Er hat seine Kirche verändert: von einer geschlossenen Gruppe zur einer offenen Gemeinschaft in der Mitte der Gesellschaft. Am Sonntag nächster Woche endet seine Ära als Bezirksapostel. Noel E. Barnes (Cape) geht in den Ruhestand.
Gemeinsame Sache machen sie auf mehreren Ebenen: das Philharmonische Orchester der Stadt Kapstadt und die Neuapostolische Kirche Cape. Der eine bildet Instrumentalisten des anderen aus und der andere stellt Chöre zur Verfügung. Gemeinsame Auftritte gibt es regelmäßig. Und unlängst hat das Orchester einen Hauptdirigenten bekommen, dessen musikalische Laufbahn in der neuapostolischen Heimatgemeinde begann – mit dem für Kinder fast schon obligatorischen Blockflöten-Spiel.
Rausgehen und Reinlassen
Das ist ein Paradebeispiel für den Weg, den Noel Edward Barnes die Gebietskirche geführt hat: Wie anderswo auch herrschte dort bis in die 1990er Jahre hinein eine starke Selbstbezogenheit nach dem Motto „Nur mit Glaubensgeschwistern, nur für Glaubensgeschwister“. Doch dann kam Ende 1996 der neue Bezirksapostel mit der Devise: „Die Kirchentüren öffnen“.
Und die Kirchentüren öffneten sich in beide Richtungen. Mitmachen ist nicht mehr an Mitgliedschaft gebunden. Man muss kein regelmäßiger Gottesdienstbesucher sein, um in den Cape-Chören mitsingen zu können. Gleichzeitig ging die Kirche weit hinaus an die Öffentlichkeit – bis hin zum eigenen Fernsehkanal NAC TV.
Kirche als Zuflucht
Und die Kirche geht mitten hinein in die Gesellschaft – auch dahin, wo es weh tut. Zum Beispiel nach Delft, einem Township, das berüchtigt ist für Gewalt, Drogenmissbrauch und Bandenkriminalität. Dort hat die Gemeinde „Leiden Central“ ihr Gotteshaus. Die Woche über dient der Kirchenbau als Sporthalle und Treffpunkt, als sicherer Hafen vor allem für Jugendliche.
Auch das ist ein Paradebeispiel – und zwar dafür, wie der scheidende Bezirksapostel „Kirche“ versteht: als freudige Gemeinschaft, in der Gott tätig ist, und in der sich alle Menschen wohlfühlen können, aber auch als einen Zufluchtsort, der Geborgenheit schenkt, Selbstwertgefühl schafft und Trost spendet.
Intuition als Führungsstärke
Wie hat er das geschafft, dieser Mann, der auf den ersten Blick recht geschäftsmäßig wirkt?
Mit Weitsicht, Ausdauer und Behutsamkeit: „Du hast die Hälfte des Weges schon geschafft, wenn es nicht mehr falsch läuft“, sagte er einmal einem frustrierten Mitstreiter. „Dann schaffst du es bald auch, dass es richtig läuft.“
Mit einer ausgeprägten Großzügigkeit als Seelsorger und einer fast schon berüchtigten Sparsamkeit als Verwaltungschef. Mehr als ein Mitarbeiter bekam zu hören: „Das passt noch nicht. Du musst nochmal verhandeln.“ Oder: „Das war kein guter Service. Du musst einen Nachlass fordern.“
Vor allem aber mit der ihm eigenen Führungsstärke: mit einem großen Herzen und einem offenen Ohr für jedermann. Mit der Fähigkeit, die Befindlichkeiten seiner Gesprächspartner intuitiv zu erfassen. Und schließlich mit Sachverstand und einem gesunden Bauchgefühl für die richtige Entscheidung. Das alles gipfelt auch schon mal in der Aussage: „Das war ein guter Gedanke, aber eine schlechte Idee.“
Der Kreis schließt sich
Wenn Bezirksapostel Barnes während des Stammapostel-Gottesdienstes am Sonntag, 18. Dezember 2016, in der Gemeinde Silvertown in den Ruhestand geht, dann schließt sich für ihn ein Kreis: Exakt vor 20 Jahren und drei Tagen hat er eben in dieser Kirche die Aufgabe übernommen, die er nun weitergibt. Seinem Nachfolger hinterlässt er große Fußstapfen.