Mit Liebe dienen, nicht regieren

Klare Worte fand Stammapostel Schneider, als er über den Dienst der Amtsträger sprach. Wachsam sein, auf Gefahren hinweisen – das sei ihr Dienst in der Gemeinde. Das Amt biete keine Hierarchie, keine Chefetage.

Alle aktiven und im Ruhestand lebenden Amtsträger Albaniens und des benachbarten Kosovo kamen zu einem Gottesdienst mit Stammapostel Jean-Luc Schneider zusammen. In der Kirche in Tirana predigte der höchste Geistliche der Neuapostolischen Kirche am Samstag, 9. Juli 2016, zu dem Wort aus Hesekiel 3,17: „Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel. Du wirst aus meinem Munde das Wort hören und sollst sie in meinem Namen warnen.“

Kein Chef, sondern ein Diener

Die Wächter und das Haus Israel seien ein Bild für die Amtsträger und die Kirche, für die Gemeinde in der heutigen Zeit. „Es heißt: ‚Ich habe dich gesetzt.‘ Es ist also ein Ruf Gottes. Gott hat uns zum Dienst gerufen, nicht ein Mensch, nicht eine Organisation“, betonte Stammapostel Schneider. Und Gott habe zum Dienst gerufen; ein Amtsträger sei also ein Diener Gottes! Darüber hinaus sei die Annahme eines Amtes nicht mit Vorteilen versehen: „Wir sind nicht Amtsträger geworden, Diener Gottes, damit es uns in unserem Leben besser geht“ erklärte der Kirchenleiter. Es sei ein Dienst für Gott und für die Gemeinde.

Kein Heils-Automatismus

Die Erfüllung des Amtes ermögliche nicht, göttliches Heil zu verdienen. Das seien zwei ganz unterschiedliche Dinge: „Man kann ein sehr guter Diener sein, eine phantastische Arbeit im Werk Gottes tun und am Tag des Herrn dennoch nicht dabei sein.“ Das Amt und der Dienst hülfen nicht, die eigene Seligkeit zu erlangen. Stammapostel Schneider ganz konkret: „Ich kann nicht zum Herrn Jesus kommen und sagen: ‚Herr, ich war doch dein Stammapostel, du musst mich mitnehmen!‘ Er könnte mir dann sagen: ‚Nein, du warst nur ein Werkzeug, das brauche ich jetzt nicht mehr.‘ Wenn sich in meiner Seele nichts zum Guten verändert hat, dann bin ich am Tag des Herrn nicht dabei.“

Der Dienst des Wächters

Der Wächter müsse wachen, Gefahren erkennen und andere warnen. Der Wächter könne aber nicht allein gegen den Feind kämpfen und er könne auch nicht die Anfechtungen vermeiden. Im Glauben sei das ähnlich: „Als Diener Gottes können wir nicht vermeiden, dass die Gemeinde angefochten wird. Wir können das Böse nicht aus der Welt schaffen.“ Die Aufgabe sei, „die Gefahr zu erkennen und die Geschwister zu warnen. Wir können auch nicht anstelle der Gemeinde kämpfen. Jedes Gotteskind muss selbst für sein Heil kämpfen; das kann der Priester nicht für die Geschwister tun.“

Keine Regentschaft, kein Chef-sein

Der Amtsträger sei kein Chef über die Gläubigen. „Unser Amt ist keine Hierarchie, dass wir über die Gemeinde regieren könnten, dass wir der Gemeinde Befehle erteilen könnten und sie uns alle dienen müssten“, so der Kirchenleiter. Eine erhöhte Stellung sei nur durch die Heiligung, durch den göttlichen Ruf zum Dienst gegeben.

Weise Weitsicht

Ein Wächter müsse gute Augen haben; wäre er kurzsichtig, ist er unnütz. Drei Faktoren sind dem Stammapostel beim Dienst in der Gemeinde wichtig:

  • Aus der Perspektive des ewigen Lebens sehen: „Es geht nicht nur um das irdische Wohlergehen. Denkt an das Ziel, denkt an das Kommen des Herrn, denkt an das ewige Leben!“
  • Ohne Grenzen sehen: „Wir könnten die Situation gar nicht richtig einschätzen, wenn wir uns nicht bewusst wären, dass es im Jenseits weitergeht.“ und „Wir dürfen auch nicht nur unsere kleine Gemeinde sehen, sondern müssen das Werk Gottes im Ganzen im Blick haben.“
  • Nicht nur sich selbst sehen: „Der Herr Jesus ist das Vorbild, nicht ich! Lass doch den anderen ganz anders sein, die Hauptsache ist, dass er dem Herrn Jesus folgt und sein Leben nach dem Evangelium gestaltet.“

Mangel bekämpfen

Nicht der Amtsträger definiere die Gefahr, sondern „der Heilige Geist sagt uns, was gefährlich ist“, so der Kirchenleiter. Drei Gefahren bedrohen die Kirche heute:

  • Mangel an Liebe zu Gott: „Man ist noch im Gottesdienst, bringt noch sein Opfer, man dient sogar noch dem Herrn; aber es geschieht nicht aus Liebe.“
  • Mangel an Liebe zum Nächsten: „Das ist in unserer Gesellschaft ein Grundtrend: Die Menschen werden immer ichbezogener. Sie interessieren sich nur noch für sich selbst, und alle anderen sind nicht mehr wichtig.“
  • "Die Gefahr, dass wir als Gotteskinder die Gnade nicht voll ausschöpfen: Der Herr Jesus schenkt uns volle Gnade, aber schöpfen wir sie richtig aus? Dazu sind Demut und Reue notwendig.“

Warnungen hörbar machen

Damit Warnungen des Wächters gehört werden können, „müssen die Menschen ihn allerdings auch hören, müssen die Warnung wahr und ernst nehmen“, erklärte der Stammapostel. An drei Eigenschaften solle der Wächter erkennbar sein:

  • Er warnt die Gläubigen aus Liebe: „Es geht nicht darum, dass die Gemeinde uns liebt. Wichtig ist, dass wir sie alle lieben und sie unsere Liebe wahrnehmen können.“
  • Er ist verständig und glaubwürdig: „Wenn ich sage: ‚Liebe Geschwister, das ist gefährlich!‘ aber ich handele nicht danach, dann nimmt mich niemand ernst.“
  • Er schenkt seiner eigenen Predigt Glauben: „Wir sollten immer die Ersten sein, die das Wort in die Tat umsetzen. Unser Verhalten ist entscheidend dafür, ob wir glaubwürdig sind oder nicht.“

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