Seelsorge gibt dem Nächsten möglichst viel. Jesus Christus zeigt, dass Seelsorge wohltut, verändert und die Umgebung auch gerne einmal sprachlos zurücklässt.
Jesus Christus hatte den Nächsten im Herzen. Und das noch ehe er ihm oder ihr tatsächlich begegnete. Zwei Begebenheiten, die zeigen, auf welche Weise Konventionen gebrochen wurden und welche konkreten Auswirkungen Seelsorge haben kann.
Dreifach unmöglich: Das Gespräch mit der Samariterin
Jesus, der jüdische Rabbi; sie die Samariterin. – Eine Unterhaltung? Unmöglich! Rabbiner sprachen nicht mit Frauen, weil sie selbst nicht in Verruf kommen wollten. Außerdem hielt man Frauen für ungeeignet, Lehrgespräche zu führen.
Darüber hinaus gehörte die Frau auch noch dem Volk der Samariter an: Gläubige, die außer den fünf Büchern Mose die Heiligen Schriften ablehnten und damit weit entfernt vom israelitischen Glauben stehend galten. Irrgläubige seien sie. Die Juden wichen ihnen aus.
Jesus sprach die Frau trotzdem an. Eine einfache Bitte eröffnete am Jakobsbrunnen in Sychar ein alles-veränderndes Gespräch im Leben der Samariterin: Sein Vorbild zeigt, was vor und im Seelsorgegespräch wichtig war:
- Vorurteilsfrei: Offen für den Nächsten sein, gänzlich ohne Vorbehalte: Geschlecht, Herkunft, Intellekt, Konfession – Jesus schert sich nicht um altes Standesdünken noch modernes Schubladendenken.
- Fokussiert: Ohne die Moralkeule zu schwingen, gelingt es Jesus, mit ihr über das Wesentliche im Leben zu sprechen. Dabei bleiben ihre Vergangenheit und mögliche Verfehlungen außen vor.
Die Samariterin war begeistert. Aus dem Gespräch ging die gläubige Frau gestärkt und positiv gestimmt heraus, brachte die Menschen zu Jesus und missionierte mit Eifer. Auch sie selbst blickte nicht mehr zurück, sondern in ihre Zukunft. – Auch heute kann Seelsorge „anstecken“, stärken, den Blick konzentrieren und für die Zukunft ermutigen.
Beim Außenseiter zuhause
Im damals privatrechtlich organisierten Zollwesen waren die Zöllner die Handlanger der Römer. Sie erhoben aber nicht nur berechtigte Gebühren und Abgaben, sondern auch noch etwas mehr: Schließlich wollten sie selbst auch leben – und das gerne überdurchschnittlich gut.
„Raub!“, erklärten die Tora-Gläubigen und urteilten „Sünder!“. Das alles machte die Zöllner gesellschaftlich isoliert, verhasst, links liegen gelassen. Und so steht Zachäus auch nicht beliebt und mitten im Volk, sondern sitzt abseits, oben im Maulbeerbaum, als Jesus vorbeizieht.
Der „Freund der Zöllner und Sünder“ hat ihn dennoch im Blick. Jesu Beispiel macht deutlich, dass Seelsorge auch abseits der großen Mitte stattfindet:
- Wertschätzend: Jesus kennt seinen Namen: „Zachäus, steig eilend herunter!“ Er interessiert sich für ihn ganz persönlich und nutzt die Gunst des ungeplanten Augenblicks für ein Zusammenkommen.
- Zeitnehmend: Jesus grüßt Zachäus nicht nur, versichert ihm nicht nur sein Mit-daran-Denken, sondern geht mit ihm nach Hause. Jesus nimmt sich Zeit, hört zu, redet und bleibt bis zum Zeitpunkt der Veränderung.
Nach nur einem Gespräch mit Jesus Christus gestaltet der Zöllner sein ganzes Leben neu. Er gelobt die Hälfte seines Besitzes an die Armen zu geben und das illegal erlangte Gut vierfach zu erstatten. – Wie damals kann auch heute die berührende Seelsorge einen Menschen von Grund auf verändern.
Seelsorge bedeutet – Jesus hat es vorgelebt! – die vielen offensichtlichen Dinge wie Vorbehalte der Gesellschaft oder Einschätzungen des Nächsten unberücksichtigt zu lassen. Stattdessen begleitet und stärkt Seelsorge den Nächsten, hilft bei Veränderungen und verweist auf ewiges Leben. Wenn das gelingt, dann kann eine vorurteilsfreie, fokussierte und wertschätzende Seelsorge etwas bewirken – und die Nächsten positiv überraschen.
Nachdem die ersten Teile der Seelsorge-Serie zeigten, wie Jesus Christus Seelsorge verstand und praktizierte, handeln die kommenden Artikel von der Seelsorge bei sich selbst und die Seelsorge mit und ohne Amt.
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