Eine Seele, die weit in die Nachwelt strahlt

Menschenfreund, Publizist und Gründer-Apostel: Vor 160 Jahren wurde Heinrich Bornemann geboren. Zahllos sind die Anekdoten, die sich um ihn ranken – Geschichte und Geschichten aus dem Leben des „sanften Heinrichs“.

Es bräuchte eine ganze Serie, um wiederzugegeben, was über Apostel Bornemann an Episoden nicht nur geschrieben ist, sondern auch heute noch vor Ort als Erzählung lebendig ist. Die nackten Fakten sind indes schnell aufgezählt: Geboren am 19. September 1858 in Röcke im heutigen Niedersachsen (Deutschland), versiegelt 1882, ordiniert 1883 zum Evangelisten, 1894 zum Bezirksältesten, 1896 zum Bischof und 1902 zum Apostel, gestorben im Mai 1914.

Spuren hinterlassen hat er zunächst als Gründervater: 1886 hatte Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff den Evangelisten nach Iserlohn gesandt. Die Saat, die Heinrich Bornemann dort legte, brachte nicht nur Dutzende von Gemeinden in der näheren und weiteren Region hervor, sondern auch vier weitere Apostel, von den zwei schließlich in Nordamerika und in Australien aktiv waren.

Begründer der Zentralorgane

Eine tragende Rolle übernahm Apostel Bornemann als rechte Hand von Hermann Niehaus. Als der da noch künftige Stammapostel den betagten Kirchenleiter Friedrich Krebs auf seinen Reisen begleitete, erledigte der Mann aus Iserlohn die Hauptarbeit in dessen Apostelbezirk. Und nachdem Hermann Niehaus die Nachfolge angetreten hatte, wurde Apostel Bornemann sein ständiger Begleiter.

Eine Sonderrolle kommt Apostel Bornemann als Publizist zu. Er war zwar nicht der erste Herausgeber von neuapostolischen Zeitschriften, wohl aber derjenige, der die Grundlagen für die Zentralorgane der Kirche schuf. Ab 1895 veröffentlichte er die Monatszeitschrift „Wächterstimme aus Ephraim“ und belebte als Beilage dazu den „Herold“ wieder. 1907 fusionierten die beiden Zeitschriften zum wöchentlichen „Centralorgan“, so der Untertitel. Das „Apostolisches Sonntagsblatt“ wurde im Jahre drauf zum „Neuapostolisches Sonntagsblatt“ umbenannt.

Voller Vertrauen durch schwere Zeiten

Mehr über den Menschen erzählen die Anekdoten. Etwa die von dem Messer, das ein Blumenschmücker am Altar hatte liegen lassen. Das veranlasste Stammapostel Niehaus vom „Mordgeist“ zu predigen. In seinem Predigtbeitrag bog Apostel Bornemann die Sache bei: Das Messer solle dem Stammapostel doch nur dienen, den Kindern Gottes das Brot des Lebens zuzubereiten.

Von der Not der frühen Jahre zeugt die Begebenheit mit den drei Briefen, die eines montags in Iserlohn ankamen – samt Geldspenden. In Bielefeld, Hamburg und Ruhrort soll es zuvor Weissagungen gegeben haben: „Mein Knecht Bornemann schreit nach Brot.“ Und über die Durststrecke bei der Gründung der Gemeinde berichtet die in Iserlohn fast schon stehende Redewendung: „Apostel Bornemann hat fünf Jahre lang vor sieben Frauen gepredigt.“

Sein Gottvertrauen in genau dieser Sache beleuchtete die Anekdote von dem Pfarrer, der dem jungen Evangelisten bleibenden Misserfolg prognostizierte: „Ist es das Werk Gottes, dann wird es bestehen“, so lautete die Antwort, die beide per Handschlag bekräftigten.

Bleibenden Eindruck hinterlassen

Von seinem Ansehen in der Stadt erzählt nicht die Begrüßung durch die örtlichen Pfarrer mit „Herr Kollege“, sondern auch die Adresse des ersten Kirchenbaus und der heutigen Hauptgemeinde. Weil es das erste Haus in einer neuen Straße war, habe sich der damalige Bischof den Namen aussuchen dürfen. Die Wahl fiel auf „Brüderstraße“.

Über seine Wirkung auf Menschen erzählt die Sache mit dem Mann, der mit einem Knüppel bewaffnet seine Frau aus der Kirche holen wollte. Als er durch die Tür trat, hörte er die Worte: „Liebet eure Feinde …“. Der Mann wurde später Diakon und lud eine gewisse Frau Schmidt in den Gottesdienst ein, zu deren sechs Kinder auch ein Junge namens Walter zählte.

„Heinrich, Heinrich, warum hast du mich verlassen?“, soll Stammapostel Niehaus geseufzt haben, als er vom Tod Apostel Bornemanns erfuhr. 6000 Gäste zählen die Berichte über die Trauerfeier, dazu eine Musikkapelle und zwei Posaunenchöre.

Wo immer man die Linie zwischen Geschichte und Geschichten ziehen möchte, eins zeigen diese Hinterlassenschaften ganz deutlich: Das Wesen dieses Apostels strahlt noch weit in die Nachwelt hinein.

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Andreas Rother
19.09.2018
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