Grund, Wesen und Vollmacht – Jesus Christus gibt dem Amt alles vor. Alles? Und was ist mit der Ordnung unterschiedlicher Ämter? Darauf hat das Neue Testament gleich drei Antworten – mindestens.
Klar ist: Das Apostolat ist das einzige Amt, das Jesus Christus selbst gestiftet hat – als er dem engsten Kreis seiner Jünger den Auftrag gab, zu lehren, zu taufen und das Abendmahl zu feiern. Und als er sie ermächtigte, die Vergebung der Sünden zu verkündigen.
Die Botschaft an Christi statt
Was den Apostel ausmacht, das charakterisiert das Neue Testament umfassend: das Amt, das den Geist gibt, das zur Gerechtigkeit führt, das die Versöhnung predigt, als Botschafter an Christi statt und als Haushalter über Gottes Geheimnisse.
Zu den Vollmachten des Apostelamtes gehört auch die Befugnis, zu lösen und zu binden: das heißt, etwas für verbindlich oder für nicht verbindlich zu erklären, mithin auch das Gemeindeleben zu ordnen. Wie die ersten Apostel diese Befugnis schon früh nutzten, davon berichtet die Apostelgeschichte.
Die Armenhelfer
Um sich ganz der Verkündigung des Evangeliums widmen zu können, ließen die Apostel sieben Armenhelfer durch die Jerusalemer Urgemeinde wählen. Der Dienst wurde unter Handauflegung und Gebet übertragen. Auch wenn der Begriff an dieser Stelle nicht fällt, gilt diese Einsetzung allgemein als Geburtsstunde des Diakonen-Amtes.
In den Korinther-Briefen bezeichnet sich Apostel Paulus selbst als „diákonos“ (altgriechisch für Diener, Helfer). Als Titel für einen bestimmten Amtsträger taucht das Wort erst im Philipper-Brief auf. Eine persönliche Anforderung beschreibt schließlich der erste Timotheus-Brief: Die Diakone sollen ehrbar sein, nicht doppelzüngig, keine Säufer und nicht gewinnsüchtig.
Die Gemeindeleiter
Die Diakone verrichteten ihren Dienst unter Aufsicht der Gemeindeleiter. Diese wurden ganz unterschiedlich bezeichnet – je nach Kulturkreis. Im palästinischen Kontext ist, dem zeitgenössischen Judentum folgend, von Ältesten die Rede (presbýteros). Und im hellenistischen Zusammenhang wird von Bischöfen (epískopos) gesprochen. Von Griechenland und Kleinasien wandert dieser Begriff im Westen bis nach Rom und im Süden bis nach Syrien.
Anfangs meinen beide Worte die gleiche Funktion: So berichtet die Apostelgeschichte, wie Paulus die Ältesten von Ephesus zusammenruft und sie daran erinnert, dass der Heilige Geist sie zu Bischöfen eingesetzt hat. In den Pastoralbriefen zeichnet sich aber schon eine Entwicklung ab: Während die Ältesten immer als Gruppe erwähnt werden, wird vom Bischof immer in Einzahl gesprochen. Auch hier nennt der erste Timotheus-Brief die Anforderungen: Ein Bischof soll untadelig sein, besonnen, gastfreundlich, geschickt im Lehren, gütig, kein Neugetaufter und einen guten Ruf haben.
Die Geistesgaben
Darüber hinaus erwähnen neutestamentliche Briefe noch Propheten und Lehrer sowie Hirten und Evangelisten. Allerdings werden diese nicht gemeinsam mit Ämtern wie Diakon, Ältester oder Bischof genannt, sondern im Zusammenhang mit der Vielfalt an Geistesgaben, wie zum Beispiel die Kraft, Wunder zu tun, das Vermögen, zu heilen, oder die Zungenrede. Zudem fehlt es hier an Charakterisierung oder Anforderungen wie bei den anderen Ämtern.
Kein Wort verliert das Neue Testament indes über den Priester im heutigen Sinn. Zwar kommen die Hohepriesterschaft Jesu Christi und das königliche Priestertum aller Gläubigen zur Sprache. Doch dabei geht es um den alttestamentlichen Priesterbegriff (hebräisch kōhēn, griechisch hiëreús). Das Wort und der Stand des Priesters entwickelten sich erst in nachbiblischer Zeit aus dem presbýteros, also dem Ältesten.
Die Zusammenschau macht deutlich: Das Neue Testament kennt keine einheitliche Lehre vom Amt. Allerdings zeigen sich erste Ansätze dazu. Diese entfalten sich erst im weiteren Verlauf der Kirchengeschichte. Wie? Darum geht es in der nächsten Folge dieser Serie.
(Quellen für diesen Artikel sind vor allem der Katechismus der Neuapostolischen Kirche, ein ergänzender Kommentar zum Kapitel 7, die Schulungsunterlagen zum Amtsverständnis sowie die Ausgabe 04/2005 der Kirchenzeitschrift „spirit“ / Foto: vadiml – stock.adobe.com)