Die Sakramente (67): Hinter jedem Satz eine Geschichte

Drei Jahre, 66 Folgen: In der Sakramenten-Serie gibt’s viel zu entdecken über Theologie und Historie im Allgemeinen sowie über neuapostolische Spezialitäten im Besonderen. Zum Finale der Gesamtüberblick mit Dutzenden von Links.

Sakramente, das sind die Augenblicke im Glaubensleben, wo sich Himmel und Erde berühren, wo Gottes Liebe Zeichen setzt. Sie folgen einem gemeinsamen Bauplan mit vier Ecksteinen. Seinen Ursprung hat der Begriff Sakrament im biblischen Wort „mysterion“.

Das Fundament der christlichen Sakramentenlehre legte Kirchenvater Augustinus im fünften Jahrhundert. Die Frage nach der Wirksamkeit beschäftigte die Gelehrten im späten Mittelalter und in der frühen Reformation. Die Anzahl der Sakramente schwankt je nach Konfession zwischen zwei und sieben. Mehr Ähnlichkeiten kennen indes die Regelungen dazu, wer welches Sakrament spenden darf.

Mit allen Wassern gewaschen

„Taufen“ kommt im Griechischen von „tauchen“ – mit dem Beiklang von versenken oder ertränken. Die Bibel kennt viele Bedeutungen des Sakraments. Das Verständnis davon haben die Umstände im Laufe der Weltgeschichte immer wieder verschoben.

Über den Ritus der Wassertaufe sagt die Heilige Schrift wenig. So haben sich verschiedene Formen herausgebildet. Auch zur Kindertaufe gibt es unterschiedliche Ansichten. Selbst der Ort des Geschehens ist über die Jahrhunderte umhergewandert.

Jahrhunderte hat es gebraucht, bis die meisten Konfessionen ihre Handlungen gegenseitig anerkannt haben. Auch die Neuapostolische Kirche gehört zu dieser Taufgemeinschaft.

Mit Jesus Christus zu Tisch

Abendmahl, das ist das Sakrament, das immer wieder gefeiert wird. Gestiftet hat es Jesus Christus bei seinem letzten Abendmahl. Doch die Bibel sagt wenig darüber aus, wann und wie genau das stattgefunden hat. Umso vielfältiger sind die Bezeichnungen und Bedeutungen dafür im Neuen Testament.

Weg vom familiären Abendessen, hin zum kirchlichen Gottesdienst: Das ist die Entwicklung in der Antike. Theologisch wird es erst im Mittelalter, als die Realpräsenz Jesu Christi neu erklärt werden muss. Die Reformation liefert weitere Erklärmuster. In der Geschichte der Neuapostolischen Kirche entwickelte sich das Heilige Abendmahl fort – in seinem Stellenwert und bei der Aussonderungsformel.

In der Liturgie gehen die Kirchen eigene Wege. Dazu gehört, wie, wo und wann die Gemeinde sich versammelt, um zu Brot und Wein zu kommen. Unterschiedlich geregelt ist auch, wer das Sakrament spenden oder empfangen darf. Versuche, gemeinsam zu feiern, gab es immer wieder. Doch noch fällt der Sprung über den Kirchenzaun schwer. Immerhin: Jenseits des Sakraments hat das Abendmahl gemeinsame Dimensionen.

Mit der Kraft des Geistes

Wie kommt der Christ zum Heiligen Geist? Durch die Heilige Versiegelung – so lautet die Antwort der Neuapostolischen Kirche. Das ist eine von vielen unterschiedlichen Antworten aus dem christlichen Spektrum. Diese Vielfalt ist schon im Neuen Testament angelegt.

So entwickelt die frühe Kirche ihren mehrteiligen Taufritus. Die Katholiken koppelten ihre Firmung als eigenständiges Sakrament ab. Damit hatten die Reformatoren so ihre Probleme. Die Katholisch-apostolischen Gemeinden führt nach einer Krise die „Handauflegung der Apostel“ ein, alternativ auch „Versiegelung“ genannt. Die theologische Begründung dafür entfaltete sich erst im Laufe der Zeit.

Das wuchs in der werdenden Neuapostolischen Kirche zu einem identitätsstiftenden Hauptsakrament. Das sorgfältig hergeleitete aktuelle Verständnis legt der Katechismus dar.

Dort wie hier

Sakramente für Entschlafene sind ein Markenzeichen neuapostolischen Glaubens. Grundlage dafür ist die Unsterblichkeit der Seele und die Möglichkeit zur Veränderung im Jenseits. So kommen auch andere Konfessionen zur Überzeugung, dass Sakramente den Toten helfen können.

Drei Anhaltspunkte findet das Entschlafenenwesen der Neuapostolische Kirche in der Bibel: den Willen Gottes, dass allen Menschen geholfen wird, das Motiv vom Abstieg Christi ins Totentenreich und die Vikariatstaufe der Korinther, die später aufgegeben wurde. Die Lehre folgt zwei Grundgesetzen christlichen Glaubens: Gott schafft das Heil im Diesseits und bedient sich dabei des Prinzips „Stellvertretung“.

Turbulent ging es manchmal zu in den frühen Tagen der Sakramente für Entschlafene. Doch Schritt um Schritt regelte die Neuapostolische Kirche die Praxis und klärte die Theorie. Mit Spiritismus hat das aber nichts zu tun – ganz im Gegenteil. Dreimal im Jahr feiern die Gemeinden in aller Welt heute den Gottesdienst für Entschlafene.


Foto: christianchan - stock.adobe.com

Verwandte Themen