Ein grüner Feigenbaum ist Gold wert! Das wussten schon die antiken Menschen. Im Schatten seiner Blätter zu ruhen, das hatte Stil. Doch was nutzen die Blätter, wenn man Hunger auf Feigen hat? Ein Feigenbaum ohne Feigen macht nicht satt.
Zwei verschiedene Erklärungsstile für das Gleichnis vom Feigenbaum stehen in der Bibel: Bewahrung oder Untreue. Grünte er, konnte man in seinem Schatten gut ruhen. Ohne Früchte jedoch, war er kein richtiger Feigenbaum. Jesus selbst hat das erfahren, im Markusevangelium wird davon berichtet: „Und am nächsten Tag, als sie von Betanien weggingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen. Da fing Jesus an und sprach zu ihm: Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das“ (Markus 11, 12-14). Diese kleine, interessante Geschichte ist für den antiken Menschen durchaus verständlich. Heute braucht es mehr Erläuterungen.
An seinen Früchten erkennt man den Baum
Ein Feigenbaum ohne Feigen? Wo die doch so süß schmecken und nahrhaft sind. Man teilt sie gern mit seinen Gästen. Jesus verflucht den Feigenbaum, vor dem er steht – er hatte Hunger, der Feigenbaum aber keine Feigen, nur Blätter. Er sah aus wie ein Feigenbaum, bot aber keine Früchte. Was genau soll uns das sagen? Steckt hinter diesem Erlebnis mehr als nur eine kleine Geschichte? Die Bibelexegeten sagen ja!
Jesus war der angekündigte Messias, auf den das Volk so lange gewartet hatte. Er war es, von dem die Propheten vorhersagten. Und er hatte es den Menschen deutlich gezeigt, welche Wunderkräfte er besaß. Er lehrte sie in Vollmacht und mit Weisheit. Doch Früchte, also Konsequenzen, zog das nicht nach sich. Nur Wenige scherte es. Früchte der Nachfolge, der Freude über das Kommen des Messias zeigten sie nicht. Das Volk glaubte nicht an ihn, lehnte ihn ab, tötete ihn sogar.
Und unsere Früchte?
Zurück ins Heute: Christen dürfen sich nicht versteigen, arrogant auf andere zu blicken. Sie müssen sich selbst fragen, ob außer ihrem Bekenntnis an Jesus Christus – und deshalb nennen sie sich ja Christen – auch Früchte gewachsen sind? Gibt es Freude? Gibt es Frieden? Gibt es Liebe unter den Menschen? Treten wir, die wir getauft sind auf den Gottessohn, für seine Botschaft ein? Oder sind wir lau geworden? Gleichgültig? Von außen alles gut, aber ohne Früchte?
Die Sendschreiben an die Gemeinden in Kleinasien singen ein Lied davon. Die Gemeinde in Sardes etwa: „Ich kenne deine Werke. Du hast den Namen, dass du lebst und bist tot.“ Schon damals fehlte die Liebe. Nach außen war alles grün, doch Früchte der Liebe und Gottesfurcht gab es keine. Früchte des Heiligen Geistes sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit – so sagt es der Galaterbrief.
Bekennen und bezeugen
Das Bild vom Feigenbaum ist ursprünglich ein Bild für Israel, das in Jesus nicht den Messias erkannte. Es ist jedoch auch eine Warnung an uns Christen heute: Wir wollen nach dem Willen Gottes handeln, vergebungsbereit sein und Tod und Auferstehung Jesu bezeugen.
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