Ins Bild gesetzt (9): In Freud‘ und Leid vereint
Freudig, traurig, feierlich: Manche Gottesdienste bieten besondere Anlässe – und stellen ganz eigene Anforderungen. Was der Fotograf tun kann, damit das Ereignis in bester Erinnerung bleibt.
Wenn zwei gläubige Menschen zueinander finden, dann treten sie ganz gerne vor den Altar. Und wenn dann die Familie weiterwächst, dann bringen sie auch ein kleines Menschlein vor Gott und die Gemeinde. Zur Hochzeit oder bei der Heiligen Wassertaufe möchte kaum jemand den Fotografen missen.
Folgende Tipps gelten in jedem Fall:
- Planen und absprechen: Wer sich frühzeitig informiert, was vor, während und nach der Handlung passiert, der kann im rechten Augenblick auf den Auslöser drücken.
- Frühzeitig am Altar: Gerade in großen Kirchensälen und Hallen entscheidet der Standort über Erfolg oder Misslingen bei der Motivsuche. Wichtig: der freie Blick auf die Gesichter von Brautpaar oder Täufling.
- Kurz vor dem Amen: Während der eigentlichen Handlung ist Zurückhaltung geboten. Wenn überhaupt – und gegebenenfalls mit dem Dienstleiter besprochen – erst gegen Ende zwei, drei Mal auslösen – ohne Blitz.
- Näher, noch näher: Nicht in der dritten oder vierten Reihe stehen und sich über Hinterköpfe im Bild ärgern. Aber auch nicht auf Tuchfühlung mit den Beteiligten gehen; lieber das Teleobjektiv einsetzen.
- Perspektive wechseln: Das Geschehen als persönliches Ereignis (Detail- und Nahaufnahmen) und als Gemeinde-Ereignis (Überblicke und Totalen) dokumentieren. Gelegentlich in aller Ruhe den Standort verändern.
Diese Hinweise gelten grundsätzlich im Allgemeinen auch für Ordinationen, Beauftragungen, Ernennungen und Ruhesetzungen. Allerdings ist zu beachten, dass gerade das Fotografieren bei Ordinationen regional unerwünscht ist. Deshalb gilt: Nachfragen.
Glückwünsche zeigen Glück
So ziemlich freie Bahn hat der Fotograf im Anschluss an solche Anlässe – nämlich, wenn es nach dem Gottesdienst ans Gratulieren geht:
- Emotionen einfangen: Die spiegeln sich vor allem in den Gesichtern, aber auch in Gesten. Dabei nicht nur die Gratulanten im Blick haben, sondern auch die Beglückwünschten. So oder so hilft es, öfter den Standort zu wechseln.
- Serienweise am Drücker: Bei Gratulationen und Verabschiedungen ist viel Bewegung – und der perfekte Augenblick schnell vorbei. Automatische Reihen- oder Serien-Aufnahmen erhöhen die Chance, die besten Momente einzufangen.
- Zeitlich auf zack: Ungünstige Lichtverhältnisse lassen die schnellen Abläufe im Foto verwischen und verwackeln. Denn dann belichtet die Automatik zu lange. Deshalb im Programm TV (Canon) oder S (Nikon, Sony, Panasonic) Zeiten von 1/160 oder kürzer einstellen.
Anteilnahme mit Feingefühl
Ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen Trauerfeiern, Trostgottesdienste oder auch Begräbnisse. Hier ist Pietät das oberste Gebot:
- Anstand wahren: Nahaufnahmen, auch mit dem Tele, verbieten sich. Denn die Fotos sollen die Intimsphäre der Hinterbliebenen schützen und nicht Trauer, Leid und Tränen zur Schau stellen.
- Abstand halten: die Gemeinde im Überblick aufnehmen, besser noch den Kirchensaal von hinten nach vorne aufnehmen. So lässt sich das Portraitieren von Trauernden vermeiden.
- Symbolbilder erstellen: Blumenschmuck, Kerzen, Kondolenzbuch, das Bild des Verstorbenen, die aufgeschlagene Bibel, die Texte aus dem Gesangbuch – das alles spricht für sich.
Wer mit so viel Einfühlungsvermögen am Auslöser agiert, der kann auch solche anspruchsvollen Aufgaben meistern.
Foto: Oliver Rütten