Eine Gemeinde, in der man sich wohlfühlt – das bauen Glaubensgeschwister, die sich einbringen und zusammenarbeiten. So haben die beiden Gemeinden Kelkheim und Bad-Soden (Deutschland) zueinander gefunden – zu einer neuen Gemeinschaft.
Wer die neu gebaute neuapostolische Kirche Kelkheim (Deutschland) besucht, dem fallen gleich die Kirchenfenster auf. Man muss kein Experte sein, um darin den Taunus, das angrenzende Mittelgebirge, zu erkennen und Elemente vom Emblem der Neuapostolischen Kirche zu entdecken.
Solche Kirchenfenster sind in der Neuapostolischen Kirche ziemlich ungewöhnlich. Meist sieht man nur geometrischen Formen im Glas. „Abstrakte Farbflächen-Barriere“ nennt Jonathan Spindler das. Die lebendige Alternative ist seiner Gemeinde jedoch nicht einfach so in den Schoß gefallen.
Ein Weg führt zur Kirche
Kelkheim liegt im Vordertaunus. Dort gibt es sanfte Hügel und auch viele Wanderwege. Man kennt dort die Wege, ist sie schon gewandert, spaziert oder mit dem Fahrrad gefahren. Und ein Weg auf dem Fenster führt direkt zur Kirche.
Einen gemeinsamen Weg gehen die Gemeinden Kelkheim und Bad Soden. Seit April 2019 feiern sie als eine Gemeinde die Gottesdienste in Bad Soden – um später in einen Neubau in Kelkheim zusammenzuziehen.
Als die Planungen für das neue Kirchengebäude begannen, wollten sich die Glaubensgeschwister dabei einbringen, ihre neue Wohlfühlgemeinde mitzugestalten. Sie bildeten ein Gemeindegremium mit interessierten und engagierten Vertretern aller Altersgruppen, die in den Entscheidungsprozess miteinbezogen wurden. Hiawatha Wolf, die eigentlich Kinderbeauftragte der Gemeinde Kelkheim ist, übernahm die Koordination dieser Gruppe.
Ideen mit Durchblick
Als dort Entwürfe für die Kirchenfenster auf den Tisch kamen, waren die Gemeindemitglieder nicht gerade angetan. „Wir wollten gerne noch mehr den Taunus inbegriffen haben, vielleicht mal Grüntöne und nicht so viel rot“, berichtet Luisa Alinski. Die Jugendliche studiert 3D-Modedesign und -Management und wollte selbst einen Vorschlag einbringen. Sie ist die Tochter des Jugendpriesters und war von Anfang über den Umbau gut informiert.
„Mir fehlte ein bisschen das Konzept“, gibt sie zu. Deshalb sprach sie Jonathan an, von dem sie wusste, dass er sehr kreativ ist. Der Konfirmandenlehrer ist zwar nicht mehr ganz jugendlich, aber er hat immer gute Ideen, die die Jugendlichen gerne umsetzen. „Jonathan war total begeistert von der Idee und entwickelte dann ein Konzept.“
Berge, Wasser, Kreuz
Jonathan hatte ein Fenster vor Augen, das die positiven Eigenschaften der beiden Gemeinden zeigen und die Umgebung widerspiegeln sollte. Viele Ideen flossen in den Entwurf. Beispielsweise sollte das Wasser für den Heilwasserort Bad Soden stehen, aber auch für die Begegnung von Jesus und der Frau am Jakobsbrunnen, was wiederum für die starken Frauen der Gemeinde Kelkheim steht. Eine moderne Interpretation des Emblems zeigt, dass es sich um eine besondere neuapostolische Gemeinde handelt, die Spirale ist ein Symbol für Wandel und Veränderung und auch für die Schöpfung …
Luisa führte die Linien auf Jonathans Entwurf zusammen und digitalisierte das Konzept, das schnell den Segen aus der Gemeinde erhielt. Koordinatorin Hiawatha übernahm es, den Entwurf mit dem Glaser umzusetzen. Die richtigen Farben mussten gefunden werden, das Glas, die Technik. „In Paderborn beim Glaser schauten wir die verschiedenen Glastypen an“, erzählt Hiawatha. „Wir schoben so lange verschiedene Scheiben herum, bis ich sagte: So kann ich mir das vorstellen.“
Auf Betonringen gebaut
Zur Einweihung hielt Bischof Jürgen Kramer einen Gottesdienst am 25. April. Als Grundlage der Predigt diente ein Bibelwort aus 1. Korinther 3,11: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Die Kirche sei auf 23 Betonringe gebaut, erklärte der Bischof. Der feste Grund, das Fundament der Kirche sei damit im Irdischen gesichert. Er gab der Gemeinde den Impuls, selbst solche 23 Betonringe zu benennen, die die Sicherheit und die Stabilität der neu gegründeten Gemeinde im Geistigen ausmachten. Vier Gründungspunkte legte er ihnen nahe: die Lehre der Apostel, die Gemeinschaft, das Brot brechen und das Gebet – bekannt aus Apostelgeschichte 2,42.
Auch der Bischof kam nicht umhin, auf das Kirchenfenster zu sprechen zu kommen. „Die Wege sollen durch den Taunus, durch die Stadt, durch diese hügelige Landschaft führen zu dieser Kirche, die außen symbolisiert ist mit unserem Emblem“, sagte er. „Sie sollen einladen und hinführen, um reinzukommen.“
Insgesamt kamen nur positive Rückmeldungen zum Kirchenfenster – auch wenn sie noch nicht alle Gemeindemitglieder live sehen konnten. Hiawatha hofft, dass Corona bald vorbei ist und es eine richtige Einweihung geben kann. „Eine große Party, bei der die ganze Gemeinde dabei ist“, schwärmt sie, „mit Gemeindefest und allem Drum und Dran. Das wird es geben.“