischen: „eucharistia“ – Danksagung.
Vom Teilnehmen zum Wahrnehmen
Das Wachstum erreicht neue Dimensionen: Das Christentum entwickelt sich zur Staatsreligion. Die Gemeinden versammeln sich mittlerweile morgens und längst nicht mehr im privaten Rahmen von Hausgemeinden, sondern im immer größeren Kontext eigens erbauter Kirchen.
Die Feier des Abendmahls verliert den ursprünglichen Charakter der Tischgemeinschaft und heißt jetzt auch „sacramentum altaris“ (Altarsakrament). Sie wird zu einem Ereignis, das sich zunehmend am Altar vor der versammelten Gemeinde abspielt. Das Teilnehmen weicht ein gutes Stück dem Wahrnehmen – dem Zuschauen. Die Form unterwirft sich Normen, der Gottesdienst folgt der Liturgie.
Eher praktisch als theologisch
So gestaltet sich in den ersten vier Jahrhunderten nach Christus der Weg vom letzten Abendmahl zum Heiligen Abendmahl. So skizzieren es Quellen wie das Neue Testament (Apostelgeschichte, erster Korintherbrief), die frühen Kirchenordnungen (Didache, Traditio Apostolica) und die Schriften der Kirchenväter (Justin, Irenäus).
Interessant dabei: Die Entwicklung in der Antike folgt eher praktischen als theologischen Erwägungen. So richtig theologisch wird es erst im Übergang zum Mittelalter. Und das geht nicht ohne Streit ab. Damit befasst sich die nächste Folge dieser Serie.
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