Sie sind 60, 70 oder gar 100 Jahre alt. Und sie müssen – oft auf sich allein gestellt – ums Überleben kämpfen: alte Menschen in Äthiopien nach der großen Dürrekatastrophe. Ein Projekt der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland zeigt, wie wichtig Hilfe zur Selbsthilfe ist.
Es war eine der schlimmsten Hungersnöte der vergangenen Jahrzehnte: Mehr als elf Millionen Menschen waren 2011 im Osten Afrika auf Hilfe angewiesen. Da waren die Medien noch voller Bilder von Flüchtlingen und Rettungsaktionen. Doch als mit den Ersthelfern auch die Kameras abzogen, begann der Überlebenskampf erst richtig. Denn die Dürre hat die Existenzgrundlagen – häufig Ackerbau und Viehzucht – zerstört.
Alt, krank, ohne Auskommen
Jillo Wario Guyo ist 70 und Witwe. Sie ist krank und lebt in der Küche eines Verwandten. Galgalu Gebaba zählt runde 100 Jahre, hat immerhin ein eigenes Dach über dem Kopf, aber ebenfalls kein Land, kein Vieh, kein Auskommen mehr. Aus dem gleichen Grund ist Jillo Elema (60 Jahre) mit ihrem Mann als Tagelöhner in den Mineralbergbau gegangen. Kinder und Enkel können wenig helfen, weil sie selbst kaum über die Runden kommen.
Doch das Leben der drei Frauen aus dem Süden Äthiopiens hat sich zum Besseren gewendet – wie für weitere 7000 ältere Menschen und ihre Familienmitglieder in der Borana-Region: Das humanitäre Netzwerk „HelpAge International“ hat ihnen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Finanziert hat dieses Projekt zur Existenzsicherung alter und kranker Menschen das Missionswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland.
Die Dorfgemeinschaft entscheidet
Nicht die Hilfsorganisationen, sondern die Dorfgemeinschaften selbst entschieden, wem die Unterstützung vor Ort zu Gute kommen sollten: in manchen Fällen als einfache Hilfszahlung, überwiegend aber als Starthilfe zum Wiederaufbau eines nachhaltigen Lebensunterhalts.
Jillo Wario Guyo erhielt einen Geldbetrag, den sie in eine ärztliche Behandlung und in den Bau eines Hauses investierte. Galgalu Gebaba bekam zehn Ziegen, mit denen sie eine kleine Zucht auf die Beine stellen konnte. Und Jillo Elema gehört zu dem Team aus 30 Frauen, die mit Hilfe eines gespendeten Mahlwerkes einen Müllerbetrieb aufbauten.
Die Würde zurückgegeben
300.000 Euro hat das Missionswerk für das Drei-Jahres-Projekt zur Verfügung gestellt. Schon vor dem Auftakt dazu im November 2012 hatte sich die Hilfsorganisation gegen die Hungersnot engagiert: Mit 25.000 Euro an Humedica im Juli 2011 für Lebensmittel und medizinischen Bedarf sowie mit 75.000 Euro an HelpAge in Sachen Wasserrehabilitation und Weidemanagement von Oktober 2011 bis Februar 2012.
Das große Hilfsprojekt ist nun beendet – mit nachhaltigem Erfolg. Denn die Wiederaufbauhilfe hat den Menschen mehr gegeben als eine Existenzgrundlage: „Ich bin zuversichtlicher und unabhängiger“, freut sich Jillo Wario Guyo. „Ich bin stolz und stärker“, sagt Galgalu Gebaba. Und Jillo Elema ist dankbar dafür, dass die Starthilfe ihr „das Vertrauen und meine Würde zurückgegeben“ hat.