Bergkarabach, eine Region in Aufruhr

Seit Jahren herrscht ein kriegerischer Konflikt, immer wieder sprechen die Waffen – Armenien, Aserbaidschan und besonders Bergkarabach, die umkämpfte Region im Südkaukasus, kommen einfach nicht zur Ruhe, trotz verabredeter Waffenruhe. Dabei brauchen Land und Leute dringend Unterstützung.

Armenien – der Name steht trotz aller Schönheit und imponierender Geschichte mittlerweile für Armut, Fremdherrschaft und Wirtschaftskrisen. 80 Prozent der Bewohner in dem Land zwischen Asien und Europa leben unterhalb der Armutsgrenze. Es trifft die Ärmsten – die Kinder, die junge Generation.

Trotz all dieser Unwägbarkeiten lässt NAK-karitativ seine Hilfslieferungen weiterlaufen. Seit vier Jahren nun schon unterstützt die deutsche Hilfsorganisation der Neuapostolischen Kirche zusammen mit dem Verein Deutsch-Armenische Freundschaft Kleinprojekte zur Einkommensförderung in der grenznahen Region Tawusch im Nordosten des Landes. Ein Großteil der Menschen dort ist arbeitslos. Junge Menschen verlassen die Region, die Frauen kämpfen zu Hause ums Überleben, ihre Männer sind auf der Suche nach Arbeit in Russland.

Einkommen stärken

Zu den geförderten Kleinprojekten zählen vor allem die Bienenzucht oder die Hühner- und Ziegenhaltung. Sie laufen meist erfolgreich. Es hat sich gezeigt, dass sich vor allem diese landwirtschaftlichen Projekte als sehr profitabel für die Menschen erwiesen haben.

Ein Beispiel ist Mechita, ein Kleinbauer aus Noyemberyan. Mit Hilfe eines Kleinkredits konnte er eine Firma gründen, die sich auf den Bau und die Auslieferung von Holzkisten spezialisiert hat. Mittlerweile ist er so erfolgreich, dass er sieben Angestellte einstellen konnte, die mit etwa zwei US-Dollar Stundenlohn ein für armenische Verhältnisse gutes Einkommen verdienen.

Gevorg, ein Ziegenhalter aus Kogb, konnte durch umsichtige Haltung seinen Tierbestand auf 20 Ziegen erhöhen. Aus dem Verkauf kann er sich genügend Geld für seine Familie und für Futtermittel zurücklegen. Am anderen Ende des Dorfes wohnt Mamyan, ein Bienenzüchter. NAK-karitativ stellte ihm acht Bienenkästen als Starthilfe. Heute kann er weit über 30 Kilogramm Honig verkaufen, für etwa 4500 Armenische Dram pro Kilo (etwa 9 USD). Mit den Einnahmen kann er sich über den gesamten Winter finanzieren und sich sogar Geld für weitere Bienenkörbe zurücklegen.

Dazu kommen aber auch Kleingeschäfte wie Friseursalons, die positive Effekte für die Einkommens- und Lebenssituation der Menschen zeigen. Spendenlieferungen von Nahrungsmitteln, Kinderkleidung und Schulmaterialien in die Dörfer Noyemberyan, Koghb, Berdavan und Zorakan laufen ebenfalls seit Jahren.

Glücklicherweise sind die Menschen in diesen Dörfern noch nicht direkt von den Auswirkungen des Konflikts betroffen. Die Projekte können bislang normal weiterlaufen.

Bergkarabach

Am 29. September 2020 wurde nach schweren Gefechten in der Region Bergkarabach der Kriegszustand zwischen Armenien und Aserbaidschan ausgerufen. Ursache ist ein ungeklärter Territorialkonflikt. Die von Armenien kontrollierte Region mit 145.000 Einwohnern gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 hatte sich hier ein militärischer Konflikt entzündet, der zuletzt 1994 offen ausbrach. Ein Ende der Auseinandersetzungen ist zurzeit nicht abzusehen.

Neuapostolisch in Armenien

Rafael Mowsesian, der seit 2001 als Bischof die neuapostolischen Gläubigen in Armenien betreut, berichtet von Opfern unter der Zivilbevölkerung. Auf beiden Seiten würden in größerem Umfang Artillerie, Infanterie, Flugzeuge und Drohnen eingesetzt, erzählt er. Armenien habe eine allgemeine Mobilmachung für Männer bis 55 Jahren angeordnet.

In den Regionen Armeniens, wo neuapostolische Gemeinden liegen, sei die Situation aber derzeit noch ruhig. „Wir können planmäßig mit unseren Gemeindemitgliedern Gottesdienste feiern“. Gleichzeitig bittet der Bischof um Fürbitten: „Im Namen der armenischen Gläubigen danke ich sehr für alle Gebete.“

Fürbitten für die Menschen

Auch Bezirksapostel Rainer Storck zeigt sich beunruhigt über die Eskalation des Konflikts. „Wir denken an euch und hoffen, dass es bald eine politische Lösung gibt“, schrieb er an die Gläubigen in beiden Ländern und sicherte den Kirchenmitgliedern seine Gebete zu. Die neuapostolischen Gemeinden in Armenien und Aserbaidschan werden von der Gebietskirche Westdeutschland aus betreut. In Armenien sind das 674 Mitglieder in neun Gemeinden, in Aserbaidschan 468 Mitglieder.

Armenien ist traditionell christlich. Die Armenische Apostolische Kirche umfasst einen hohen Bekenntnisgrad, rund 92 Prozent aller Armenier gehören der Kirche an.

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