Kirche macht Geschichte

Eine neuapostolische Kirche im neugotischen Stil? Darin an einer Wand der Kopfschmuck eines Crow-Häuptlings? Was steckt dahinter? – Geschichtsbewusstsein auf US-Amerikanisch.

Dr. Tobias Teuber lebt in der Nähe von Hannover (Deutschland), kommt aber viel in der Welt herum: Als IT-Consultant war er kürzlich für einige Monate in den USA. Interessiert an Gemeindechroniken und Kirchengeschichte, war es für ihn eine besondere Überraschung, in Chicago auf ein neuapostolisches Museum zu stoßen.

Architektur und Geschichte

Schon die Architektur der Gemeinde „North Side“ ist Teuber aufgefallen: Das 1917 errichtete Gebäude ist im Stil der Neogotik (oder auch Gothic Revival) gehalten, der Elemente aus dem Mittelalter aufgreift und neu zusammensetzt. Die Mode stammte aus England. In diesem Stil bauten zum Beispiel auch die Katholisch-Apostolischen Gemeinden (KAG), aus der die Neuapostolische Kirche hervorgegangen ist.

Zu einem richtigen Museum gehören aber nicht nur Gebäude, sondern auch Menschen, für die das Sammeln und Hegen historischer Schätze eine Herzensangelegenheit ist: Einen solchen Menschen traf Tobias Teuber in Chicago in Priester i.R. Glenn Porter, angestellter Architekt bei der Kirchenverwaltung, der dem Besucher aus Deutschland eine Führung gab.

Internationales und Regionales

Zu sehen gibt es in dem Museum einiges, was auch anderswo ausgestellt wird: etwa Abendmahlskelche oder andere liturgische Geräte aus unterschiedlichen Epochen, Literatur bis zurück auf den Albury-Kreis sowie Schautafeln zur neuapostolischen Geschichte.

Doch die Schau bietet auch viele ganz eigene Fundstücke: eine Oblatenpresse aus dem Zweiten Weltkrieg, die Engpässen bei den Hostien-Lieferungen aus Deutschland vorbeugen sollte, ein Stück roter Teppich, wie er lange in den nordamerikanischen Gemeinden verbreitet war, sowie Schmuckgegenstände und Sticker für die Sonntagschule, gefertigt von einem Juwelier und ehemaligen Vorsteher der Gemeinde North Side.

Geschichtsbewusstsein weltweit

Den Grundstein für das Museum hatte Bezirksapostel Leonard R. Kolb gelegt: 2010 initiierte er die Sammlung und Aufbereitung von historischen Informationen und Ausstellungsstücken. 40 geschichtskundige Glaubensgeschwister engagierten sich für das Projekt. Die Schau in den Räumen der Gemeinde Chicago North Side wurde im Januar 2014 eröffnet.

Die Ausstellung in den USA ist längst nicht die einzige ihrer Art: Erst im vergangenen Jahr hat die Neuapostolische Kirche in Argentinien ihr „Museum unserer Pioniere“ eröffnet. Und seit 2012 besteht das Zentralarchiv der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen (Deutschland). Dort findet sich auch der komplette Chicago-Bericht von Tobias Teuber.

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Andreas Rother
28.01.2016
USA, Nebeneinrichtungen, Gemeindeleben