Taizé – ein besonderer Ort, den man so schnell nicht vergisst
„Sag mal Elou, fährst du mit mir ins Kloster? Sehr direkt konfrontierte mich vor Jahren meine beste Freundin mit dieser Frage. Genau so direkt und ohne weiter darüber nachzudenken, antwortete ich mit ‚Ja!‘. Das war damals eine der besten Entscheidungen meines Lebens.“
So beginnt ein Erlebnisbericht von Elouise Rodriguez Garcia, Elou genannt. Die 25-Jährige lebt in Dorsten/Deutschland und ist dort Erzieherin. Seit ihrem 18. Lebensjahr fährt sie im Sommer regelmäßig für eine Woche in den Klosterurlaub nach Taizé.
Taizé, ein kleines Dorf mit Anziehung
Taizé, das ist ein kleines, idyllisch gelegenes Dorf im französischen Südburgund. Es liegt abseits von größeren Städten. Hundert Kilometer entfernt im Süden liegt Lyon. Wer im Sommer kommt, taucht ein in eine herrlich sprießende bunte Blumenwelt. Das mittlerweile weltbekannte Kloster der Communauté liegt auf einem Hügel. Nur eine schmale Straße führt hinauf. Roger Schutz gründete hier in den 1940er Jahren die ökumenische Bruderschaft. Seine Idee – ein Leben in Gemeinschaft und Frieden mit Gott – kommt noch heute gut an, insbesondere bei jungen Menschen.
Heute leitet Bruder Alois die Bruderschaft. Er und seine Mitbrüder in der Communauté erwirtschaften ihren Lebensunterhalt ausschließlich mit dem Erlös aus ihrer Arbeit. Es gibt ein kleines Geschäft, in dem die vielen Besucher Anhänger für Ketten, CDs mit den bekannten Liedern aus Taizé, Kunstwerke, Notenmaterial und Ähnliches kaufen können. Um eine Zeitlang in Taizé zu wohnen, zahlt der Besucher einen Kostenbeitrag: Für Jugendliche aus Belgien, Deutschland, Luxemburg, Österreich, Südtirol und der Schweiz sind das zwischen 7,50 und 10,50 Euro pro Tag.
Gleich laufende Tage
Elouise erlebt hier vor allem eins: Im Kloster laufen die Tage ziemlich gleich. Sie beginnen mit dem gemeinsamen Morgengebet, anschließend gibt es Frühstück. Um 10 Uhr gibt es eine Bibellektion, durchgeführt von einem Bruder der Communauté. Im Anschluss daran wird der Text in Kleingruppen besprochen. „Das Reizvolle daran: Du lernst jede Menge neue interessante Menschen aus der ganzen Welt kennen“, sagt die Besucherin aus Deutschland. Mittagsgebet um 12 Uhr, danach Mittagessen. Am Nachmittag trifft man sich nochmal in Gesprächsgruppen oder hilft bei einer der praktischen Arbeiten mit. Um 19 Uhr gibt es Abendessen. Das Abendgebet um 20.30 Uhr beschließt den Tag.
Denken, reden und singen
Viele junge Leute treffen sich danach noch am „Oyak“. Das ist ein kleiner Kiosk mitten im Dorf. Lieder zur Gitarre oder einfach nur miteinander reden – hier ist ein Treffpunkt für Menschen aus vielen Nationen. Um 23.30 Uhr geht das Licht aus. Dann kommen die „Night Guards“ und bitten alle, ihre Baracken oder Zelte aufzusuchen. Nur die Versöhnungskirche ist noch geöffnet. Zu fast jeder Uhrzeit finden sich Menschen, die gemeinsam die beruhigenden Taizé Gesänge anstimmen.
Elouise meint: „Taizé ist friedlich, schön. Es herrscht eine besondere Atmosphäre dort. Du findest Zeit und Raum, um zu dir selbst, aber auch zu Gott zu finden.“ Einfach mal einen klaren Kopf zu bekommen und all die Alltagssorgen loszulassen, das ist ihrer Meinung nach der Erfolg solcher Meditationen. „Taizé ist ein wirklich besonderer Ort. Ein Ort, den man so schnell nicht wieder vergisst.“