
Es ist ein weltlicher Gedenktag – und dennoch verweist seine Name auf eine religiöse Dimension: Warum die Menschen heute mehr denn je „Geschwisterlichkeit“ brauchen und wie sich das machen lässt.
Ein sperriger Name: Der „Internationale Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit“ findet jährlich am 4. Februar statt, so sagt es die UNO in ihrer Resolution 75/200. Vor allem ist der Tag ein Plädoyer gegen den Krieg und für ein Mehr an menschlicher Brüderlichkeit und Solidarität.
Mehr kulturelle und religiöse Toleranz – geht das heutzutage? Die UNO ist weit weg und es gibt viele Gedenktage. Ist es dennoch ein Wert an sich, an Geschwisterlichkeit erinnert zu werden? Und was ist das überhaupt: Geschwisterlichkeit? Hier einige Eindrücke:
„Brüderlichkeit“ sagt der Englisch- oder Französischsprechende. Gemeint ist damit das solidarische Verhalten von Menschen untereinander. Quasi wie in einer Familie sollen sich die Menschen verhalten, als wären sie Bruder und Schwester: Wir sind aus einer Familie – wir stehen uns bei – wir haben eine gemeinsame Herkunft. Solche dem Begriff der Geschwisterlichkeit unterlegten Inhalte sind in der Realität mühsam zu bewahren. Und genau deshalb ist der Gedenktag wichtig!
Dass sich die Menschen in christlichen Gemeinden untereinander als Bruder und Schwester ansprechen, beruht auf ihrem Gottesbild: Gott ist unser Vater im Himmel, wir sind seine Kinder und damit untereinander als Geschwister verwandt. Dennoch soll die Ansprache als Bruder und Schwester keine Worthülse sein, sondern Inhaltliches transportieren.
Wie gehen wir miteinander um?
Geschwister sind verschieden. Sie haben unterschiedliche Begabungen, leben ihren eigenen Lebensstil, wirken an verschiedenen Positionen. Nicht immer ist ein Zusammenleben harmonisch: Es gibt Streit, Gegensätze, Widersprüche, Spaltungen und Klüfte. Besonders im kirchlichen Kontext gibt es aber auch den Auftrag zur Versöhnung, zum Brücken bauen. Menschen in der Familie Gottes sind angefragt, sich miteinander in gleicher Würde zu behandeln. Sie haben einen Vater: Gott, einen Lehrer: Jesus Christus und einen Geist, der in ihnen wirkt. Grundkriterium für ihr geschwisterliches Miteinander ist die Liebe.
Das Beispiel von früher …
Da geht ein Mensch eine Landstraße entlang und wird überfallen. Er bleibt halbtot am Wegesrand liegen. Niemand hilft, jedenfalls nicht diejenigen, von denen man es erwarten könnte. Ein Fremder leistet erste Hilfe und tut das, was man eben tun muss: Hilfe leisten.
Was sagt das für eine heutige Gemeindelandschaft aus?
- Es gibt immer wieder einmal geschlagene Menschen am Wegesrand. Mehr noch als erste Hilfe brauchen sie Rehabilitation durch Unterstützung und Wegbegleitung.
- Wegsehen, Abducken ist unchristlich und leistet keinen echten Beitrag zur Gemeindeentwicklung. „Es ist Zeit, Gutes zu tun“ beschränkt sich eben nicht allein auf außerhalb der Kirche.
Stattdessen lehrt das Evangelium, Konflikte friedlich beizulegen, Beleidigungen zu verzeihen, in Streitigkeiten Frieden zu stiften, Lügen mit Wahrheit zu begegnen, Dunkelheit durch Licht zu erhellen.
… ist auch heute die Goldene Regel
„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ Zwei Sätze mit großer Wirkungskraft und seit jeher die Leitthese für ein gedeihliches Miteinander unter Menschen. Und Jesus Christus stellt sich dahinter, wie seine Ansage in Matthäus 7 zeigt: Nicht richten – nicht den Splitter im Auge des Nächsten suchen –, nicht heucheln. Pharisäer sind eben keine Christen.
Heute wird dieses biblische Prinzip zu einem moralisch-ethischen Codex erhoben. Nächstenliebe pur, ohne langes Federlesen, ohne (Vor)urteil, ohne Bedingung, ohne Richtlinienkatalog. Erst einmal Nächstenliebe, dann Analyse.
„Es ist Zeit, Gutes zu tun“ – kann man, darf man das heute von einer Gemeinde erwarten? Das Jahresmotto 2025 für alle neuapostolischen Gemeinden weltweit sei Maßstab für unsere Beziehung zum Nächsten innerhalb und außerhalb unserer Gemeinde.
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