Das Thema „Amtsverständnis“ ist in aller Munde. Und die Reaktionen fallen deutlich überwiegend positiv aus. Doch es gibt auch Kritik. Die Meinungstrends im Überblick.
Mit einer Video-Ansprache wendet sich Stammapostel Jean-Luc Schneider derzeit an die Kirchenmitglieder weltweit. Den Auftakt machten Europa und Südafrika am vergangenen Dienstag, es folgten Australien und Argentinien. Thema des Vortrags sind die kommenden Regelungen zur Trennung von Amtsvollmachten und Leitungsfunktionen.
Dass der Kirchenleiter selbst den Glaubensgeschwistern die Neuerungen vorstellt, erläutert und begründet stößt durchweg auf Zustimmung – sowohl offline in den Gemeinden als auch online in den sozialen Netzwerken. „Das nenne ich mal Transparenz“, schreibt zum Beispiel eine junge Frau aus Namibia auf Facebook.
Viel Zustimmung zur neuen Ämterstruktur
Ab Pfingsten 2019 werden die Ämter vom Evangelisten bis zum Bischof nicht mehr neu ordiniert. Das ist die größte Neuigkeit aus der Video-Ansprache. Und das stößt auf große Resonanz. Überwiegend positiv, so hat Kirchensprecher Peter Johanning beobachtet. Er schätzt die Zustimmung auf 80 bis 90 Prozent.
Und das klingt in den sozialen Netzwerken tatsächlich so: „Die Kirche bewegt sich und wagt Änderungen. Glückwunsch“, schreibt ein Schweizer. „Ein mutiger Schritt in die richtige Richtung – wir können stolz auf die Reformfreudigkeit der Apostel sein“, meint ein Österreicher. „Ich erkenne die Weisheit in diesen großen, erstaunlichen Veränderungen“, betont eine Australierin.
Doch es gibt auch Kritik – und das von zwei Seiten.
Verständnis für Besorgnisse
Zu wenig, zu spät, zu vorsichtig – so bewerten diejenigen, die sich anderes erhofft hatte. Zu viel, zu schnell, zu heftig – so kommentieren hingegen Glaubensgeschwister, die befürchten, dass die Kirche an Profil einbüßt. „Ich glaube es sind viele kleine Dinge“, schreibt zum Beispiel eine Frau aus Deutschland und nennt als Beispiel – wie viele andere – die dortige Gesangbuchreform.
„Es ist so wichtig, dass sich unsere Kirche weiterentwickelt und nicht stehen bleibt!“, hält eine Mitteldeutsche solchen Befürchtungen entgegen. „Wir entwickeln uns weiter, wir passen uns nicht an, sondern gehen einen eigenen Weg“, ergänzt ein Niederländer. „Macht viel Sinn in dieser hektischen Welt“, schreibt ein Rentner aus Kanada und betont: „Das Evangelium bleibt unverändert!“ Verständnis zeigt eine junge Frau aus Sambia: „Für uns Menschen ist es schwierig, Veränderungen zu akzeptieren: Aber wenn man sich dieses Video aufmerksam anschaut, dann hat unser Stammapostel die meisten Fragen, die im Umlauf waren, klar beantwortet.“
Kirche beantwortet offene Fragen
Je nach Kulturkreis verläuft die Debatte in Sachen „Frauen-Ordination“ mehr oder weniger konträr . Der Stammapostel hatte angekündigt, dass sich die Bezirksapostel und Apostel bald auch mit dieser Frage beschäftigen werden. Das Thema sei niemals wirklich innerhalb der Neuapostolischen Kirche diskutiert worden. Man werde sich alle Zeit nehmen, das Thema in der Tiefe auszuloten. Dazu gehörten die teilweise widersprüchlichen Aussagen der Bibel ebenso wie gesellschaftliche Aspekte.
Häufiger zu lesen und zu hören waren Sätze wie: „Das habe ich noch nicht verstanden.“ Noch gibt es viele Fragen – zumeist zum Wie und Warum. Doch die Kirchenmedien sind gewappnet: In diesen Tagen erscheint eine Sondernummer der „Leitgedanken für Amtsträger“, die demnächst auch im Mitgliedermagazin „community“ zu lesen ist. Bei nac.today startet in Kürze eine Serie. Und auch die Zeitschrift „Unsere Familie“ hat eine entsprechende Artikel-Reihe ebenso in Arbeit wie das junge Kirchenmagazin „spirit“, ein Themenheft rund ums „Dienen“.
Unterdessen beginnen die Schulungen für die Amtsträger. Dazu drücken die Referenten dieser geplanten Seminare selbst erstmal die Schulbank. Die wohl erste Veranstaltung dieser Art findet diesen Samstag in Hessen statt. Bis Pfingsten sollen die aktiven Amtsträger fit gemacht sein. Dann stehen weitere Seminare für Ruheständler und alle interessierten Kirchenmitglieder an.