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Die Sakramente (47): Der kanalisierte Geist

Dezember 9, 2021

Author: Andreas Rother

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1840/41 war’s passiert: Die Apostel-Einheit zerbrach, der Masterplan zerfiel. Jetzt musste sich die charismatische Bewegung als Kirche neu erfinden – die Vorgeschichte der „Versiegelung“ in den Katholisch-apostolischen Gemeinden.

Auslöser war der Konflikt mit dem „Rat von Zion“, dem Konzil der sieben Londoner Gemeinden. Angeregt durch Prophezeiungen um das Jahr 1838 sahen einflussreiche Amtsträger ihr Gremium als Kirchenparlament und das Apostolat als ausführendes Organ. Die Apostel hingegen sahen sich als Kirchenleitung und den Rat als Berater.

An der Situation waren die Apostel mit schuld: Nach ihrer Berufung hatten sie sich erst zur Klausur in Albury vergraben und waren dann ausgeschwärmt, um Missionsländer zu erkunden. So waren die Gründergemeinden jahrelang sich selbst überlassen.

Jetzt füllten die Apostel das Machtvakuum. Sie kehrten zurück nach Hause, unterbanden weitere Ratssitzungen und verboten Amtsträgern, auf Weissagungen zu reagieren. Zudem diktierten sie Bedingungen dafür, ihren Dienst fortzusetzen. Erstmals handelten die Apostel, ohne auf prophetische Impulse zu warten. Das Konzil beugte sich. Doch dieser Erfolg kostete einen hohen Preis.

Amt beinahe ohne Auftrag

Der Apostelkreis verlor ein Mitglied, seine Handlungsfähigkeit und seine langfristige Perspektive: Duncan MacKenzie hielt das Kollegium für noch nicht zu solchen Maßnahmen berechtigt – zumindest nicht in dieser Phase des prophetisch angekündigten Planes Gottes mit der Kirche. MacKenzie stieg komplett aus.

Damit war das prophetische Gebot, immer einstimmig zu handeln, praktisch nicht mehr erfüllbar. Und die letzte Phase nach Berufung und Aussonderung der Apostel, nämlich deren Aussendung – in einer neu ausgegossenen Vollmacht des Heiligen Geistes – rückte in unbekannte Ferne.

Damit gingen die Apostel ganz unterschiedlich um: Henry Drummond hielt Kirche nicht mehr für machbar und setzte aufs Gemeindeleben. Thomas Carlyle hoffte weiter auf die Aussendung und versuchte die Zwölfzahl der Apostel zu erneuern. Und John Bate Cardale, der „Pfeiler“ im Kollegium, verstärkte seine Anstrengungen, Kirche zu bauen.

Den Geist neu belebt

Der Anwalt arbeitete eine ausgefeilte Liturgie aus. Premiere feierten die neuen Gottesdienst-Formen samt entsprechenden Gewändern 1842. Doch diese Idee stieß auf wenig Gegenliebe, manchmal auch auf Widerstand – selbst im Apostelkreis. Ein Vorwurf lautete: So wie Gewänder den Körper bänden, binde Liturgie den Geist.

Unterdessen beklagten sich die Vorsteher bei den Aposteln über einen Mangel an bewusstem geistlichen Leben sowie über ein Gefühl der Leere in den Gemeinden. Wegen der Schwierigkeiten und Enttäuschungen seien die Zahl der Mitglieder geschrumpft.

In dieser Lage hielten die Apostel die Zeit für gekommen, die „Versiegelung“ einzuführen. Schon 1835 hatte Pfeiler-Prophet Edward Oliver Taplin die Geistesspendung als Aufgabe der Apostel bezeichnet. Und auch das Große Testimonium, die grundlegende Zeugnisschrift von 1837, erwähnt die apostolische Handauflegung. Jetzt, 1847, geht es ganz schnell.

Von innen nach außen

Die Versiegelungskampagne ab 31. Mai 1847 folgt einem bestimmten Muster: Erst kommen Cardales drei engste Mitarbeiter im Amt des Propheten, Evangelisten und Hirten dran, dann die sieben Vorsteher der Hauptgemeinden und schließlich die Mitglieder der Zentralgemeinde. Die Handlungen beginnen in London, breiten sich weiter aus in England sowie nach Schottland und erreichen dann Kanada sowie Deutschland (17. Oktober 1847).

Die Handauflegung wirkt. In den Gemeinden weicht die Apathie neuem Leben. Spätestens jetzt ist aus der charismatischen Bewegung mit ihren spontanen, oft unberechenbaren Geistesblitzen eine wohlgeordnete Kirche geworden.

Die Apostelhand kanalisierte den Heiligen Geist. Das zeigt sich erst recht im theologischen Verständnis der Katholisch-apostolischen Gemeinden von Versiegelung. Darum geht es in der nächsten Folge dieser Serie.

Einen umfassenden Überblick zur Geschichte der Katholisch-apostolischen Gemeinden bietet die Broschüre „Unterwegs zur Neuapostolischen Kirche“ von Dr. Manfred Henke, die sich auf nak.org herunterladen lässt.

Foto: Vector Tradition – stock.adobe.com

Dezember 9, 2021

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