Die heutige Stadt Jerusalem ist mehr und mehr zum Sinnbild für ein aufgeheiztes Klima zwischen Menschen, Traditionen und Religionen geworden. Seine Bewohner streiten sich um das Vorrecht, dort friedlich leben zu können. Ein Widerspruch in sich!
Morgen, am 21. September, steht er wieder auf dem Kalender, der Internationale Friedenstag der UNO. Ein wichtiges Datum, sollte man meinen. Doch wie sieht die Realität aus? Ändert dieser Gedenktag etwas, macht er die Welt wirklich friedlicher?
- Die einen sagen: Ja, es hat sich eine Menge geändert. Die Welt ist sicherer geworden. Die Weltgemeinschaft schaltet sich ein, wenn es irgendwo in der Welt brenzlig wird. Zugleich sind diejenigen, die lieber verhandeln als Krieg gegeneinander zu führen, in der Mehrheit. Die schlimmen Zeiten des Kalten Krieges sind vorbei. Friedenspläne, Marshallpläne, Abrüstungsverträge sind ausgehandelt und unterschrieben worden. Sie sind Dokumente der Zeitgeschichte und beweisen die Sehnsucht der Menschen nach einer friedlichen Welt.
- Die anderen sagen: Gar nichts hat sich geändert. Nach wie vor stehen sich wütende Kontrahenten gegenüber. Immer noch und immer wieder setzt sich der Stärkere durch. Menschenströme laufen ziellos und desorientiert umher, mehr als 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Der Kampf um Wasser, die Flucht vor Krieg macht sie zu Heimatlosen – von weltweitem Frieden ist die Welt weiter entfernt als je zuvor.
Frieden: Es wird Zeit
Und tatsächlich: Den Ernst der Lage scheint die Menschheit noch nicht erkannt zu haben. Unfriede, Konflikte oder gar Kriege machen in kurzer Zeit kaputt, wofür die Natur oder eine Gesellschaft viele Jahre gebraucht hat. Krieg zerstört, zermalmt. Ehrsucht, Machthunger, egoistische Haltungen hetzen Menschen gegeneinander auf. Das „zuerst ich!“ hilft nur einem. Das „Wir alle!“ hilft dagegen vielen. Nur dort, wo Frieden herrscht, kann Neues entstehen.
Um den Frieden richtig zu würdigen, muss daher dieser eine Grundsatz gelten: Vor Gott sind alle gleich. Auch wenn Despoten, Autoritäten, Diktatoren das nicht erkennen wollen. Es gibt keine Hohen und Tiefen, keine Kleinen und Großen, keine Richtigen und Falschen. Sich selbst als Maßstab für den Vergleich mit anderen zu nehmen, ist allenfalls Ausdruck von Machtlosigkeit und fehlendem Bewusstsein als von Stärke und Autorität.
Frieden: innen und außen
Morgen begeht die Menschheit den Internationalen Friedenstag der UNO. – Was machen wir damit? „Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen! Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen. Um des Hauses des Herrn willen, unseres Gottes, will ich dein Bestes suchen.“ Dieser Bibeltext aus dem 122. Psalm wird in dieser Woche die Predigt in den neuapostolischen Gottesdiensten bestimmen. Er beschreibt das Jerusalem des Herzens, der Familie, der Umgebung. Dort soll überall Frieden herrschen, weil sich der Mensch darum bemüht.
Die Friedfertigen werden Gottes Kinder heißen, nicht die Kriegslustigen oder die Streithähne. Um in Harmonie miteinander leben zu können, müssen Nächstenliebe, Rücksichtnahme und Verständnis anderen gegenüber einen Wert haben. Das Vermeiden von Vorurteilen muss wieder Priorität gewinnen. Stattdessen sollen Geduld und Selbstbeherrschung den Umgang bestimmen. Dem anderen Menschen Gutes tun – das ebnet den Weg zum Frieden. Und Menschen, die nach Frieden verlangen, gehen einen gemeinsamen Weg!
Die neuapostolischen Gemeinden sind seit 2005 dazu aufgerufen , sich an dem Internationalen Gebetstag für den Frieden zu beteiligen. Üblicherweise gehen die Dienstleiter im Gebet des Wochen- oder Sonntagsgottesdienstes darauf ein.
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