Noch rund ein Jahr, dann beginnt der Internationale Jugendtag 2019. Das ist viel Zeit für Jugendliche, die Abitur machen, einen Job beginnen oder eine WG gründen. Aber es ist wenig Zeit für die Planung eines Groß-Events, das mehr als 30.000 Teilnehmer begeistern soll.
Mit Großveranstaltungen kennt Amanda sich aus. Die Pforzheimerin arbeitet als Eventmanagerin und hat auch im kirchlichen Umfeld als Jugendbetreuerin schon einige Jugendevents geplant und organisiert. Kein Wunder also, dass sie vorgeschlagen wurde, als für die IJT Planungsgruppe „Inhalte“ noch jugendliche Mitglieder gesucht wurden.
Amanda hat sich im Büro freigenommen und ist ins hessische Bad Camberg zu einer Sitzung der IJT-Planungsgruppe gefahren. Am Abend geht’s für die Gruppe zur neuapostolischen Kirche im nahegelegenen Taunusstein. Dort treffen sich Arbeitsgruppen, die an Projekten für den Internationalen Jugendtag 2019 tüfteln. Nachdem sich alle kurz vorgestellt haben, verschwinden sie in den beiden Nebenräumen, um an ihrem jeweiligen Projekt weiterzuarbeiten.
Glauben greifbar machen
Im Kinderraum sitzen Anna Caroline, Anke, Benjamin, Jasmin und Vanessa im Kreis. Bischof Ralph Wittich und Apostel Uli Falk von der IJT-Planungsgruppe setzen sich dazu und lassen sich erklären, woran die Fünf seit einigen Monaten arbeiten: Sie wollen den Katechismus für Jugendliche aufbereiten. „Unsere Idee ist ein Produkt von Jugendlichen für Jugendliche, das Glauben greifbar macht und zeigt, dass Glaube Spaß machen kann“, erklärt Benjamin, der als Mitglied der hessischen Arbeitsgruppe „Jugend“ das Projekt leitet. Die fünf Jugendlichen treffen sich seit etwa einem Jahr einmal im Monat. Das Konzept für ihr Projekt steht, an der Umsetzung basteln sie nun gemeinsam.
Vanessa ist 18, ihr Konfirmanden-Unterricht noch gar nicht so lange her: „Klar habe ich die Glaubensartikel mal auswendig gelernt. Aber was bedeuten sie für mich?“ Weil sie selbst die Erfahrung gemacht haben, dass viele Aussagen zum Glauben eher theoretisch bleiben und die Verbindung zu ihrem täglichen Leben fehlt, haben die Jugendlichen sich vorgenommen, für andere junge Christen einen praxisnahen Zugang zu diesen Themen zu erarbeiten.
Katechismus mit Fun-Faktor
So findet man in ihrer Spielebox unter anderem ein Glaubensartikel-Haudrauf und ein Bibel-Speed-Dating. Dabei sitzen sich zwei Jugendliche gegenüber, jeder verkörpert eine Gestalt aus der Bibel und muss durch Ja/Nein- Fragen möglichst schnell erraten, welche biblische Figur sich hinter seinem Gegenüber verbirgt.
Das Glaubensartikel-Haudrauf wird den Mitgliedern der Planungsgruppe gleich praktisch vorgestellt: Kärtchen werden an die Mitspieler verteilt. Einer liest den Text eines Glaubensartikels vor. Wenn ein Mitspieler den passenden Oberbegriff nennt, legen die anderen möglichst schnell in der Mitte ihre Hände aufeinander. Wer zuletzt kommt, muss die Karte nehmen. Das funktioniert erstaunlich gut, nach ein paar Runden hat man die in einer hinteren Ecke des Gedächtnisses versteckten Glaubensartikel wieder parat.
Die Jugendlichen haben die Spiele so konzipiert, dass jeder Interessent sie selbst ausdrucken oder via kostenloser App spielen kann, und Video-Spielanleitungen erstellt. Für die Gestaltung der Spielebox und auch der Videos wünschen sie sich professionelle Unterstützung, ebenso für die theologische Prüfung der Spiele und die Übersetzung in andere.
Frauen gefragt
In der Sakristei sitzen Schwestern und Amtsträger ebenfalls im Kreis. Amanda steht am Flipchart und notiert, welche Themen sich die Projektgruppe „Frauen“ für den Internationalen Jugendtag 2019 wünscht. Die Frage des Amts für Frauen wollen sie nicht thematisieren, da sind sich alle einig. „Das ist ein Thema, das der Stammapostel und die Bezirksapostel zu gegebener Zeit aufgreifen werden“, sagt Apostel Gert Opdenplatz. Daneben gibt es aber viele Freiräume für Frauen in der kirchlichen Arbeit, die vielleicht noch nicht in allen Bezirken und Gemeinden genutzt werden. Darüber aufzuklären, was weibliche Jugendliche in der Kirche alles tun und gestalten können, ist den Mitgliedern beider Arbeitsgruppen ein Anliegen.
In die Ideensammlung vertieft, hätten die Projektgruppen-Mitglieder wohl noch lange weiterdiskutiert, doch Lärm und Unruhe im Foyer unterbrechen die Arbeit. Junge Menschen drängen in den Vorraum, vorbei an großen Kisten mit Geschirr, Obst und Wärmebehältern. Zeit für das gemeinsame Abendessen mit Jugendlichen aus den Gemeinden Taunusstein und Bad Schwalbach.
Eher kurzfristig orientiert
Bei Antipasti, Pasta und Apfelsaft geht es an der langen Tafel darum, was die Jugendlichen sich vom Internationalen Jugendtag 2019 erhoffen, welche Inhalte sie sich wünschen und auf welchen Kommunikationswegen sie informiert werden möchten. Und die Mitglieder der Planungsgruppe erfahren, dass Jugendliche sich vor allem kurzfristig und spontan für Veranstaltungen entscheiden möchten, eine langfristige Planung vorab kommt für sie eher nicht in Frage.
„Ich habe das Gefühl, dass der IJT noch nicht breitflächig bei den Jugendlichen angekommen ist, für sie ist 2019 noch weit weg“, sagt Amanda. Höchste Zeit, dass sich das ändert, findet die Runde in Taunusstein. Dafür braucht man vor allem Begeisterte, die die Jugendlichen anstecken, wie Hannes, Jugendbetreuer in der Gemeinde Taunusstein: „Ich war damals beim EJT dabei, und es war so ein tolles Erlebnis, dass ich alles tun werde, damit ,meine‘ Jugendlichen das 2019 auch erleben können.“
Eine Langfassung dieses Artikels ist auf der Website des IJT 2019 erschienen.