Ein Glaube, der Gläubige begeistert – zugleich aber auch immer wieder vor Herausforderungen stellt. „Wie sprechen wir von der Wiederkunft Jesu?“, fragt Stammapostel Schneider und gibt Tipps.
„Um verstanden zu werden, müssen wir handeln wie Apostel Paulus, indem wir uns auf unsere Zuhörer einstellen“, erklärt der Kirchenleiter. Das dahinterliegende Rezept kann in der Bibel in 1. Korinther 9,20–23 nachgelesen werden und gilt gleichermaßen dem Prediger im Gottesdienst wie auch dem Gläubigen, der im Alltag über die Wiederkunft Jesu spricht.
Glaube an die Verheißung, nicht an Zeichen
„Wir glauben an die Wiederkunft des Herrn, weil Jesus sie verheißen hat und der Heilige Geist sie uns verkündet.“ Dabei ist sich der Kirchenleiter bewusst: „Genau wie die Auferstehung und die Himmelfahrt Jesu Christi ist auch seine Wiederkunft nur durch den Glauben erfassbar. Der Herr hat erklärt, dass es nicht möglich ist, den Augenblick seiner Wiederkunft zu bestimmen.“ Insofern verbiete es sich, von Zeichen der Zeit zu sprechen und Ereignisse wie Kriege, Erdbeben, Hungersnöte, Verfolgungen als Beginn der Endzeit zu nennen. „All diese Dinge hat es während aller vergangenen Jahrhunderten gegeben. Die Tatsache, dass sich diese Dinge auch heute zeigen, könne nicht als ein Beweis der nahen Wiederkunft Christi gedeutet werden.“
Vollendung, nicht Flucht
„Das Heil, das Gott uns anbietet, ist mehr als eine Verbesserung unserer materiellen Existenz. Er möchte uns in sein Reich führen, wo das Böse und all seine Erscheinungsformen (Leiden, Ungerechtigkeit, Lüge, Heuchelei, Hass und Tod) ausgeschlossen sind. Gott möchte uns das ewige Leben geben“, stellt Stammapostel Schneider klar. Und er macht auch deutlich: „Unsere Motivation ist nicht, der Welt zu entfliehen oder einer bevorstehenden Katastrophe zu entkommen. Für uns ist der Eingang ins Reich Gottes nicht Flucht, sondern Vollendung.“
Friede und Gerechtigkeit durch Gott, nicht durch Menschen
„Wir bestreiten nicht, dass Menschen, die guten Willens sind und ihre Anstrengungen vereinen, für eine gewisse Zeit und für einen bestimmten Teil der Menschheit Frieden, Gerechtigkeit und Wohlergehen bewirken können“, so der Kirchenleiter. Aber für alle Menschen und für alle Zeiten schaffe das nur Gott, „indem er selbst in die Geschichte eingreift. Die Menschwerdung Gottes, des Sohnes, war ein solches direktes Eingreifen Gottes in die Menschheitsgeschichte. Die nächsten direkten Eingriffe bestehen in der Wiederkunft Jesu Christi, dann in seinem Kommen in Kraft und Herrlichkeit mit den Erstlingen, und noch später im Endgericht.“
Hoffnung auf Gnade, nicht auf Werke
„Bei seiner Wiederkunft wird der Herr nur die Erwählten zu sich nehmen, welche die erforderliche Reife erlangt haben. Die Aussicht auf dieses Gericht macht uns die Notwendigkeit bewusst, dass wir uns ernstlich darauf vorbereiten müssen. Wir setzen unsere ganze Hoffnung auf die Gnade, die der Herr den Gläubigen schenken wird, die wahrhaftig von dem Wunsch nach der Gemeinschaft mit ihm beseelt sind“, erklärt der oberste Geistliche.
Kein Abschluss, sondern Auftakt zur Arbeit
„Jesus wird wiederkommen, um die Brautgemeinde zu sich zu nehmen und mit ihr die Hochzeit im Himmel zu feiern. Das Bild der Braut verweist auf die Vorstellung einer Liebesgemeinschaft, das Bild der Hochzeit auf den Grundgedanken der Freude und des Teilens.“ Aber dann sei noch keine ewige Ruhe verordnet, denn es ist nur einer von mehreren Abschnitten im Erlösungsplan. „Diejenigen, die zur Brautgemeinde gehören, sind berufen, eine besondere Aufgabe zu erfüllen: nämlich das Evangelium allen Menschen aller Zeiten im Tausendjährigen Friedensreich zu verkündigen.“
Alles ganz einfach?
„Keinesfalls“, macht Stammapostel Schneider deutlich. Die Wiederkunft Christi löse nicht ausschließlich Begeisterung hervor. Das habe unterschiedliche Gründe:
- Frühere Auslegungen für das Anbrechen der Endzeit erwiesen sich als irrig und falsch.
- Vielerorts haben sich Lebensverhältnisse verbessert, es zähle mehr der wirtschaftliche und soziale Fortschritt als Gott.
- Der übernatürliche Charakter der Ereignisse (Wiederkunft Christi, Auferstehung der Toten, Tausendjähriges Friedensreich) mache Predigt und Reden über dieses Ereignis schwer verständlich.
- Eine schwindende Akzeptanz dafür, dass Jesus bei seinem Wiederkommen ein Gericht vollziehe, das Trennung bedeuten kann.
„Dieses Umfeld soll uns nicht entmutigen, unseren Auftrag zu erfüllen, die nahe Wiederkunft des Herrn zu verkündigen“, so der Stammapostel.
Hintergrund: „Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Erstlinge aus den Toten und Lebenden, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, zu sich nimmt; dass er nach der Hochzeit im Himmel mit diesen auf die Erde zurückkommt, sein Friedensreich aufrichtet und sie mit ihm als königliche Priesterschaft regieren. Nach Abschluss des Friedensreiches wird er das Endgericht halten. Dann wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen und bei seinem Volk wohnen“ (Der neunte Glaubensartikel, Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK)).
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