„Ein historischer Besuch in Ghana“ – so titelt die Gebietskirche auf ihrer Website: Denn das westafrikanische Land hat erstmals alle Bezirksapostel und Bezirksapostelhelfer zu Gast – zu einem ungewohnten Termin.
Zwei Mal im Jahr treffen sich die Kirchenleiter aus der ganzen Welt zu ihrer Vollversammlung: einmal an Pfingsten und zwar auf wechselnden Kontinenten und einmal gegen Jahresende in der Schweiz. Dieses Mal ist der Termin vertauscht. Denn im Gastgeberland ist rund um Pfingsten gerade Regenzeit. Und das macht das ohnehin feuchtheiße Tropenklima erst recht zu einer Schwierigkeit.
Entscheider tagen
Der Reigen der Arbeitssitzungen in der ghanaischen Hauptstadt Accra startet an diesem Mittwoch mit dem Vorstand der Neuapostolischen Kirche International. Dieses Direktorium ist aus dem früheren Finanzkomittee hervorgegangen ist und kümmert sich um organisatorische und finanzielle Belange. Das Pendant für die geistlichen Themen, die Koordinationsgruppe, stellt sich in ihrer neuen Besetzung der internationalen Bezirksapostelversammlung vor.
Das BAVI abgekürzte Gremium ist das oberste Beschlussorgan der Neuapostolischen Kirche International. Ihm gehören neben dem Stammapostel und den Bezirksaposteln auch deren Helfer an, allerdings nur in beratender Funktion. Die Bezirksapostelversammlung tagt am Donnerstag und Freitag. Am Samstag steht ein musikalisches Treffen mit Jugendlichen auf dem Programm. Den Schlusspunkt setzt am Sonntag der Gottesdienst in der Zentralkirche in Accra.
Land in Bewegung
Mit Ghana besuchen die Bezirksapostel ein demokratisch stabiles und wirtschaftlich im regionalen Vergleich starkes Land. Die Bevölkerung wächst rapide und hat sich seit 2000 nahezu verdoppelt – auf derzeit geschätzte 35 Millionen Einwohner. Die Hälfte von ihnen sind jünger als 21 Jahre.
Rund 71 Prozent bekennen sich zum Christentum, knapp 20 Prozent zum Islam sowie etwa 3 Prozent zu Stammes- und Naturreligionen. Unter den Christen stellen charismatische Bewegungen ebenso viele Mitglieder wie die Katholische und die Evangelische Kirche zusammen. Die Neuapostolische Kirche zählt 411.000 Mitglieder in etwa 2860 Gemeinden.
Ein Glaube, zwei Anfänge
Der neuapostolische Glaube kam Ende der 1960er Jahre auf zwei Wegen nach Ghana: Im Westen und im Landesinneren war die Gebietskirche Hessen (Deutschland) aktiv, im Norden und im Osten die Gebietskirche Kanada. Neben Apostel Rudolf Schilling, der liebevoll „Papa Ghana“ genannt wurde, zählten zu den Gründervätern auch die Apostel Erwin Wagner, Gottfried Schwarzer, George Van der Ploeg und Nelson Kraus.
Als erster Ghanaer wurde Isaak Nantwi Kankam im Jahr 1983 zum Apostel ordiniert. Als erster einheimischer Apostel übernahm Samuel Oppong-Brenya im Jahr 2013 die Verantwortung für die Gebietskirche, die seit 2001 zum Bezirksapostelbereich Süddeutschland gehört.
1994 besuchte Richard Fehr als erster Stammapostel das westafrikanische Land. Sein Nachnachfolger Jean-Luc Schneider war – damals noch als Stammapostelhelfer – erstmals 2013 dort offiziell zu Gast. Ihm und den anderen Teilnehmern der Bezirksapostelversammlung rufen die Gastgeber zu: „Ghana hat lange auf diesen bedeutenden Besuch gewartet, und die Aufregung ist spürbar“, heißt es auf der Website. „Ghana ist vorbereitet, euch mit offenen Armen, Herzen und Hymnen zu empfangen!“