„Typisch neuapostolisch“ – das Erbe von Apostel Schwarz
Wie kaum ein anderer hat er die Entwicklung hin zur Neuapostolischen Kirche beeinflusst. Nicht nur weil er kirchenhistorisch eine zentrale Rolle spielte, sondern auch weil er die noch junge Glaubensgemeinschaft kulturell prägte: Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz wurde heute vor 200 Jahren geboren.
Eigentlich wollte sich der gelernte Schneider zum Missionar ausbilden lassen. Doch als er von seinem Geburtsort Gardschau (bei Danzig) nach Berlin übersiedelte, lernte er die katholisch-apostolische Gemeinde kennen. 1848 zählte Friedrich Wilhelm Schwarz zu den ersten sieben Diakonen in Berlin, 1850 wurde er zum Priester ordiniert. 1858 wechselte er nach Hamburg, um dort die Leitung der Gemeinde zu übernehmen.
Mitten drin im historischen Geschehen
Hier schrieb er Kirchengeschichte: Der Prophet Heinrich Geyer hatte einen zusätzlichen Apostel berufen, den die verbliebenen englischen Apostel allerdings nicht bestätigten. Bischof („Engel“) Schwarz und der Großteil der Hamburger Gemeinde erkannten den neuen Apostel hingegen an. Als sie diese Entscheidung nicht widerrufen wollten, wurden sie 1863 aus der Katholisch-Apostolischen Kirche ausgeschlossen.
Unter dem Namen „Allgemeine christlich apostolische Mission“ ging die Hamburger Gemeinde ihren eigenen Weg. 1878 kam es erneut zu einer Trennung zwischen Heinrich Geyer und seine Anhängern einerseits sowie Friedrich Wilhelm Schwarz und seinen Mitstreitern andererseits.
Schwarzer Anzug statt Messgewänder
Als prägend für die Entwicklung der neuen apostolischen Gemeinden erwies sich die Wirksamkeit von Apostel Schwarz in den Niederlanden. Er war im Mai 1863 in das Amt berufen wurden und im September 1863 nach Amsterdam übergesiedelt. Dort baute er die „Apostolische Zending“ auf und führte Neuerungen ein, die sich später weltweit als „typisch neuapostolisch“ durchsetzten.
So geht die Abschaffung der vielfältigen liturgischen Kleidungsstücke der Amtsträger auf seine Reform von 1870 zurück. Da verabschiedet sich Apostel Schwarz von großen Teilen der katholischen-apostolischen Liturgie, dem Gebrauch von Weihrauch und verzierten Gewändern. Stattdessen setzte er – mit Blick auf calvinistische Traditionen in den Niederlanden und unter dem Einfluss seines pietistisch geprägten Apostelkollegen Menkhoff – auf einen predigtdominierten Gottesdienst mit schlichter Ausstattung. Der schwarze Anzug wurde in seiner heutigen Form allerdings erst in den 1950er Jahren verbindlich, davor waren Straßenanzüge, schwarze Talare und manches mehr gebräuchlich.
Erste Sakramente für Entschlafene
Auch das Entschlafenenwesen entwickelte sich in dem heutigen sakramentalen Sinne unter der Tätigkeit von Apostel Schwarz. 1874 führte er erstmals eine Versiegelung für Entschlafene durch. Vorausgegangen war die lange Beschäftigung mit den konkreten Fragen apostolischer Eltern nach Heilsmöglichkeiten für ihr tot geborenes Kind. Und 1886 war es wiederum Apostel Schwarz, der erstmals auch den Entschlafenen das Heilige Abendmahl spendete.
In dem für damalige Verhältnisse gesegneten Alter von 81 Jahren ging Apostel Schwarz am 6. Dezember 1895 heim. Die Trauerfeier hielt Apostel Friedrich Krebs, begleitet von Bischof Hermann Niehaus.
Stichwort: Mit oder ohne T?
Wie schreibt sich denn nun der Nachname des Apostel richtig: Schwarz oder Schwartz? Die Verwirrung darüber herrscht in Prinzip seit seiner Geburt.
Eigentlich ist der Fall klar – im Taufregister der evangelischen Kirchengemeinde Sobbowitz, Kreis Dirschau, steht’s mit T: „Friedrich Wilhelm Schwartz, Geburtstag 11. April 1815, Geburtsort Gardschau.“ Allerdings: Seinen Bruder Eduard haben die gleichen Eltern dort mit dem Nachname „Schwarz“ eintragen lassen, also ohne T.
Als Frischvermählter schreibt sich der Friedrich Wilhelm „Schwartz“, als Amtsträger der Katholisch-Apostolischen Gemeinde schreibt sich der Diakon „Schwarz“. In Hamburg kommt er ohne T aus, in Amsterdam kommt das T dann wieder dazu. Erst in den späteren Jahren ist eine gewisse Regelmäßigkeit zu erkennen.
Wenn sich der Apostel an seine niederländischen Glaubensgeschwister wendet, dann als „Schwartz“ mit T. Und wenn es er mit deutschen Adressaten zu tun hat, dann als „Schwarz“ ohne T. So kann er sicherstellen, dass in beiden Ländern der Name gleich ausgesprochen wird.
Ein Paradebeispiel dafür ist sein „Buch für unsere Zeit“. Es ist in beiden Sprachen erschienen und trägt jeweils den anderen Nachnamen.