Nicht jede Sünde ist gleich schlimm, oder? Was sind die Folgen? Wer verdient Strafe und wer verdient Vergebung? – Antworten gibt ein Stammapostel-Gottesdienst. Dessen Grundlage: „diese Geschichte, die wir nicht wirklich gerne hören“.
„Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“ (Johannes 8,7). – So lautete das Bibelwort am 18. Mai 2017 in Lampung (Indoniesen). Der Zusammenhang: Jesus rettet die Ehebrecherin vor der Steinigung und ermahnt sie, nicht mehr zu sündigen. „Es ist wichtig, uns mit dieser Geschichte auseinanderzusetzten. Denn diese Frau ist ein Bild für uns selbst“, betonte Stammapostel Jean-Luc Schneider.
„Und sündige hinfort nicht mehr“
„Wie sind alle Sünder, jeder von uns.“ Deshalb könne der Mensch nicht in die ewige Gemeinschaft mit Gott eingehen. „Jesus will uns vergeben, aber es gibt eine Bedingung: ,Geh hin und sündige hinfort nicht mehr‘“, zitierte der Kirchenleiter. „Derjenige, der nicht wirklich bereit ist, gegen die Sünden zu kämpfen, erhält keine Vergebung.“
Dabei reiche es nicht aus, bestimmte Regeln einzuhalten: „Sicher, wir müssen getauft werden. Und wir müssen die Gebote respektieren. Aber das alles ist nur der erste Schritt auf dem Weg zum Heil. Wir müssen uns in unserem Inneren verändern, wir müssen wie Jesus werden.“ Der Appell: „Wir wollen keine neuapostolischen Pharisäer werden.“
„Wer unter euch ohne Sünde ist …“
In diesem Geschehen habe Jesus auch klargemacht: „Es gibt keine Sündenhierarchie.“ Manch einer meine, es gebe kleine Sünden und schwere Sünden. „Und das ist abhängig von der Gesellschaft, in der sie leben, von ihrer Geschichte und von ihren Traditionen.“ Allerdings: „Jede Sünde hindert uns daran, in die Gemeinschaft mit Gott zu kommen. Deshalb bedarf jede Sünde der Vergebung.“
Das sei auch eine Gefahr für gläubige Christen. „Dass sie ihre eigene Sündenskala haben. Und bestimmt ist die Sünde unseres Nächsten schwerer als die eigene. – Das ist nicht wahr. Jede Sünde ist ernst.“
„… der werfe den ersten Stein“
Die Sünde bleibe auch schwerwiegend, wenn sie schon vergeben sei. Denn: „Die Sünde kann Konsequenzen für unsere Gesundheit haben, für unsere Situation in der Gesellschaft, für unser Familienleben. Und diese Folgen werden durch Vergebung nicht aufgehoben.“
Wenn der Nächste an den eigenen Sünden noch zu leiden habe, sei so etwas wie Genugtuung fehl am Platz. Auch „an dieser Stelle wollen wir Nächstenliebe zeigen.“
„So verdamme ich dich auch nicht“
Und die abschließende Lehre aus dieser Geschichte: „Es ist nicht unsere Aufgabe, über unseren Nächsten zu richten und es ist erst recht nicht unsere Aufgabe, den Sünder zu bestrafen.“ Denn: „Nur Gott weiß, wie schuldig er ist und wie reuig er ist.“ Vor allem: „Gott will den Sünder nicht bestrafen. Er will ihn erretten. Er will, dass der Sünder sich ändert.“
„Unsere Aufgabe ist es, dem Sünder zu vergeben und ihn die Liebe Gottes erfahren zu lassen“, machte der Stammapostel deutlich: „Je mehr er die Liebe Gottes erlebt, umso mehr wird er Gott lieben und umso weniger wird er in der Zukunft sündigen. So zu handeln, ist manchmal schwierig. Aber es ist eine wunderbare Quelle der Freude, der Kraft und des Segens.“