Der Arbeitsplatz der Christen ist die Welt. Durch die Gläubigen will der dreieinige Gott reden und handeln. Ganz so hat es der Gottessohn veranlasst: Sein Evangelium braucht Kirche, in der es gepredigt wird. Gedanken zum Pfingstfest 2020.
In diesem Jahr ist Pfingsten anders als sonst. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie ist die Welt eher still und nachdenklich geworden, manchmal auch ungehalten bis aggressiv. Isolation und ungeahnte Sicherheitsvorkehrungen stimmen traurig. Ohne Umarmung bleibt das Leben einsam. Und auch, wenn allmählich der bekannte Alltag zurückkehren kann, gibt es immer noch reichlich Angst und Sorge vor Ansteckung und Armut. Dabei ist Pfingsten doch eigentlich ein Fest der Freude:
„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab“ (Apostelgeschichte 2,1–4).
Das Pfingstwunder
Es geschah Ungeheuerliches, die Bibel spricht vom „Pfingstwunder“. Neben Ratlosigkeit und anfänglichem Entsetzen lösen Wunder zumeist Freude und nie dagewesene Kräfte aus! So mussten es die Menschen damals empfunden haben, viele von ihnen jedenfalls. Es geschah vor ihren Augen ein Wunder.
Und dann macht Petrus den Mund auf. Er hält die beste Predigt seines Lebens, spricht von „den guten, alten Zeiten“, verweist auf eine besondere Zukunft und macht die Menge froh:
„Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Ungerechten ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat ihn befreit aus den Wehen des Todes, denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde“ (Apostelgeschichte 2,22–24).
Das zog ihnen durchs Herz und voller Glauben fragten sie, was sie tun müssten, um diesem Jesus Christus nachzufolgen. Buße tun – sich taufen lassen – den Heiligen Geist empfangen, lautete die Antwort des Petrus. Und das ist die eigentliche Pfingstbotschaft: Um solche Antworten in Vollmacht zu geben, braucht es die Kirche! Deshalb ist Pfingsten der Gründungstag, der Geburtstag der Kirche Christi, weil seine Apostel den vom Herrn empfangenen Auftrag mutig Wirklichkeit werden ließen. Sie stellten sich hin, predigten, tauften und die Menschen empfinden den Heiligen Geist:
„Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen“ (Apostelgeschichte 2,41).
Das war der Anfang. Doch das Pfingstwunder griff um sich, täglich kamen neue hinzu, sagt die Schrift. Die Menschen waren beieinander, erlebten viele Zeichen und Wunder durch die Apostel, hatten alle Dinge gemeinsam, waren täglich im Tempel, lobten Gott und fanden Wohlgefallen beim ganzen Volk. Unmittelbare Auswirkungen des Pfingstwunders.
Lasst das Wunder nicht verstummen
Davon sind wir heute, mit Verlaub, weit entfernt. Das Wunder ist Geschichte geworden, Christen werden verfolgt und getötet, Predigten werden häufig als Schönwetterreden empfunden, das Bekennen einer besseren Welt ist aus der Mode gekommen. Wie konnte das nur passieren, wo doch der Anfang so gewaltig und prächtig war? Nun, das liegt an uns selbst. Wir haben es in der Hand, Christus zu verkündigen. Wir sollen missionieren, nicht als Besserwisser oder Untergangsprediger, sondern mit Bedacht und freudigem Einsatz, voller Güte und mit Liebe zum Nächsten. Wir sind Jesu Jünger. Unser Arbeitsplatz ist die Welt, in der wir leben. Wir schreiben das Evangelium von Heil und Erlösung mit unserer eigenen Feder weiter:
„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apostelgeschichte 2,42).
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