Reformation heißt Veränderung – Gedanken zum Reformationstag
Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg geschlagen haben. Darin forderte er zu einer Diskussion über die Missstände in der damaligen Kirche auf. Damit begann die Reformation der Kirche in Deutschland, die bald in vielen europäischen Ländern Anhänger fand.
Im kommenden Jahr also feiern vor allem die lutherischen Kirchen das 500. Reformationsjubiläum. Dies ist auch für die Neuapostolische Kirche eine Gelegenheit, sich an Martin Luther, seine Bedeutung für den christlichen Glauben und die Kirche zu erinnern.
„An was denken Sie, wenn Sie nach Martin Luther gefragt werden?“ – diese Frage verdient in vielerlei Hinsicht gute Antworten. Die vielleicht wirkungsvollste Tat Luthers ist die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. Damit ist nicht allein der linguistische Vorteil einer aktuellen Übersetzung gemeint. Schließlich war diese neue Bibelübersetzung für viele Menschen verstehbar, was die lateinische Bibel nicht von sich behaupten konnte. Eine Bibel in verstehbarer Sprache – für jeden Haushalt; das ist auch heute noch ein vielgehörter Wunsch in den Kirchen. Die Bibelübersetzung brachte auch ein Verständnis des Evangeliums zutage, das dem neutestamentlichen Zeugnis entsprach. Der Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK) sagt dazu: „Anhand seiner Auslegungen der Bibel entfaltete Luther seine Theologie. In ihrem Zentrum steht die Rechtfertigungslehre mit dem Grundgedanken, dass Gott nicht aufgrund guter Werke belohne, sondern dem sündigen, an Jesus Christus glaubenden Menschen seine Gnade schenke“ (KNK 11.2.4).
Lutherische Rechtfertigungslehre
Der Römerbrief des Apostels Paulus hatte es dem großen Reformator besonders angetan. Immer wieder dachte er über Römer 1,17 nach: „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«“. Die Gerechtigkeit Gottes wird dem Menschen durch den Glauben und nicht durch die guten Werke geschenkt. Es geschieht, was Gott in seiner Barmherzigkeit dem Menschen zuteilt. Der Mensch ist Sünder – Gott allein kann ihn gerecht machen: „Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt“ (Römer 5,18).
Lutherische Abendmahlslehre
Luther hat auch die Neuapostolische Kirche beeinflusst. Im deutschsprachigen Raum wird seine Bibelübersetzung (LUT84) in den Gottesdiensten benutzt. Der deutschsprachige Katechismus zitiert ausschließlich aus ihr. Damit prägt Luthers Bibelübersetzung Sprache und Vorstellungswelt vieler neuapostolischer Christen im deutschsprachigen Kulturraum. Es gibt auch inhaltliche Gemeinsamkeiten zur Lehre Luthers. Etwa die Lehre von der Realpräsenz von Leib und Blut Christi im Heiligen Abendmahl oder die Bewertung der guten Werke als notwendigen Ausdruck des Glaubens und nicht als Verdienst, durch das man Heil erlangen könnte. Luther hob den anderen Reformatoren gegenüber die Wichtigkeit der Sakramente hervor und betonte ihren Geschenkcharakter. Überdies hoffte Luther auf die Wiederkunft Christi zu seiner Zeit.
Es gibt aber auch Unterschiede zum Luthertum, beispielsweise die Lehre vom Amt: Luther hatte die Vorstellung, dass eigentlich jeder Getaufte ein geistliches Amt ausübte. Die Priester oder Pfarrer handeln nur stellvertretend für die anderen Gläubigen, haben jedoch keine größere Vollmacht als diese. Zugleich betonte er, dass die Heilige Schrift von jedem Christen ausgelegt werden könnte und dazu kein Lehramt notwendig wäre. Dies lehrt die Neuapostolische Kirche anders: Das Apostelamt ist das Lehramt, dies ist für die Kirche von zentraler Bedeutung. Trotzdem erkennen wir in Luthers Bemühen um eine Kirche, die dem Befund des Neuen Testaments entspricht, die Inspiration aus dem Heiligen Geist und eine wesentliche Vorbereitung auf spätere Entwicklungen, die schließlich zur personalen Wiederbesetzung des Apostelamtes im 19. Jahrhundert führten!
Stichwort Reformation:
Martin Luther (1483-1546) wird im kommenden Jahr im Mittelpunkt des Reformationsjubiläums stehen. Vor dann 500 Jahren setzte eine Erneuerungsbewegung in den Kirchen ein, an der der gelehrte Theologe aus Deutschland maßgeblichen Anteil hatte. Das westliche Christentum spaltete sich auf in katholisch, lutherisch, reformiert. 1517 schlug er seine 95 Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg. Eine schwierige Zeit der Findung und Besinnung auf das Wesentliche setzte ein und dauerte 150 Jahre. Als Abschluss der Reformation wird allgemein der „Westfälische Friede“ von 1648 verstanden.
Stichwort Martin Luther:
Martin Luther (geboren 10. November 1483 in Eisleben, gestorben 18. Februar 1546 ebenda) war die wirkungsmächtigste Persönlichkeit der Reformation. Der Augustinermönch und Theologieprofessor nahm die Gnadenzusage Gottes im Neuen Testament ernst und orientierte sich an Jesus Christus als dem „fleischgewordenen Wort Gottes“. Er legte den Fokus auf Jesus Christus. Seine Predigten und Schriften, seine Bibelübersetzung veränderten die damalige Kirche und Gesellschaft nachhaltig, bis in die heutige Zeit.
Foto: Andreas Vitting